Corona-Filmtipps Acht Urlaubsvideos für Stubenhocker
Sie waren noch niemals in New York, trauern der stornierten Kreuzfahrt hinterher, würden so gerne mal Japan kennenlernen? Allen, die wegen der Corona-Pandemie nicht verreisen können oder wollen, legen wir diese acht Filmreisen ans Herz.
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Sie bleiben wegen Corona zu Hause? In unserer Bildergalerie empfehlen wir Ihnen acht Heimkino-Reisen, die nach Japan, Marokko, Sardinien, auf den Balkan, ins Allgäu, nach New York und ins Weltall führen.
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1. Sardinien Akzeptable Ferienwohnungen und Häuser – in diesen Coronazeiten, wo man gern unser sich bleibt – sind rar. Glücklich, wer ein Ferienhaus im Süden hat, vielleicht auf Sardinien, und sogar mit Pool. Wie so ein Urlaub richtig schief gehen und üble Szenen nach sich ziehen kann, zumal wenn man auch noch nervige Bekannte trifft, zeigt die für peinliche Situationen („Toni Erdmann“) berühmte Regisseurin Maren Ade in Alle Anderen mit Lars Eidinger und Birgit Minichmayr, Hans-Jochen Wagner (Schwarzwald-„Tatort“-Kommissar) und Nicole Marischka aus dem Jahr 2009. Augen und Ohren nach Fremdschäm-Szenen aber bitte rasch wieder aufmachen, denn es gibt auch: schönes Grillenzirpen, gleißendes Sommerlicht, weiße Felsen, Blicke von der Klippe aufs Meer, wilde Berglandschaften. golo
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2. New York City Warum nach New York reisen, wenn man das Kino hat? Keine Stadt der Welt wurde filmisch so gründlich vermessen wie diese. Als Reiseführer drängen sich Martin Scorsese und Woody Allen auf, und auch wer lieber Actionthriller („Stirb langsam 3“) und Horrorfilme („Rosemary’s Baby“) schaut, kennt sich bestens in New York aus. Für alle, die eher romantisch veranlagt sind und stilvolle Schaufensterbummel mögen, bleibt trotzdem Blake Edwards bittersüße Komödie Frühstück bei Tiffany mit der zauberhaften Audrey Hepburn der New-York-Pflichtfilm. gun
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3. Japan Er ist ein richtiger Spießer. Den Fuji hätte seine Frau gern mal gesehen. „Ach was“, sagt Rudi da nur, „ist auch bloß ein Berg.“ Dann ist seine Frau plötzlich tot – und Rudi dämmert, was er in seinem Leben alles verpasst hat. In Kirschblüten – Hanami, einem traurig-poetischen Film von Doris Dörrie, reist der bayrische Witwer (Elmar Wepper) in das Land, nach dem sich seine Frau gesehnt hat: Japan. Und gemeinsam mit ihm entdeckt man als Zuschauer Tokio, diese Stadt mit verwirrenden Straßen und romantischen Parks, kühler Modernität und geheimnisvollen Traditionen. Am Ende ist nicht nur Rudi, sondern man selbst ein wenig offener für die wundersame Schönheit des Fremden. adr
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4. Allgäu Derzeit beliebt: Urlaub in Deutschland. Wen es in den Süden zieht, der besucht gern die Schlösser von König Ludwig II. Aber: Alle anderen hatten dieselbe Idee. Wer sich die Warteschlangen sparen will – Ludwig II heißt der Film des italienischen Regisseurs Luchino Visconti von 1972 mit Helmut Berger in der Titelrolle. Romy Schneider ist noch einmal als Sissi zu bewundern, diesmal eher kühl als niedlich. Dazu die Schlösser. Neuschwanstein, Hohenschwangau, Linder-hof, Herrenchiemsee – die Außenaufnahmen wurden vor Ort gedreht, die Innenaufnahmen im Studio nachgestellt. Visconti hat penibel auf jedes Detail geachtet – also sind die Blicke in die Gemächer und Säle so gut wie „echt“ und eben ganz ohne schwitzige Touristen, die einem die Sicht versperren. Bitte aber die restaurierte 247-Minuten-Fassung anschauen und nicht die verstümmelte Version aus den 70ern, als Filmverleiher homoerotische Szenen eigenmächtig aus dem Film schnitten. golo
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5. Kreuzfahrt Nach den Schreckensbildern vom Frühjahr, als auf allen sieben Weltmeeren Kreuzfahrtschiffe herumirrten, weil es Corona-bedingt schlicht keinen Zielhafen mehr für sie gab, nimmt das internationale Cruising-Geschäft im Sommer nur mühsam wieder Fahrt auf. Die ultimative Alternative: ein Captain’s Dinner auf dem heimischen Sofa mit dem unvergleichlichen Chefpiraten der Südsee, Jack Sparrow alias Johnny Depp. In den seit 2003 insgesamt fünf Fluch der Karibik-Filmen der Reihe gibt es alles, was das Kreuzfahrtfan-Herz höherschlagen lässt: historische Häfen mit schönen Festungen, reizende junge Damen beim Flanieren übers Deck, herrliche Sonnentage, aber auch mal einen fetten Sturm mit ordentlich Kotzeritis. Kurzum: Mit diesen Filmen bleibt man gern an Land. schl
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6. Balkan Hierher führt kein Weg zurück. Und das ist ausnahmsweise keine Frage gefährlicher Aerosole. Es ist ein Land, in dem Menschen mit ihren Gedanken die Dinge zum Fliegen bringen konnten, wo das Multikulturelle kein Schimpfwort, sondern gelebte Wirklichkeit war. Mitten hindurch floss ein goldgelber Fluß, in den die Menschen stiegen, mit Blumen im Haar und brennenden Holzbündeln auf dem Wasser, umspült von einer Musik voll wildem Pathos und bezwingender Schönheit. In Time of the Gypsies erzählte der Regisseur Emir Kusturica von den Lehrjahren des Roma-Jungen Perhan, der Akkordeon spielen, Kalk brennen und zaubern kann. Er verlässt sein serbisches Dorf, um in der Fremde zu Geld zu kommen, und verliert seine Unschuld. Es ist eine Welt, im Begriff zu zerfallen. Wenig später färbte sich das Wasser in dem Fluss rot. Aus dem jugoslawischen wurde ein nationalistischer Regisseur und seine späteren gewaltsamen Versuche, das zerbrochene Paradies wieder zusammenzufügen, endeten in schriller Balkanfolklore. Doch in seinem frühen Film kann man noch einmal hinter die Geschichte reisen, dorthin, wo die schönen Trompeten blasen zwischen Traum und Wirklichkeit. kir
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7. Marokko John Malkovich schläft im Bus. Als er aufwacht, wedelt er die Fliegen vom schweißnassen Gesicht. Man möchte nicht mit ihm tauschen, aber die schick angegammelten Hotels in Tanger, die Irrgänge durch die Altstadt, die Fahrten durch die afrikanische Wüste sieht man doch gern. In Bernardo Bertoluccis Himmel über der Wüste von 1990 geht es einem wie der Touristin Mrs Lyle (Jill Bennett), manchmal würde man wie sie auch gern „Pittoresk!“ rufen. Die Künstler Moresby (John Malkovich und Debra Winger) sehen sich eher als Reisende und nicht als Touristen, drohen aber der Welt verloren zu gehen. Als sie noch wohlauf sind, belächeln sie Mrs Lyle und ihren Sohn Eric (Timothy Spall) – schon allein, wie der blasiert eine Zigarette hält, lohnt den Film zu sehen, auch wenn man Sand, Sonne und Hitze nicht mag. golo
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8. Weltall Es geht sicher nicht darum, den Weltraum oder ferne Planeten als reale Urlaubsziele zu propagieren; hier schreibt ja schließlich nicht Elon Musk. Der wunderbare Film Gravity des mexikanischen Regisseurs Alfonso Cuarón ist aus anderem Grund ein Reisefilm: George Clooney und Sandra Bullock spielen darin zwei Astronauten, die auf Forschungsreise im All verunglücken und die Kontrolle über ihren Spaceshuttle verlieren. Und weil Clooney relativ schnell im Film stirbt, bleibt Bullock für die längste Zeit des Spiels ganz allein und einsam in der dunklen Weite, angetrieben nur von einem einzigen Wunsch: irgendwie wieder glücklich nach Hause zu kommen. Toll! Das ist die ultimative Botschaft zum Thema Reisen. schl