Die Unternehmen sind optimistisch gestimmt. Durch Zukäufe steigern sie den Umsatz und die Zahl ihrer Mitarbeiter. In einer interaktiven Karte zeigen wir die 50 größten Unternehmen in Baden-Württemberg.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die deutsche Wirtschaft kann sich auf einen fast goldenen Herbst freuen. Nichts deutet auf ein Ende der seit 2013 positiven Entwicklung hin. Das Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung jedenfalls rechnet für das laufende Jahr mit einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 1,8 Prozent – und für 2018 sogar mit einem Plus um zwei Prozent. Eine Prognose, die sich nach Ansicht von Experten zumindest für dieses Jahr eher noch verbessern dürfte.

 

Es wundert daher wenig, dass auch die baden-württembergischen Unternehmen recht zuversichtlich in die Zukunft schauen, ist die Entwicklung im Südwesten doch fast besser als im Bund. Dies auch deswegen, weil im Südwesten das verarbeitende Gewerbe noch recht stark vertreten ist – aber auch wegen der hohen Exporte.

Delle des vergangenen Jahres wird wohl ausgebügelt

Die Delle beim Export des vergangenen Jahres wird 2017 aller Wahrscheinlichkeit ausgebügelt. Im letzten Jahr gingen die Ausfuhren aus dem Südwesten noch um etwas mehr als zwei Prozent zurück – doch in der ersten Jahreshälfte 2017 erzielten die Unternehmen bereits ein Plus um fünf Prozent. Und auch wenn die Firmen im vergangenen Jahr etwas weniger exportierten – untätig waren sie im Ausland keineswegs. Im Gegenteil: So mancher Firmenchef kaufte kräftig zu – und erzielte dadurch große Steigerungen bei Umsatz und Mitarbeiterzahl.

Den größten Sprung nach vorne machte dabei der Autozulieferer Freudenberg aus Weinheim. Freudenberg übernahm ein Jointventure komplett und kaufte zudem Japan Vilene Company, eine Firma, die Vliese für Batterien oder die Dachhimmel für Autos herstellt. Der Umsatz des nordbadischen Unternehmens stieg dadurch um nicht weniger als 34 Prozent, die Zahl der Mitarbeiter sogar um mehr als 40 Prozent.

Deutliches Umsatzplus bei ZF Friedrichshafen

Dass auch der Getriebehersteller ZF aus Friedrichshafen ein deutliches Umsatzplus ausweisen konnte, verdankt er dagegen einer Aktivität aus dem Jahr 2015. Damals wurde der US-amerikanische Autozulieferer TRW erworben, der aber erst im vergangenen Jahr komplett in der Bilanz verbucht wurde. Kein anderes Unternehmen kletterte im StZ-Ranking weiter nach oben als der Ludwigsburger Kraftfahrzeugzuliefererzulieferer Mann + Hummel: Der Kauf des amerikanischen Filterherstellers Affinia Group brachte nicht nur ein Umsatzplus um fast 15 Prozent und eine Steigerung der Mitarbeiterzahl um ein Vierteil, sondern den Aufstieg von Platz 35 auf Platz 29.

Doch die Geschäfte müssen sich nicht immer um Autos drehen, wenn der Umsatz wächst: Heidelberg Cement schaffte sein Plus um zwölf Prozent bei den Erlösen und um fast ein Drittel bei der Mitarbeiterzahl durch den Kauf des italienischen Zementherstellers Italcementi. Wären die Erlöse des Mitte 2016 erworbenen Unternehmens – anders als die Mitarbeiterzahl – schon komplett in die Bilanz eingegangen, wäre das Umsatzplus noch größer gewesen.

Bosch steigert Zahl der Beschäftigten erheblich

Auch Bosch gehört zu den Unternehmen, die die Zahl ihrer Beschäftigten im vergangenen Jahr kräftig steigerten – aber wegen der ohnehin schon recht hohen Mitarbeiterzahl fällt die Zunahme um fast 15 000 Beschäftigte prozentual eben weniger ins Gewicht als bei einem kleineren Unternehmen. Doch trotz der guten Entwicklung bei vielen Unternehmen gibt es solche, die kräftige Rückgänge zu verzeichnen hatten. So etwa Bilfinger aus Mannheim, wo Umsatz und Beschäftigtenzahl um mehr als ein Drittel zurückgingen. Grund war der Verkauf eines großen Teils des traditionellen Baugeschäfts.

Anders als in der Industrie ist die Vorhersage im Handel für den Rest des Jahres eher verhalten. Die Umsatzsteigerung im Südwesten dürfte nach Meinung von Sabine Hagmann, der Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg, unter zwei Prozent liegen. Die Geschäfte im Handel schwankten, sagt Hagmann und weist dabei etwa auf den stets vom Wetter abhängigen Textilhandel hin. Der größte Händler im Südwesten aber wächst seit Jahren stark und verteidigt damit seinen zweiten Platz unter den 50 größten Unternehmen in Baden-Württemberg: Die Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm, zu der Lidl und Kaufland gehören. Die zur Schweizer Frey-Gruppe gehörende Autohändler Schwabengarage dagegen hat die Schotten dicht gemacht und nennt keine Umsatzzahlen für Deutschland mehr. Konsequenz: Im StZ-Ranking muss er Platz machen für einen Aufsteiger: Den Verbandsstoffhersteller Hartmann aus Heidenheim.

Unsere interaktive Grafik zeigt, wo die 50 größten Unternehmen im Land zu finden sind. Ein Klick auf den jeweiligen Kreis öffnet ein Infofenster mit genaueren Angaben zu Platzierung und Sitz des Unternehmens sowie Informationen über Mitarbeiter- und Umsatzentwicklung. Wenn Sie den Mauszeiger über das Symbol bewegen (hovern), öffnet sich das jeweilige Firmenlogo (diese Funktion steht bei Handys und Tablets nicht zur Verfügung). Die Einfärbung der Karte zeigt zudem, wie innovativ ein Land- oder Stadtkreis ist - dort, wo die Industriebetriebe unter den 50 Größten ihren Sitz haben, zeigt eine dunkle Färbung einen hohen Innovationswert an. Auch hier erscheinen durch das Darüberbewegen des Mauszeigers beziehungsweise ein Klick auf die Fläche weitere Informationen. Die zugrundeliegenden Daten stammen vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg