100. Geburtstag von Joseph Beuys Capri-Batterie, Fettecke, Krim: Das Beuys-ABC
Maler, Bildhauer, Aktionist, Performance-Meister, Materialfinder und Endlos-Redner: Joseph Beuys war ein Universalkünstler. Zu seinem 100. Geburtstag stellen wir sein Werk in 26 Bildern von A bis Z vor.
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Foto dpa/dpa
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Joseph Beuys, der Jahrhundertkünstler mit dem Filzhut, wurde am 12. Mai vor 100 Jahren geboren. Unsere Bildergalerie erläutert sein Werk von A bis Z.
Foto dpa/Federico Gambarini
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A wie Akademie: Beuys studierte von 1946 bis 1954 an der Düsseldorfer Kunstakademie. 1961 wurde er zum Professor für monumentale Bildhauerei ernannt. 1972 wurde Beuys fristlos gekündigt, nachdem er mit abgewiesenen Bewerbern das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf besetzt hatte.
Foto dpa/Arne Dedert
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B wie Block: Der weltweit größte Werkkomplex mit Arbeiten von Joseph Beuys befindet sich im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Zu den 290 Werken gehören Schlüsselwerke wie der Stuhl mit Fett und Filzobjekte. 1970 hat der Künstler die Installation der Werke selbst vorgenommen.
Foto Städt. Museen Heilbronn/Frank Kleinbach
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C wie Capri-Batterie: Eines der bekanntesten Auflagenobjekte von Beuys ist eine gelbe Glühbirne mit einer echten Zitrone am Stromstecker. Ein Exemplar befindet sich in den Städtischen Museen Heilbronn. Dort soll eine neue Sammlung mit 300 Werken des deutschen Künstlers für Aufmerksamkeit sorgen.
Foto dpa/Swen Pförtner
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D wie Drakeplatz 4: Eine der berühmtesten Adressen in der Düsseldorfer Kunstszene. Am Drakeplatz 4 lebte und arbeitete Beuys von 1961 bis zu seinem Tod 1986. Die abgebildete Beuys-Straße findet sich dagegen in Kassel, wo der Künstler mit seinem Documenta-Werk „7000 Eichen“ Spuren hinterlassen hat.
Foto dpa/Roland Weihrauch
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E wie Erweiterter Kunstbegriff: Beuys beschränkte die Kunst nicht auf ein abgeschlossenes Werk, sondern bezog das kreative Denken und Handeln des Menschen sowie alle Bereiche ein, die in der Gesellschaft und in den sozialen Beziehungen wirken. Beuys sah die Gesellschaft als „Soziale Plastik“, an der jeder Mensch als Künstler mitwirken kann. Unsere Abbildung zeigt eine Installation von Joseph Beuys mit Schildern von Thomas Peiter (1972 im Ruhrmuseum in Essen. Dort zeigt die Ausstellung „Die Unsichtbare Skulptur. Der erweiterte Kunstbegriff nach Joseph Beuys“ noch bis zum 26. Juni die gesellschaftspolitischen Dimensionen im Werk des Künstlers.
Foto dpa/Matthias Balk
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F wie Fettecke: Sie machte Beuys berühmt. Kiloweise Fett schmierte er in die Ecken seiner Aktionsräume, Wohnung und Akademieateliers. Als ein Hausmeister nach dem Tod von Beuys 1986 die Fettecke in der Kunstakademie abkratzte, war das ein Skandal. Beuys’ Schüler Johannes Stüttgen hütete die Butterreste Jahrzehnte und ließ 2014 junge Künstler Schnaps daraus brennen.
Foto dpa/Malte Christians
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G wie Grüne: Beuys war Mitbegründer der Grünen und gestaltete Kampagnen und Wahlkampfplakate. Unser Foto zeigt eine Anordnung von Beuys-Plakaten, die 2011 in der Ausstellung „Phantasie an die Macht - Politik im Künstlerplakat“ im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zu sehen war.
Foto dpa/Martin Athenstädt
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H wie Hut: Der Filzhut der Marke Stetson war das Erkennungszeichen von Beuys. Erfunden ist die Interpretation, Beuys habe nach seinem Absturz als Kriegspilot eine Silberplatte in seinen Kopf implantiert bekommen, die er mit dem Hut habe schützen müssen. Den Hut trug er auch 1982 bei der Bundeskonferenz der Grünen in Hagen, als er Petra Kelly begrüßte.
Foto dpa/Horst Ossinger
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I wie Immendorff: Jörg Immendorff, Imi Knoebel, Katharina Sieverding, Blinky Palermo - sie alle waren Schüler von Beuys und wurden berühmt. Unser Foto zeigt den 2007 verstorbenen Maler Jörg Immendorff in seinem Atelier in Düsseldorf.
Foto Lichtgut/Michael Latz
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J wie Jeder Mensch ist ein Künstler: Der zentrale Satz in Beuys’ künstlerischem Kosmos. Unser Foto zeigt malende Kinder auf dem Stuttgarter Marktplatz beim interkulturellen Kinderfest 2018.
Foto dpa/dpa
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K wie Krim: Frei erfunden war Beuys’ Erzählung, er sei nach seinem Absturz 1944 über der Krim schwerverletzt von Tataren gerettet worden, die ihn in Filz gewickelt und seine Wunden mit Fett gesalbt hätten. Tatsächlich erlitt Beuys wohl eine Gehirnerschütterung und kam in ein Lazarett der Wehrmacht. Unser Foto zeigt die Krim-Brücke über die Meerenge von Kertsch; sie verbindet die Halbinsel Krim mit dem russischen Festland.
Foto Staatsgalerie Stuttgart
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L wie Lehmbruck: Wenige Tage vor seinem Tod wurde Beuys mit dem Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg ausgezeichnet. In einer legendären Rede bedankte Beuys sich bei seinem „Lehrer“, dem Bildhauer Lehmbruck (1881-1919). Unser Foto zeigt Lehmbrucks Skulptur „Der Gestürzte“ in der Staatsgalerie Stuttgart.
Foto dpa/Rolf Vennenberg
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M wie Mataré: Der Bildhauerei-Professor Ewald Mataré ernannte Beuys 1951 zu seinem Meisterschüler. Als Beuys sich 1958 um eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf bemühte, wollte Mataré das allerdings verhindern – was ihm nicht gelang. Beuys hinterließ an der Düsseldorfer Akademie viele Spuren. Unser Foto zeigt ein Relikt der zerstörten Fettecke im ehemaligen Atelierraum von Joseph Beuys.
Foto dpa/Swen Pförtner
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N wie Natur: Für Beuys waren die Stoffe der Natur von geistigen Kräften beseelt. 7000 Eichen ließ er seit 1982 im Rahmen der Documenta 7 in Kassel pflanzen - mit jeweils einem Basaltstein als Begleiter. Heute gilt das Werk als ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Die Aktion „7000 Eichen“ wurde 1982 im Rahmen der Documenta 7 begonnen und bis zur Pflanzung des letzten Baumes 1987 fortgeführt.
Foto dpa/Swen Pförtner
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O wie Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung: Die Initiative rief Beuys 1971 gemeinsam mit anderen ins Leben. Zur Documenta 5 im Jahr 1972 eröffnete Beuys ein gleichnamiges Büro: 100 Tage diskutierte er mit den Besuchern Sinn und Zweck direkter Demokratie. Unser Foto zeigt das Kassler Museum Fridericianum, einer der Ausstellungsorte der Documenta, mit einer der von Beuys gepflanzten Eichen davor.
Foto dpa/Guggenheim Museum Files
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P wie Piano und Paik: Beuys lernte in seiner Jugend Klavierspielen. Als künstlerisches Objekt verwendete Beuys das Klavier immer wieder. In der Aktion „Sibirische Symphonie 1“ legte er Tonklumpen auf dem Flügel ab, in denen jeweils ein Ast steckte. Beuys hüllte auch einmal einen Flügel in Filz ein. Mit Nam June Paik spielte Beuys Klavierduette. Unser Foto zeigt den 2006 verstorbenen Aktionskünstler Nam June Paik in einer Ausstellung im Guggenheim-Museum.
Foto dpa/Roland Weihrauch
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Q wie Quatsch: Beuys habe den meisten Quatsch erzählt, konstatierte schon 1970 ein Kunsthistoriker nach einem Fernsehauftritt von Beuys. Klaus Staeck, langjähriger Freund von Beuys, sagte zur Debatte über angeblich völkisches Gedankengut des Künstlers: „Beuys reduzieren zu wollen auf einen ewig Gestrigen, der noch nach 1945 dem Nationalsozialismus heimlich oder unheimlich angehangen hat, finde ich – salopp gesagt – Quatsch!“ Unser Foto zeigt Staeck in der Ausstellung „Sand fürs Getriebe“ 2018 im Folkwang-Museum.
Foto Lempertz Auktionshaus
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R wie Revolution: Ein Ausstellungsplakat aus Neapel gehörte zur Grundausstattung vieler Studenten-WGs. Es zeigt Beuys fast in Lebensgröße mit Hut, Anglerweste, Jeans und Lederstiefeln. Darunter schrieb er: „La Rivoluzione siamo Noi – Die Revolution sind Wir.“
Foto dpa/Marijan Murat
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S wie Schamane: So wurde Beuys genannt. Er arbeitete mit Tierknochen, Vogelschädeln, Fell, Hasenpfoten und sogar Kadavern von Ratten und Hasen. Unser Foto zeigt eine Puppe mit sibirischer Schamenen-Kleidung in einer ausstellung des Stuttgarter Linden-Museums.
Foto dpa/Victoria Bonn-Meuser
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T wie TV: Beuys war ein Medienstar, der viel in Talkshows auftrat. 1964 wurde im ZDF live übertragen, wie Beuys einen Turm von Margarine-Würfeln zu einer Fettecke verstrich. Von der Aktion „Das Schweigen des Marcel Duchamp wird überbewertet“ gibt es nur noch Fotos. Das dazugehörige Bild entstand ebenfalls im Rahmen der Fernsehaktion 1964.
Foto dpa/Uli Deck
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U wie Universalkünstler: Beuys war Zeichner, Bildhauer, Aktionist, Fluxus- und Performance-Künstler. Unser Foto zeigt die Zeichnung „Urschlitten mit Totengeistern“ aus dem Jahr 1966. Die breite Palette des zeichnerischen Schaffens von Joseph Beuys zeigte zum Beispiel 2007 eine Ausstellung in der Kunsthalle Karlsruhe, die das Beuys-Zitat „Ich bin interessiert an Transformation, Veränderung, Revolution“ zu ihrem Titel erhob.
Foto dpa/Christoph Driessen
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V wie Van der Grinten: In einer tiefen künstlerischen Krise arbeitete Beuys 1957 für einige Monate auf dem Bauernhof der Familie van der Grinten in Kranenburg am Niederrhein. Mit den Brüdern Hans und Franz Joseph van der Grinten war er seit 1946 befreundet. 1953 veranstalteten die Brüder die erste Ausstellung von Beuys-Werken auf dem Bauernhof und bauten später die weltweit größte Sammlung an frühen Werken von Beuys auf. Unser Foto zeigt die Landschaft am Niederrhein.
Foto dpa/Martin Gerten
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W wie Witz: Beuys hatte Humor, sein breites Lachen ist auf vielen Fotos zu sehen. Zeitungsschlagzeilen wie „Kunstprofessor spielt Mumie“, „Professor bellt ins Mikrofon“ zeugen von seinem Witz. Sicherlich hätte er auch den im Foto abgebildeten Umgang mit seiner Installation „Capri-Batterie“ lustig gefunden. Mit winzigen Energieströmen ist die „Capri-Batterie“ geladen, die Nadeschda im Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau 2003 im Rahmen der Ausstellung „Reden, Denken, Machen“ nachgebaut hatte.
Foto Zeroonefilm/Schloss Moyland/Verleih
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X wie Kreuz: Das Kreuz taucht immer wieder als Symbol bei Beuys auf. 1959 schuf er in Meerbusch-Büderich mit dem Motiv des Christus am Kreuz ein Mahnmal für die Gefallenen der Weltkriege. Unser Foto zeigt ein Filmstill aus einer Dokumentation.
Foto Youtube/www
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Y wie Youtube: Heute würde Beuys wahrscheinlich Youtube und Instagram für sich nutzen und wäre ein „Influencer“. Im Netz sind zahlreiche Videos seiner Aktionen und Interviews zu sehen.
Foto Cover/Verleih
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Z wie „Zeige deine Wunde“: Das Münchener Lenbachhaus beherbergt dieses Hauptwerk von Beuys - ein Krankenzimmer mit zwei Leichenbahren, unter denen Zinkblechkästen stehen, die unter anderem Reagenzgläser mit skelettierten Vogelköpfen enthalten. Das Werk steht für die eigene Verletzlichkeit und Vergangenheitsbewältigung. Beim Ankauf Ende der 1970er Jahre wurde es von Kritikern als „teuerster Sperrmüll aller Zeiten“. Auch Rüdiger Sünners Dokumentarfilm greift diesen Themenkomplex auf.