Die Obstbauern klagen über eine sehr schlechte Zwetschgen-Ernte. Weil es so wenig Früchte in der Region gibt, klettern die Preise – zum Leidwesen der Verbraucher.

Herrenberg - An vielen Zwetschgenbäumen hängen oft nur wenige Früchte. Wie in Herrenberg-Mönchberg sieht es auch andernorts aus. Bei einem Rundgang über die Obstbaumwiesen sprach der Experte aus dem Landratsamt, Manfred Nuber, von einem rund 70-prozentigen Ausfall bei der sonst üblichen Zwetschenernte. Zugesetzt hat dem Obst vor allem eine Frostnacht zwischen dem 20. und 21. April. Lediglich eine etwas unempfindlichere Sorte trotzte der Eiseskälte tapfer: die Elena. Bei den meisten anderen Sorten, inklusive der selten gewordenen Hauszwetschge, fällt der Ertrag in diesem Jahr äußerst dürftig aus. Die Folge: Die Verbraucher müssen sich auf hohe Preise einstellen.

 

Zwei Euro für ein Kilo Zwetschgen

„Auf dem Stuttgarter Wochenmarkt wurden zuletzt für ein Kilogramm Zwetschgen zwei Euro verlangt“, berichtet Helmut Werner, der Vorstand des Arbeitskreises Erwerbs- und Obstbau im Landkreis Böblingen. Das sei der Preis, der sonst für mehrere Kilogramm zu bezahlen war. Ein kleiner Trost für die Obstbauern, die laut Werner für ein geliefertes Kilogramm Zwetschgen 1,20 bis 1,30 Euro erhalten – immer noch ein Vielfaches mehr als in guten Erntejahren, wenn Unmengen der Früchte auch aus anderen Ländern auf den Markt kommen.

Der Obstanbau zu Nebenerwerbszwecken lohnt sich für viele der kleineren Erzeuger nicht mehr. Der Obst- und Gartenbauberater Nuber schätzt, dass es noch rund 300 Zwetschgenanbauer im Kreis gibt Nur rund eine Handvoll tun dies im Hauptberuf. Die Folge: In den vergangenen 15 Jahren ist die Erntemenge bei den blau bis grünen Früchten von 4000 Tonnen auf 1500 Tonnen gesunken. Allein die Konkurrenz der großen Anbauer aus dem Rheinebene und vom Bodensee hat sich hier bemerkbar gemacht.

Kirschenfest fällt aus

Auch andere Nebenerwerbslandwirte im Gäu haben mit ihrem Zusatzverdienst ihre Probleme. Peter Sindlinger aus Herrenberg-Kayh etwa, klagt über einen deutlich rückläufigen Absatz. Zumal er in diesem Jahr nur zehn bis 15 Prozent der Kirschen hat, die er sonst erntet. In Kayh sei sogar das Kirschenfest ausgefallen: „Weil es zu wenig Obstbauern gab, die ausreichend viele Früchte liefern konnten.“ Größere Einbußen gab es auf Grund der enormen Temperaturschwankungen auch bei anderem Obst, so auch bei Äpfeln.

Ein besonderes Problem tritt seit einigen Jahren mit der Kirschessigfliege auf, die ursprünglich in Südostasien beheimatet war. Der Schädling vermehre sich in gigantischen Ausmaßen, sagt Nuber. Ein einziges Insekt lege rund 400 Eier und befalle alles Obst: Trauben, Pfirsiche, Stachelbeeren, Johannisbeeren und auch Zwetschgen. Der Fliege, die in den Früchten Fäulnis verursacht, sei mit den bisher zur Verfügung stehenden Schädlingsbekämpfungsmitteln kaum beizukommen. Bei den Zwetschgen ist auch Elena nicht gegen die Fliege gefeit. „Die Bäume hängen voll“, sagt Nuber und rät, die Früchte nicht zu spät zu ernten. Die Schädlinge schlagen nämlich zu, wenn die Zwetschgen einen gewissen Reifegrad erreicht haben.