Leipziger Buchpreis Fünf Bücher, die sich lohnen
Das Lesefest fällt aus, der Leipziger Buchpreis wird dennoch verliehen: Wir stellen die Kandidaten vor.
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Judith Hermann: Daheim. Roman. S. Fischer. 192 Seiten, 21 Euro. Das Erkalten hoher Gefühle, das Blindwerden für die Schönheit, die einst bestach, das Jenseits der Schwärmerei: Judith Hermann beherrscht die Kunst, aus Restbeständen des Lebens etwas Neues zu formen. In ihren Büchern wurde immer viel geraucht, früher hat auch die Protagonistin ihres Ende April erscheinenden neuen Romans in einer Zigarettenfabrik gearbeitet. Mittlerweile hat sich der Rauch verzogen. In der klaren Luft eines Hauses am Meer wagt sie noch einmal einen Anfang.
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Christian Kracht: Eurotrash. Roman. Kiepenheuer und Witsch. 304 Seiten, 22 Euro. Mitte der neunziger Jahre hat der Autor Christian Kracht mit seinem Roman „Faserland“ Literaturgeschichte geschrieben, einer trunkenen Stafette durch allerlei gut angezogene Milieus zwischen Sylt und Zürich, die zugleich eine Art Urknall der deutschsprachigen Popliteratur war. Nun geht die Reise weiter, diesmal an der Seite der über 80-jährigen Mutter. Sie führt das seltsame Paar durch obskure Kommunen, Gletscherhöhen und Abgründe der Erinnerung. Und so biografisch und beklemmend bekenntnishaft diese Fahrt beginnt, so weit reicht sie gleichzeitig hinein in die Gegenwelt der Literatur, ohne die die Wirklichkeit sich nicht ertragen ließe. „Eurotrash“ ist vielleicht Krachts persönlichster Roman und zugleich sein objektivster.
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Iris Hanika: Echos Kammern. Roman. Literaturverlag Droschl. 240 Seiten, 22 Euro. Eine nicht mehr ganz junge Schriftstellerin bricht von Berlin nach New York auf, um ihrem Leben eine neue Wendung zu geben. Sie landet auf einer Party der Popsängerin Beyoncé, lernt einen seltsamen Prinzen kennen und Leute, die ein „dem Verwertungszusammenhang vollkommen negierendes Leben ohne Sorgen“ führen. Aber was tun, wenn man nicht dazugehört? Iris Hanikas wunderbar verwinkelter Roman ist eine zwischen Rom, New York und Berlin gebaute Echo-Kammer. In der durch die Herrschaft des Geldes immer ähnlicher und unwirtlicher werdenden Welt nimmt sie den Leser mit allumfassender Weisheit und Freundlichkeit auf.
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Helga Schubert: Vom Aufstehen. DTV. 224 Seiten, 22 Euro. „Ich liebe Sie“, rief ihr ein Juror in Klagenfurt zu, nachdem sie die Geschichte gelesen hatte, die ihr den Bachmannpreis bescherte – und ihrem neuen Buch den Titel: „Vom Aufstehen“. Die in der DDR zu Ehren gelangte Schriftstellerin erfährt endlich auch in ganz Deutschland die Aufmerksamkeit, die sie verdient. In 29 kurzen Schlaglichtern beleuchtet sie eine Welt, die es inzwischen nicht mehr gibt, und ein Leben, in dessen Gegenwärtigkeit man sich sofort hineinfindet. Aus kleinsten Elementen setzt sich zusammen, was im Ganzen als die Geschichte eines Jahrhunderts in Erscheinung tritt.
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Friederike Mayröcker: da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete. Suhrkamp-Verlag. 208 Seiten, 22 Euro. Mit 97 Jahren ist die Wiener Autorin Friederike Mayröcker die Alterskönigin unter den Nominierten. Aber immer noch schillern ihre Texte in allen Farben, Instagram ist ihr kein Fremdwort, und was die Spatzen von ihren aktuellen Dächern pfeifen, baut sie kurzerhand in ihre Gedichte ein: „Liegt Vögelchen auf linker Wange, singt Vögelchen eine Kantate! kauert Vögelchen im browser – was ist browser?“