Die Fildermesse am Flughafen besteht seit zehn Jahren und gilt als Erfolgsgeschichte. Bis zum Baubeginn gab es jedoch verzweifelten Widerstand von Bauern und Naturschützern.

Filder - Wenn die Stadt Stuttgart die neue Messe auf den Fildern als Erfolg feiert und Messegeschäftsführer Ulrich Kromer von Baerle auf bis zu 350 000 Übernachtungen pro Fachesse verweist, dann kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Projekt vor zehn Jahren gegen massive Proteste von Naturschützern und Filderbauern durchgesetzt wurde. In den 1970er und 1980er Jahren wandten sich Aktivisten der Schutzgemeinschaft Filder erfolgreich gegen den Flughafenausbau. Mit den Plänen zur Landesmesse fanden sie einen neuen Gegner.

 

Regierungspräsidium kündigt Enteignungen an

Im Juni 2004 kristallisierte sich heraus, dass die Landwirte, die sich wegen der geplanten Messe nicht von ihren Äckern trennen wollten, enteignet werden würden. Dies schrieb das Regierungspräsidium den streitbaren Bauern. Beim freiwilligen Verkauf sollten die Eigentürmer 53 Euro pro Quadratmeter erhalten. Wer sich enteignen lasse, müsse sich mit 21 Euro bescheiden. Klar, dass angesichts dieser Tatsachen einige der Landwirte einknickten und mit dem freiwilligen Verkauf Geld für ihre Betriebe retteten. Niemand machte ihnen jedoch dafür Vorwürfe. Für die verlorenen Ackerflächen durch den Messeneubau bot das Land den Filderbauern außerdem Ersatzflächen an.

Auch die Stadt Leinfelden-Echterdingen sah sich lange Zeit als Bollwerk gegen den Messeneubau und pflegte eine Blockade-Haltung. Sie hatte, von vehementen Messegegnern im Gemeinderat gestützt, unter Oberbürgermeister Roland Klenks Amtsvorgänger Wolfgang Fischer Verhandlungen mit dem Land ausgeschlagen und ausschließlich auf die juristische Karte gesetzt. Im Sommer 2004 schien es deshalb klar, dass sie für ihre Flächen am Flughafen, die dem Messeneubau zum Opfer fallen sollten, nicht mehr erhalten würde als 53 Euro pro Quadratmeter – alles in allem also mehr als zwei Millionen Euro.

Widerstand noch am Tag des Baubeginns

Selbst als für die Projektgegner juristisch längst alles verloren war, ging der Widerstand der Schutzgemeinschaft Filder gegen das Projekt weiter. Am 1. September 2004, 14 Tage vor dem ersten Spatenstich mit dem damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel, blockierten etwa 80 Demonstranten einen Transport schwerer Baumaschinen zur Messebaustelle. Der Neubau begann damit, dass ein Bagger von 7.30 Uhr an die Humusschicht abtrug. Die Arbeiten wurden von den Demonstranten mit Trommelklängen und Parolen wie „Politik besticht, Recht zerbricht“, oder „Messegesetz nach Karlsruhe“ begleitet.

Bei der Demonstration geißelte Ingrid Grischtschenko von der Schutzgemeinschaft Filder die Projektgesellschaft Neue Messe für ihre „Rücksichtslosigkeit und Frechheit“, ausgerechnet am Antikriegstag ihren friedlichen Protest zu stören. Mit den Sympathisanten skandierte die Grünen-Politikerin aus L.-E.: „Wo Messe baut, wächst kein Kraut“ und „Kein Bagger auf dem Acker“.