Ende der Weltcup-Saison Das sind unsere Winter-Stars
Für die Fans des Wintersports beginnt nun die Dürrezeit. Am Wochenende ist in den letzten Sportarten die jeweilige Weltcup-Saison zu Ende gegangen. Für unsere Redakteure ein Grund, ganz persönlich Bilanz zu ziehen – mit Neureuther, Eisenbichler oder Friedrich.
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Für Felix Neureuther war es die letzte Saison im alpinen Ski-Weltcup. Der 34-Jährige macht Schluss.
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Der Winter-Star von Sportchef Dirk Preiß: Mikaela ShiffrinDie Saison ist rum, und wie immer zu dieser Jahreszeit studiert Mikaela Shiffrin ein Tänzchen ein. Zu sehen ist ihr „Shuffle“ im Internet – was soll das US-Girl auch anderes machen, als ein Freudentänzchen aufzuführen? In der abgelaufenen Saison hat sie zum dritten Mal den alpinen Gesamtweltcup gewonnen, jeweils erstmals den Riesenslalom- und den Super-G-Weltcup sowie zum sechsten Mal den Slalom-Weltcup. Ihre 17 Einzelsiege (insgesamt sind es nun 60) brachten ihr fast 900 000 Euro an Preisgeld. Der eigentliche Wahnsinn: Shiffrin ist erst 24 Jahre alt – und Ingemar Stenmark (86 Siege) kann schon mal hochrechnen, wann sein Rekord geknackt wird.
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Und das ist sein prägender Moment: Es war ein Silvestermorgen in Garmisch-Partenkirchen, Felix Neureuther kam mit einem gelben Pick-up, und nach diesem ersten persönlichen Gespräch vor fast 15 Jahren habe ich vielen Menschen viel davon erzählt, dass dieser damals noch blutjunge Skirennläufer ein echt guter Typ ist. Mittlerweile weiß das beinahe die ganze Sportwelt. Doch nun ist Schluss. Der 34-Jährige hat ein letztes Mal die Ziellinie überquert, danach gab es nicht wenige, die mit einer Träne im Auge seinen Worten lauschten. Was für ein Moment! Dessen Dimension beim Kommentar meiner Tochter noch größer wurde: „Der war ja länger im Weltcup, als ich auf der Welt bin.“ Sie ist 15.
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Der Winter-Star von Sportredakteur Jochen Klingovsky: Markus EisenbichlerIm Sport geht es stetig auf und ab, wer wüsste das besser als ein Skispringer? Und wer hat dies einprägsamer erlebt als Markus Eisenbichler? Bei den Olympischen Spielen 2018 flog der Skispringer aus dem Team, er war nur Ersatzmann, als die Kollegen Silber holten. Bei der anschließenden Feier tanzte er zu bayerischer Volksmusik einen Schuhplattler – und schwor sich, die nächste Saison zu rocken. Gesagt, getan. Bei der WM in Seefeld wurde Eisenbichler (27) zum Überflieger. Der Mann, der bis dahin noch ohne Weltcup-Sieg war, holte dreimal Gold. Im Einzel und mit der Mannschaft von der Großschanze, dazu im Mixed-Team. Das ist vor ihm noch nie einem deutschen Skispringer gelungen. Keinem Schmitt, keinem Hannawald, keinem Weißflog. Gegönnt hat ihm diesen Erfolg jeder. Denn Eisenbichler ist ein echter Typ. Nicht nur, wenn es gut für ihn läuft.
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Und das ist sein prägender Moment: Eine Woche lang war Seefeld ein winterliches Paradies. Blauer Himmel, strahlende Sonne, glitzernder Schnee – jeder Tag der nordischen Ski-WM bot ein neues Postkartenmotiv, das auch wir genossen haben. Doch der Schein trog. Eines Morgens kamen die Dopingjäger, ein weltweit tätiges Betrugsnetzwerk flog auf, Langläufer Max Hauke wurde auf frischer Tat ertappt. Beim Blutdoping, mit der Nadel im Arm. Plötzlich prägten andere Bilder die WM: beklemmende, bedrückende, belastende. Die folgenden Geständnisse gaben einen Einblick in die Schattenwelt des Sports. Mehr allerdings auch nicht. Es sieht so aus, als würden die Stars wieder mal ungeschoren davonkommen. Und trotzdem sollte keiner mehr ans Paradies glauben. Zumindest nicht im Sport.
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Der Winter-Star von Sportredakteur Dominik Ignée: Dominik ParisAcht Gesamtweltcup-Siege in Folge – an Marcel Hirscher führt in der Rubrik „alpiner Held“ im Prinzip kein Weg vorbei. Auch der Kitzbühel-Sieg von Josef Ferstl im Super-G war eine wunderbare Geschichte, und doch ist unser persönlicher Supermann Dominik Paris. Der Südtiroler gewann zum dritten Mal die Abfahrt von Kitzbühel, danach wurde er Super-G-Weltmeister und gewann noch vier weitere Weltcup-Rennen. Vom lebensfrohen Luftikus bekam er die Kurve zum Speed-Ass, weil er sich 2007 auf eine Alm in der Schweiz zurückzog, um über sich nachzudenken. Es hat gefruchtet. Nachahmer sind willkommen!
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Und das ist sein prägender Moment:Oh mein Gott, Viktoria Rebensburg – musste das sein? Durch einen Patzer im letzten Abschnitt verdaddelte die Vicky bei der WM in Are Gold im Riesenslalom, und der Bundestrainer Jürgen Graller wollte die Fans trösten mit dem fürchterlichsten aller Sätze: „Wir haben Silber gewonnen und nicht Gold verloren.“ Stimmt nicht. Der Zweite ist der erste Verlierer – außerdem wäre die nette Kreutherin dann Olympiasiegerin sowie Weltmeisterin und hätte nicht nur sich, sondern der Welt etwas bewiesen. Sogar ihre Ex-Kollegin Maria Höfl-Riesch lästerte, Rebensburg lasse manchmal den nötigen Biss vermissen. Sagt sich so leicht. In zwei Jahren ist WM in Cortina, da gibt es nur eines: Zähne zeigen, zubeißen, Gold holen!
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Der Winter-Star von Sportredakteur Jürgen Kemmner: Denise Herrmann: Evi Sachenbacher-Stehle hatte es versucht, Miriam Gössner ebenfalls – den Umstieg von der Langläuferin zur Biathletin. Beide hatten mäßigen Erfolg. Das hielt Denise Herrmann nicht davon ab, 2016 ebenfalls zu versuchen, auf die Laufstrecke ein Gewehr mitzunehmen und auf schwarze Scheiben zu zielen. Auch die Frau aus Sachsen tat sich nicht immer leicht, vor allem im Stehend-Anschlag – doch nach und nach drängte sie sich in die Weltspitze. Nun setzte sie sich mit 30 Jahren die Krone auf: Denise Herrmann wurde Weltmeisterin in der Verfolgung in Östersund, holte zudem Silber mit der Mixed-Staffel und Bronze im Massenstart. Sie zählt jetzt zu den Stars der Szene – weil sie nicht nur stark läuft, sondern zudem gezeigt hat, dass man Schießen auch noch mit 27 Jahren lernen kann.
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Und das ist sein prägender Moment:Im Februar 2018, nach Olympia-Silber in Pyeongchang, schwebten die deutschen Eishockey-Fans auf Wolke sieben – dieser völlig überraschende Triumph war eng verbunden mit dem Namen des Bundestrainers: Marco Sturm. Doch im November platzierte der 40-Jährige sein Rücktrittsgesuch. Sturm hatte ein Angebot der Los Angeles Kings erhalten, als Co-Trainer in die NHL zu wechseln. Der Verband ließ ihn schweren Herzens ziehen. Ein Schock für viele, denn Sturm hatte es verstanden, aus vielen sehr begabten, aber international nicht überragenden Spielern ein Team mit unbedingtem Siegescharakter zu formen – und die Sportart bei Olympia ins Licht der deutschen Sportöffentlichkeit zu rücken. Sein Abgang stellt eine Zäsur dar.
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Der Winter-Star von Sportjournalist Klaus-Eckhard Jost: Francesco FriedrichBiathlon-Legende Ole Einar Björndalen trug den Beinamen Kannibale, weil er des Siegens nicht müde wurde. Doch was ist dann Francesco Friedrich? Der Bobpilot aus Pirna hat in diesem Winter acht Weltcup-Rennen im Zweier gewonnen. Bei acht Starts. Dazu gab’s fünf Siege im Vierer. Und bei der WM in Whistler gewann der 28-Jährige Gold in beiden Schlitten. So wie bei Olympia 2018 und der WM 2017. Ein Ende? Ist nicht absehbar. Das nächste Ziel ist die WM 2020, die vor seiner Haustüre in Altenberg stattfindet. Bei all diesen Erfolgen kann einem schon mal die Orientierung verloren gehen. So wie René Spies. „Wenn Franz so weitermacht, wird er zur Legende“, sagte der Bundestrainer, „obwohl – eigentlich ist er das schon.“ Franz der Große.
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Und das ist sein prägender Moment:Was hat Rodler Felix Loch (29) nicht schon alles gewonnen. Zweimal wurde er im Einzel Olympiasieger, dazu kam 2014 Gold im Team. 13-mal wurde er Weltmeister, sechsmal holte er den Gesamtweltcup. Doch seinen bewegendsten Moment erlebte der zweifache Vater am 25. Januar bei der WM in Winterberg. Er holte Silber im Sprint – und strahlte mehr als nach jedem seiner vielen Siege. Denn nach diesem Lauf waren sie verflogen, die Zweifel, die nach seinem Fahrfehler bei den Olympischen Spielen 2018 an ihm genagt hatten. Die gesamte Saison war Loch daraufhin seinen Konkurrenten hinterhergefahren. Und den eigenen Ansprüchen. „Man kommt schon ins Grübeln, warum es plötzlich nicht mehr läuft“, verriet er. Und erklärte, das Silber um seinen Hals glänze schöner als manches Gold zuvor.