Der Sindelfinger Verleger Wolfgang Röhm hat die Zeitungslandschaft in der Region Stuttgart stark geprägt. Jetzt wurde er mitten aus dem Leben gerissen.

Mit Wolfgang Röhm verliert die Region Stuttgart eine herausragende Verlegerpersönlichkeit. Er führte von 1990 an das Familienunternehmen Druck- und Verlagsgruppe Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung in vierter Generation. Am 20. April ist er im Alter von 68 Jahren gestorben.

 

„Rührig“ ist eine Zuschreibung, die in der schnellen Medienbranche schnell vergeben wird. Auf Wolfgang Röhm trifft sie tatsächlich zu. Dabei war er keiner, der viele Dinge halt mal anfängt – seine Engagements waren durchweg von Substanz geprägt. Ob in der eigenen Zeitung, in der Südwestdeutschen Medienholding, zu der unter anderen die Stuttgarter Nachrichten, die Stuttgarter Zeitung und die Süddeutsche Zeitung gehören, und der Röhm über Jahre im Aufsichtsrat eng verbunden war, im Verband Deutscher Lokalzeitungen und Lokalmedien, als Mitgründer des „Neuen Torgauer Kreisblatts“ in Sindelfingens Partnerstadt, in der Hilfsorganisation seiner Zeitung oder im City-Marketing-Verein seiner Heimatstadt.

Was ihm am Herzen lag

Zwei Dinge lagen Röhm erkennbar am Herzen: den inhabergeführten Lokalzeitungen in der Region Gewicht und Stimme zu verleihen und die journalistische Qualität in diesen Titeln zu sichern. Aus beiden Motiven war ihm die Mantelpartnerschaft mit den Stuttgarter Nachrichten ein Anliegen, von denen auch die Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung ihre überregionalen Inhalte bezieht. Nicht von ungefähr war Röhm der anerkannte Sprecher im Kreis der Selbstständigen Mantelpartner der Stuttgarter Nachrichten.

Stets in engem Austausch mit seinen Verlegerkollegen und mit Geschäftsführung und Werbevermarktung der Zeitungsgruppe Stuttgart und mit der Chefredaktion der Stuttgarter Nachrichten stärkte Röhm diese Partnerschaft als wichtiger Impulsgeber und anspruchsvoller Gesprächspartner. Einer, der den Journalismus – solide Recherche und verständliche, verlässliche Berichterstattung – immer als elementare Grundlage des Zeitungsgeschäfts begriff und verteidigte.

Hartnäckig in den Debatten

Und das mit Herzblut. Das zeigte sich nicht zuletzt in Debatten mit der Redaktion um Inhalte. Etwa, wenn ihm eine wirtschaftsfreundlichere Kommentierung fehlte. Auch da offenbarte Röhm die Hartnäckigkeit, die ihn als Unternehmer auszeichnete.

Eine fröhliche Zuneigung verband ihn mit dem VfB Stuttgart. Eine Leidenschaft war für ihn, den ehemaligen Rennfahrer, der alpine Skisport. In den Schweizer Bergen fühlte er sich nach eigener Aussage zeitlebens wohl.

Mitten aus dem Leben

Entsprechend aktiv blieb Röhm, nachdem er 2020 die Geschäftsführung des väterlichen Unternehmens, das er viele Jahre mit seinen Brüdern Ulrich und Peter leitete, an seine Söhne Christian und Andreas übergeben hatte. Jetzt wurde er von einer schweren Krankheit aus dem Leben gerissen.