Welches Medium zieht die bösesten, irrsten oder auch lustigsten Leserbriefe aus seinem Archiv? Beim 1. Stuttgarter Hate Slam am Donnerstagabend in der Schräglage geben Redakteure nie veröffentlichte Kommentare zum Besten.

Stuttgart - Die Sache mit der Ironie ist leider nicht immer ganz einfach - schon am eigenen Leib erfahren. Im noch fast Prä-Social-Media-Zeitalter, genauer gesagt 2005, ereilte ein kleines Nightlife-Pocket-Fanzine wegen eines nicht ganz ernstzunehmenden Textes über die damaligen Studentenproteste - es ging um die Einführung von Studiengebühren - Drohungen, man überlege sich, ob man in der Stadt sämtliche Ausgaben einsammelt und anschließend alle Hefte verbrennt. Und sowieso sei der Verfasser ein törichter, ignoranter Mensch, der keine Ahnung hat. Zwei Tage geschwitzt, dann war das ausgestanden.

 

Seit 2005 hat sich in Punkto Leserbrief-Technik einiges getan. Abgesehen davon, dass sich immer weniger die Mühe machen, zu Papier und Stift zu greifen und die Email wohl das gängige Leserbrief-Format darstellt, kann heute auch ein Kommentar unter einem Online-Artikel oder Facebook-Post als Leserbrief gelten. Oder anders herum: Der Leserbrief ist quasi eine Urform von Social Media. Der Empfänger wird zum Sender und der Sender wieder zum Empfänger. Mit dem großen Unterschied, dass der neue Empfänger des Kommentars, also zum Beispiel die Zeitung, die Sendung nicht abdrucken muss, sprich nicht die ganze Menschheit das Gesendete mitbekommt. Das ist im Internet anders.

Wer bekommt wohl die bösesten, irrsten Leserbriefe?

Wann werden Leserbriefe nicht abgedruckt? Grob gesagt, wenn sie zu böse sind, zu irre oder einfach zu beleidigend. Denn auch bei berechtigter Kritik an einem veröffentlichten Text macht immer noch der gute alte Ton die Musik. Denn als „dämliches Arschloch“ müssen sich auch Redakteure nicht beleidigen lassen.

Meistens aber bewahrt man diese Stücke gerne auf. Vielleicht, weil man weiß, dass man eines Tages drüber lachen kann. Wie zum Beispiel am Donnerstagabend um 20.30 Uhr in der Schräglage beim 1. Stuttgarter Hate Slam: Da lesen Redakteure von diversen Medien wie Stuttgarter Nachrichten, Süddeutsche Zeitung, Sonntag Aktuell oder LIFT kuriose Leserbriefe vor, die sie erhalten haben und nie abgedruckt haben. Das Publikum entscheidet über den (unglücklichen) Sieger, der die bösesten, irrsten oder auch lustigsten Leserbriefe aus seinem Archiv zieht. Garantiert eine große wie unterhaltsame Show, die von Michael Gaedt ("Die kleine Tierschau") moderiert wird.

1. Stuttgarter Hate Slam: Schräglage, Einlass 20 Uhr, Beginn 20.30, Eintritt 3 Euro.