Den 1. FC Kaiserslautern erwartet eine schwere Spielzeit, weil die Pfälzer nun sicher nicht mehr unterschätzt werden.

Kaiserslautern - Wer mit Marco Kurz über die neue Bundesligasaison plaudert, bekommt eine gewisse Vorfreude auf den Anpfiff. Der Trainer des 1. FC Kaiserslautern glaubt, die Ausrichtung der kleineren Vereine werde immer offensiver, so wie sich das letzte Saison schon angekündigt habe. "Der Trend ist, immer frecher zu spielen und auch bei großen Vereinen gewinnen zu wollen", sagt Kurz. Auch der FCK will wieder für Überraschungen sorgen, nachdem die Pfälzer als Aufsteiger die abgelaufene Runde auf dem siebten Tabellenplatz abgeschlossen haben.

 

Es war ein Erfolg abseits des Medieninteresses, aber unter genauer Beobachtung der Branche. Der FCK hat sich Respekt erarbeitet, nachdem ihn viele Experten vor der Runde als sicheren Absteiger eingeplant hatten. Marco Kurz sieht der neuen Saison aber wachsam entgegen: "Die Gegner werden uns nicht mehr unterschätzen. Es wird schwierig, eine ähnliche Konstanz in die Leistung zu bringen." In Kaiserslautern lassen sie sich von der positiven Momentaufnahme nicht blenden, der Clubchef Stefan Kuntz will mit dem Aufstiegstrainer Marco Kurz Stabilität in diesen einst so unruhigen Club bringen, der noch vor drei Jahren vor dem Sturz in die Drittklassigkeit und der Pleite stand. Träumern im Umfeld des Fritz-Walter-Clubs, die nach Platz sieben nun von größeren Zielen fabulieren, sagt Marco Kurz: "Unser Ziel ist der Klassenverbleib."

"Wir verteilen die Verantwortung auf mehreren Schultern"

Der FCK will sich Schritt für Schritt etablieren. Große finanzielle Sprünge kann sich der Verein aufgrund der Verfehlungen der Vergangenheit nicht leisten. Doch für die nach wie vor angespannte Lage ist der Vereinsboss Stefan Kuntz einigermaßen ins Risiko gegangen. Um den ablösefreien Weggang des Torjägers Srdjan Lakic (VfL Wolfsburg) aufzufangen, investierte er 2,5 Millionen Euro Ablösesumme in den israelischen Nationalspieler Itay Shechter von Hapoel Tel Aviv. Shechter unterschrieb ebenso einen Vertrag über drei Jahre in der Pfalz wie sein Vereinskollege Gil Vermouth, der Jan Moravek (Schalke) im Mittelfeld ersetzen und den in der vergangenen Saison überragenden Christian Tiffert unterstützen soll. Es wird eine der Schlüsselfragen sein, ob Lakic und Moravek gleichwertig ersetzt werden können.

Mittelfristig traut Kurz Shechter und Vermouth zu, Leistungsträger zu werden, kurzfristig fordert er Geduld: "Shechter muss sich noch an das härtere Training gewöhnen, Vermouth wird nach einer Leistenverletzung noch Zeit benötigen, fit zu werden." Die Mannschaft soll schnell von der Erfahrung Shechters und Vermouths profitieren, die sich die beiden in Länderspielen und Champions-League-Einsätzen erworben haben. "Wir haben auch ihre Erfahrung geholt, damit sich die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt", sagt Kurz, der glaubt: "Wir haben wieder gute Qualität geholt. Der Kader ist stärker als in der letzten Saison."


In der Vorbereitung konnte bisher vor allem Olcay Sahan überzeugen, der vom MSV Duisburg kam und in der Offensive variabel eingesetzt werden kann. Den Angreifer Richard Sukuta-Pasu (kam vom FC St. Pauli) will Kurz vom Talent zum Bundesligaspieler entwickeln, und der wuchtige Stürmer Dorge Kouemaha (ausgeliehen vom FC Brügge) soll Adam Nemeth ersetzen, der lange ausfallen wird, weil er in der Sommerpause vom Kirschbaum gefallen ist.

Das war nicht der einzige kuriose Vorfall in der Pfalz. Der Torwart Tobias Sippel und seine Kollegen Ivo Ilicevic und Thanos Petsos schafften es nach einer Alkoholfahrt mit Unfallschaden und anschließendem Bordellbesuch auf die Seite eins der "Bild"-Zeitung. Fahrer Sippel, der seine Position als Nummer eins in der vergangenen Rückrunde an Kevin Trapp verloren hatte, wurde mittlerweile zu einer Geldstrafe in Höhe von 36000 Euro und einem neunmonatigen Führerscheinentzug verurteilt. Kuntz und Kurz haben intern noch einmal Klartext geredet.

"Es ist keine Selbstverständlichkeit, in der Bundesliga zu spielen, das muss jeder verinnerlichen. Wenn wir uns im nächsten Jahr zum dritten Mal auf eine Erstligasaison vorbereiten, dann sind wir auf einem guten Weg", sagt Kurz. Für Überraschungen soll seine Mannschaft aber einzig auf dem Platz sorgen - zuzutrauen ist ihr das aber nur, wenn sich die Neuzugänge sehr schnell in der neuen Umgebung zurechtfinden.


Trainer Marco Kurz hat sich etabliert in Kaiserslautern und mittlerweile eine starke Position im Verein und bei den Fans. Das hat er sich durch Leistung verdient, nachdem er vor zwei Jahren bei seiner Vorstellung noch skeptisch beäugt wurde. Doch der Stuttgarter hat den Traditionsverein nicht nur zurück in die erste Liga geführt, sondern auch dort gehalten. Kurz formte Spieler wie Sidney Sam, Erik Jendrisek oder Srdjan Lakic - bis sie nicht mehr zu halten waren. Der Trainer passt mit seiner emotionalen und bodenständigen Art gut zum FCK. Kurz, 42, ist ein Pragmatiker, der sich nicht scheut, unpopuläre Entscheidungen zu treffen: So ersetzte er in der vergangenen Saison den jungen Torhüter Tobias Sippel durch den noch jüngeren Kevin Trapp und verbannte den Kapitän Martin Amedick auf die Ersatzbank. In Günther Gorenzel steht ihm ein Assistent zur Seite, den er aus seiner Zeit bei 1860 München kennt.