Die „Endspiele“ der Stuttgarter Kickers Mal wieder ein Herzschlagfinale für die Blauen
Nicht zum ersten Mal schweben die Fußballer der Stuttgarter Kickers am letzten Spieltag zwischen Hoffen und Bangen, nur die Spielklasse wird immer tiefer. Eine Übersicht über einige „Endspiele“ der Blauen.
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Trainer Massimo Morales (li.) führte die Stuttgarter Kickers 2013 zum Drittliga-Klassenverbleib – in einem an Spannung nicht zu überbietenden Abstiegsfinale beim SV Darmstadt 98, mit Ex-Kickers-Coach Dirk Schuster.
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1989: Axel Dünnwald-Metzler wettete sogar seine geliebten Zigaretten. „Wenn wir doch noch in der Bundesliga bleiben, höre ich mit Rauchen auf“, hatte der damalige Präsident vor der Partie gegen den 1. FC Nürnberg versprochen. Es reichte zwar zu einem 1:0 – am Ende fehlte zum Klassenverbleib ein Punkt, am Relegationsplatz schrammten die Blauen wegen gerade mal vier Toren vorbei.
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1991: Auf dem Weg zurück in die Bundesliga zeigten die Blauen keine Nerven: Gegen den FC St. Pauli gab es im Relegations-Entscheidungsspiel in Gelsenkirchen ein 3:1. Die Kickers waren erst 40 Minuten vor dem Anpfiff angekommen. Sie steckten mit dem Mannschaftsbus im Stau – am Steuer übrigens damals wie heute Willi Mast. „Die Spieler von St. Pauli kamen uns auf der Rolltreppe Richtung Spielfeld bereits in voller Montur entgegen, grinsten sich eins. Wir mussten uns noch in der Kabine umziehen – und sagten uns: Wenn das hier schiefgeht, ist das nicht unsere Schuld“, erinnert sich der damalige Spieler Ralf Vollmer. Auf dem Foto jubeln Physiotherapeut Michael Schulze, Manager Dieter Dollmann, Co-Trainer Frieder Schömezler, Trainer Rainer Zobel und Präsident Axel Dünnwald-Metzler (v.li.).
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1992: An der Spitze machte der VfB Stuttgart am letzten Spieltag die deutsche Meisterschaft perfekt, im Keller schlugen die Kickers den VfL Bochum 2:0. „Wir dachten danach, wir sind durch“, erinnert sich der ehemaliger Spieler Ralf Vollmer. Doch Wattenscheid 09 machte gegen Borussia Mönchengladbach aus einem 0:2 noch ein 3:2 und hatte am Ende einen Punkt mehr auf dem Konto. „Bitterer ging’s wirklich nicht“, sagt Vollmer im Rückblick.
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1994: Trotz 16 Saisontoren von Fredi Bobic stand schon am vorletzten Spieltag nach dem 2:2 bei TeBe Berlin der Abstieg in die Regionalliga fest. Das Hauptmanko: Einigen Spielern fehlte damals die Identifikation mit dem Verein. „Wir hatten zu viele Söldner drin“, sagt Stefan Minkwitz. Der spätere Kickers-Trainer und Co-Trainer der deutschen U-17-Nationalmannschaft gehörte nicht dazu. Er gab damals alles, kam allerdings nur auf 19 Einsätze.
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2000: Der Abstieg des KSC aus der zweiten Liga hatte schon länger festgestanden, die Blauen konnten mit einem Sieg drinbleiben. 3000 Fans waren von Stuttgart nach Karlsruhe gepilgert – und erlebten die schlimmste Psychofolter der blauen Art. Tomislav Maric hatte das 1:0 geschossen, der KSC glich aus. „Wir hatten Blei in den Beinen, nichts ging mehr“, erinnert sich Minkwitz, der 1996 zu den Blauen zurückgekehrt war. Das 1:1 hätte den Kickers zur sportlichen Rettung gereicht – wäre nicht dem FC St. Pauli in letzter Sekunde gegen RW Oberhausen der Ausgleich gelungen. „Lebbe geht weider“, sagte sich Kickers-Coach Dragoslav Stepanovic. Für ihn zwar nicht in Degerloch – aber für die Blauen dank des Lizenzentzugs von TeBe Berlin doch noch in Liga zwei. Für die Kickers war damals ein Spieler am Ball, der zuletzt den VfB Stuttgart in der Bundesliga trainierte: Markus Weinzierl.
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2000: Stürmer Tomislav Maric traf beim Abstiegs-Endspiel in Karlsruhe für die Blauen – trotzdem gab es am Ende nur ein 1:1.
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2008; Am 31. Mai ging es für die Kickers am letzten Spieltag bei der SV Elversberg um die Qualifikation zur neu gegründeten dritten Liga. Ein Sieg war Pflicht, gleichzeitig durfte der SSV Reutlingen bei den SF Siegen nicht gewinnen. Beides traf ein. Die Blauen gewannen durch Tore von Marco Tucci und Angelo Vaccaro mit 2:0, Reutlingen verlor mit 1:2. „Wir haben es geschafft, weil jeder für den anderen Gas gegeben hat und wir trotz der Hektik im Umfeld die Ruhe bewahrt haben“, erinnert sich der damalige Trainer Stefan Minkwitz. Auf dem Bild feiern die Spieler Oliver Stierle (li./heute 1. Göppinger Sportverein) und Marcus Mann (re./heute Sportdirektor 1. FC Saarbrücken) mit den Fans.
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Dritte Liga? Drin! Die Kickers-Spieler feiern in Elversberg die Qualifikation. Bashiru Gambo (mit blaue-weißer Perücke) und Angelo Vaccaro (re.) als Feierbiester.
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Ein Tänzchen in der Kabine: Alexander Rosen bejubelt den Sprung in die dritte Liga mit den Kickers in Elversberg. Inzwischen ist er Direktor Profifußball bei Bundesligist 1899 Hoffenheim.
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Jubel über den Drittligaeinzug 2008 in Degerloch: Präsident Dirk Eichelbaum, Hauptsponsor Eduardo Garcia, Trainer Stefan Minkwitz (v.re.).
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2013: „Die Anspannung war riesig“, weiß der damalige Kickers-Abwehrchef Julian Leist noch heute, wenn er auf das Abstiegsendspiel bei Darmstadt 98 angesprochen wird. „Wir haben uns gegenseitig gepusht und 90 Minuten lang alles rausgehauen.“ Am Ende gab es am Böllenfalltor ein 1:1. Kevin Dicklhuber (Foto li., neben Ersatzkeeper Günay Güvenc), inzwischen Torjäger des Oberligisten 1. Göppinger Sportverein, hatte die Kickers mit 1:0 in Führung gebracht (11.), Elton da Costa (84.) glich aus. Mit viel Leidenschaft und Glück brachten die Blauen das Unentschieden über die Zeit. Das Team von Trainer Massimo Morales blieb in Liga drei. Darmstadt mit Coach Dirk Schuster war sportlich abgestiegen. Der Ex-Kickers-Trainer konnte sein folgendes Fußballmärchen mit den Lilien nur starten, weil Kickers Offenbach keine Lizenz erhielt. „Wahnsinn, welche Geschichten der Fußball schreibt“, sagt Leist.
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Die blaue Wand am Darmstadter Böllenfalltor: Die Kickers-Fans unterstützten ihre Mannschaft beim Abstiegsfinale 2013 prächtig.
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Nach dem Abpfiff in Darmstadt gab es für die Kickers-Spieler kein Halten mehr: Enzo Marchese (re.) und Marco Grüttner auf dem Weg zum blauen Anhang.
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Trainer Massimo Morales rettete die Kickers 2013 als Nachfolger von Gerd Dais vor dem Abstieg. Am 9. September 2013 wurde der Italiener bei den Blauen entlassen.
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2016: Dieses Drehbuch hätte Alfred Hitchcock nicht dramatischer schreiben können: Die Kickers benötigten gegen den Chemnitzer FC (für den es um nichts mehr ging) noch ein Pünktchen für den Drittliga-Klassenverbleib, kassierten aber in der 87. Minute das Gegentor zum 0:1. Schlussoffensive? Fehlanzeige! Stattdessen beorderte Trainer Tomislav Stipic (Foto) seine Spieler nach hinten, „weil wir davon ausgegangen sind, dass der SV Wehen Wiesbaden mit 2:1 führt und wir nicht noch das 0:2 bekommen wollten“. Das hätte den Kickers gereicht, aber es passte ins Bild, dass ausgerechnet der Lokalrivale VfB Stuttgart II Schicksal für die Kickers spielte, indem er noch den dritten Gegentreffer in Wiesbaden kassierte und die Blauen so mit in die Regionalliga zog. „Das ist natürlich ein Scheitern – und dafür muss ich mit Verantwortung übernehmen“, sagte der damalige Sportchef Michael Zeyer. Er blieb aber doch im Amt – bis Oktober 2016. „Wer damals in Degerloch dabei war, möchte so einen Horrortag nicht noch einmal erleben“, sagte Kickers-Spieler Sandro Abruscia, der in der neuen Saison für den SSV Ulm 1846 am Ball ist.
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Geschockt nach dem Abstieg 2016: Der Sportliche Leiter Michael Zeyer (li.), Trainer Tomislav Stipic. Der Coach war nach seiner Station bei den Kickers 2017 für drei Clubs als Coach tätig: Für Nantong Zhiyun (China), für die U19 von Eintracht Frankfurt und zuletzt in der Schweiz bei Grasshopper Club Zürich.
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Am Boden: Kickers-Abwehrspieler Hendrik Starostzik nach dem Absturz 2016. Inzwischen spielt der 28-Jährige in der kanadischen Premier League bei Pacific FC.
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Ein Dokument des Grauens: Die Kickers unterliegen am 14. Mai 2016 dem Chemnitzer FC mit 0:1 und steigen in die Regionalliga ab. Für Chemnitz ging es um nichts mehr, für die Blauen um alles. Und dennoch traf nur Gäste-Stürmer Anton Fink ins Schwarze.
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Bei den Kickers-Fans saß der Frust nach dem Abstieg 2016 sehr tief. Polizei musste im Gazistadion eingreifen.
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2017: „Steht auf, wenn ihr Kickers seid“, hallte es am am 18. Mai 2017 Samstag um Viertel vor vier durch das Dietmar-Hopp-Stadion in Hoffenheim. Und siehe da: Nahezu alle Besucher erhoben sich von ihren Plätzen – und applaudierten den Gästen der Stuttgarter Kickers. Mindestens drei Viertel der 1650 Zuschauer waren aus Stuttgart gekommen – und brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen. Mit dem verdienten 2:0(1:0-)Sieg bei 1899 Hoffenheim II wurde am letzten Spieltag der Saison in der Regionalliga Südwest – anders als noch im Vorjahr in der dritten Liga – der Klassenverbleib unter Dach und Fach gebracht. Daniel Schulz (Foto li., neben Shqipom Bektashi) und Yannick Thermann trafen für die Blauen.
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2017: Trainer Tomasz Kaczmarek bejubelt den Regionalliga-Klassenverbleib. Eine Woche später blamierte sich sein Team im WFV-Pokal-Endspiel: Im eigenen Wohnzimmer, dem Gazistadion auf der Waldau, setzte es gegen den damaligen Landesligisten SF Dorfmerkingen ein 1:3. SFD-Stürmer Fabian Weiß erzielte alle drei Tore für die Mannschaft von Trainer Helmut Dietterle.
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Publikumsliebling Lhadji Badiane feiert mit den Kickers-Fans auf dem Zaun den Regionalliga-Klassenverbleib 2017.