Die Vereinigung Baden-Württembergs vor 70 Jahren war kein leichtes Unterfangen – und auch heute nimmt man die Marotten von Badenern und Schwaben am besten mit Humor. Für die Schwaben zieht Mundartschauspieler Albin Braig Bilanz.

Vor 70 Jahren schlossen Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern den Bund für’s Leben. Das geschah nicht völlig einvernehmlich – umso freudiger nimmt man bis heute die Schwächen des jeweils anderen aufs Korn. Für die Schwaben zieht Mundartschauspieler Albin Braig eine nicht ganz ernst gemeinte Bilanz.

 

Herr Braig, was wäre Baden-Württemberg ohne Stuttgart und die Schwaben?

Das wäre wie ... wie ... wie das antike Griechenland ohne den Olymp und die Götter. Zugegeben: Stuttgart ist nicht der Olymp und wir Schwaben sind keine Götter. Aber göttlich anmutend sind wir allemal. Nachdenklich, kritisch, abwartend und phäb wenn’s ums Jubilieren geht. Und wenn man am Kleinen Schlossplatz seine Ohren spitzt, hört man ab und zu noch schwäbische Laute. Ohne Schwaben wäre Baden-Württemberg eben nur Baden. Über wen dürften sich die Badener dann freuen? - Beim Zeus: Ausgestorben sind wir Schwaben noch lange nicht.

Der Südweststaat wird 70. Ist Baden-Württemberg geglückt?

Ja, ja, und nochmals ja! Die Reaktionen unseres badischen Publikums beweisen das immer wieder. Zugegeben, unsere badischen Landsleute sind etwas lockerer als wir Schwaben, aber nach 70 Jahren fremdeln wir kaum noch. Schon unser großes Landeswappen beschwört den Willen zur Gemeinsamkeit. Dazu sagt Hannes in einem Sketch zu seinem Bürgermeister: „Wo Hirsch und Greif die Löwen heben, da lässt es sich verdammt gut leben!“

Was sollte sich in Baden-Württemberg ändern in den nächsten 70 Jahren?

Ich gehöre zu einem Jahrgang, der sich mit Änderungen nicht leicht tut. Es gibt allerdings Themen, die weit über die Landesgrenzen hinaus gehen, da wären Änderungen von größter Wichtigkeit. Wir können es nicht nur unseren Politikern überlassen, über unser nachbarschaftliches Verhältnis zu anderen Ländern und Kulturen zu entscheiden. Wir müssen selber zu Konflikt-Friedensforschern werden. Unsere Welt ist zu klein, um notwendige Änderungen in unseren engen Grenzen zu denken und zu meistern. Mein Wunsch wäre: Weniger Rüstungsausgaben und mehr Investitionen für eine bessere Umwelt, Bildung und soziale Aufgaben. Wenn wir das in den nächsten 70 Jahren schaffen sollten, dann ändert sich auch in Baden-Württemberg alles zum Guten.

Was wäre Deutschland ohne Baden-Württemberg?

Zeichnen wir die Deutschlandkarte auf eine Spanplatte, holen die Stichsäge, sägen das Deutschlandbild aus und stellen Deutschland vor uns auf. Wir sehen: Deutschland bleibt stehen! Nun sägen wir Baden-Württemberg weg – und ... Deutschland fällt um. Kurz: ohne die starke linke Seit der Badener, die von uns Württembergern gestützt wird, wäre Deutschland unausgewogen.

Bauerschlauer Amtsbote

Albin Braig
(Jahrgang 1951) ist der Leiter der Mäulesmühle in Leinfelden-Echterdingen. Als bauernschlauer Amtsbote Hannes piesackt er seit vielen Jahren seinen Bürgermeister vor grundsätzlich ausverkauftem Haus, bis der die Schnapsflasche zückt. Schließlich ist „kein Schnaps nach dem Essen das hellste Gift!“.