Gianni Coveli spielte früher für die Stuttgarter Kickers. Seit 2014 trainiert er den 1. Göppinger SV. Vor dem Oberligaduell der beiden Clubs sagt der 50-Jährige, wem er im Aufstiegsrennen am meisten zutraut.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Es ist der Saisonhöhepunkt für den Fußball-Oberligisten 1. Göppinger Sportverein. Wenn an diesem Mittwoch (19 Uhr) die Stuttgarter Kickers im Stadion an der Hohenstaufenstraße aufkreuzen, werden aber nicht wie am Ostermontag des vergangenen Jahres 3700 Zuschauer da sein, sondern nur die erlaubten 500. Göppingens Trainer Gianni Coveli will seinem Ex-Club dennoch ein Bein stellen und die eigenen Fans für das blamable 0:7 vor zehn Tagen gegen den SGV Freiberg versöhnen.

 

Herr Coveli, ist Ihr Team gerüstet für das Duell mit den Stuttgarter Kickers?

Wir haben am Sonntag beim FV Lörrach-Brombach hinten die Null gehalten, 1:0 gewonnen und uns damit das so äußerst wichtige Erfolgserlebnis geholt.

Nach der deprimierenden 0:7-Heimschlappe gegen den SGV Freiberg…

...bei der wir nicht unser wahres Gesicht gezeigt haben.

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Wie erwarten Sie das Spiel gegen die Blauen?

Das ist ein Derby und für uns ein absoluter Saisonhöhepunkt. Unvergessen ist bei uns im Verein das 0:0 gegen die Kickers am Ostermontag 2019, als 3700 zahlende Zuschauer bei uns im Stadion an der Hohenstaufenstraße waren. Jammerschade, dass diesmal nur knapp 500 Besucher kommen dürfen.

Am 15. August haben Sie mit dem GSV in der zweiten WFV-Pokal-Runde schon einmal gegen die Kickers gespielt in dieser Saison – und mit 0:4 verloren.

Das ist ein anderer Wettbewerb, und dieses Spiel will ich nicht zu hoch hängen. Es kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt für uns. Unsere Priorität liegt auf der Meisterschaft.

In der wer am Ende aufsteigt?

Entweder der SGV Freiberg oder die Stuttgarter Kickers oder im besten Fall beide. Beide Teams sind individuell stark – vor allem in der Offensive. Spieler wie Mijo Tunjic, Markus Obernosterer oder Marco Grüttner und Dominik Salz sind für die Oberliga absolute Ausnahmespieler. So viel Power nach vorne – das ist schon ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Und noch etwas kommt hinzu.

Bitte.

Beide Vereine arbeiten unter Profibedingungen. Das macht sich über eine Mammutsaison mit 42 Spieltagen hinweg bemerkbar, weil sich auch die Regeneration über die vielen Trainingseinheiten viel besser steuern lässt. Für alle anderen Teams ist das in dieser professionellen Art und Weise unrealistisch.

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Wem trauen Sie mehr zu: Freiberg oder den Kickers?

Beide befinden sich auf einem ähnlichen Niveau. Derzeit sehe ich aber die besseren Karten beim SGV Freiberg, weil sie sich einen positiven Lauf erspielt haben – und das gibt Selbstvertrauen. Die Kickers konnten dagegen bis auf das 5:1 bei Astoria Walldorf II auswärts nicht überzeugen. Sollte es uns gelingen, den Blauen am Mittwoch ein Bein zu stellen und Freiberg siegt parallel in Bruchsal, dann hätte der SGV schon sieben Punkte Vorsprung plus die bessere Tordifferenz. Dann hätten sie sich an der Tabellenspitze erst einmal für längere Zeit festgebissen, andererseits kann in dieser sehr langen Saison noch viel passieren.

Was spricht denn für die Kickers?

Die Zuschauer in den Heimspielen. Auch wenn es nur 500 sind, da wird schon viel Ballett gemacht auf der Waldau. Davor haben die Gegner Respekt. Das ist ein großer Vorteil für die Blauen.

Sie spielten von 1984 bis 1991 für die Kickers. Was verbinden Sie mit dem Verein?

Die Zeit bei den Kickers war ungemein wichtig und schön für mich. Im Besonderen der damalige Präsident Axel Dünnwald-Metzler, der für jeden ein offenes Ohr hatte, die familiäre Atmosphäre, der Kontakt zu den Fans – es war eine wunderschöne Zeit mit dem absoluten Höhepunkt, dem Aufstieg in die Bundesliga.

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Hatten Sie nie ein Angebot als Trainer bei den Kickers?

Es gibt immer noch Kontakte nach Degerloch, aber ich habe nie einen Vertrag vorgelegt bekommen, den ich hätte unterschreiben können.

Wie lautet Ihr Tipp für Mittwoch?

Ich tippe auf ein interessantes Spiel, in dem es definitiv kein 0:7 geben wird wie gegen Freiberg. Wir werden den Kickers einen anderen Kampf bieten.