Christel Mühlhäuser und ihr Team haben die Schwäbische Landpartie zu einer eigenen touristischen Marke gemacht. Und die Nische ist noch ausbaubar.

Region: Corinna Meinke (com)

Kreis Göppingen - Ein schöner Ausflugstag beginnt für Christel Mühlhäuser am besten an einem Aussichtspunkt. Auf dem Helfenstein, dem Hohenstaufen oder dem Breitenstein (Kreis Esslingen) bietet die 54-Jährige ihren Gästen zum Auftakt gerne den „Wow-Effekt“, wie sie es nennt, wenn einem das Filstal zu Füßen liegt und die Albkette vor den Augen glitzert. Seit zehn Jahren ist die rührige Frau aus Wangen-Oberwälden als Mitbegründerin und Programmkoordinatorin Teil der Schwäbischen Landpartie, einem Zusammenschluss von elf Gästeführerinnen, die den sanften Tourismus in den Kreisen Göppingen und Esslingen zu einer eigenen Marke geprägt haben.

 

Geschichten über Land und Leute

„Ich möchte den Menschen eine Wohlfühlatmosphäre bieten“, sagt Christel Mühlhäuser und berichtet, wie sie bei ihren Führungen neben den landschaftlichen Reizen gerne Geschichten über Land und Leute erzählt, in die sie auch häufig die geschichtlichen Hintergründe leicht verständlich verpackt, denn alles, was mit den Staufern und Helfensteinern zu tun hat, schlägt Mühlhäuser in seinen Bann.

Zu Schulzeiten habe sie das Fach Geschichte nur gelangweilt, weil scheinbar zusammenhanglose Fakten anhand von Jahreszahlen hätten gepaukt werden müssen, sagt sie. Heute freut sie sich auf die Göppinger Staufertage, besucht Vorträge und Ausflugsangebote des Schwäbischen Heimatbundes und ist Mitglied des Geschichts- und Altertumsvereins. In der Schwäbischen Landpartie gibt es für viele Fachgebiete von der Pflanzenkunde bis zur Geologie die richtigen Ansprechpartnerinnen, ohne dass sich die Gästeführerinnen dazu versteigen, ihre Touren als wissenschaftliche Exkursionen anzubieten.

Der Dorfspaziergang durch Oberwälden ist fast legendär

Mühlhäuser macht es Freude, ihre Gäste zu verwöhnen, auch kulinarisch. Und so ist ein kleines Schmankerl immer dabei, egal ob sie einer Jahrgangsgruppe die zehn schönsten Plätze in Boll verrät, mit den Gästen den Hohenstaufen im Abendlicht erklimmt oder bei ihrem bald legendären Dorfspaziergang durch Oberwälden überall dort Station macht, wo frisch gebackenes Brot, feine Säfte und andere hausgemachte Spezialitäten kredenzt werden. Zum krönenden Abschluss bittet Mühlhäuser die Gäste schließlich noch auf die Obstbaumwiese, wo ihr Ehemann Herrmann der Runde seinen selbst gebrannten schwäbischen Whisky ausschenkt.

Die Gästeführerinnen möchten frei bleiben

Die Tour auf den Hohenstaufen war Mühlhäusers Gesellenstück, als sich die dreifache Mutter nach der Familienpause vom Landfrauenverband Württemberg vor elf Jahren zur Gästeführerin ausbilden ließ. Nach und nach ersann sie weitere Führungen und hält bis heute mit ihrer Bissinger Kollegin Maria Stollmeier die Interessengemeinschaft Schwäbische Landpartie zusammen, die auch künftig ein selbstständiges und freies Bündnis bleiben möchte.

46 Seiten Programm im Jubiläumsjahr

Im Jubiläumsjahr ist der Jahreskatalog 46 Seiten stark. Es besteht aus Touren und Führungen, die als Paket von Gruppen gebucht werden und dem Jahresprogramm, das 72 Wanderungen, Spazier- und Rundgänge enthält und zu dem sich Einzelpersonen genauso anmelden können wie Familien oder kleinere Gruppen. Längst ist die Landpartie fester Partner der Tourismusinitiative Landkreis Göppingen, hilft bei Stadtführungen im Kreis aus, sitzt im Vorstand des Schwäbischen Streuobstparadieses und betreut in diesem Sommer den Stand der Stadt Göppingen auf der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd. Mit 7000 Gästen bei 245 Touren im vergangenen Jahr habe sich die touristische Nische gut bewährt, resümiert Mühlhäuser, die außerdem als Kirchenführerin und Biosphärenbotschafterin fungiert. Für die Zukunft wollen sich die Führerinnen nun noch mehr familienfreundliche und sportliche Angebote ausdenken,