An das 1200-Jahr Jubiläum der Stadt Asperg haben sich die Weingärtner von den Steilhängen unterhalb der Festung angeschlossen. Ein Wengerter-Trio präsentiert eine Geburtstags-Cuvée vom Demokratenbuckel.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Asperg - Mit einem unterausgeprägten Selbstbewusstsein ist Peter Pfisterer nicht versehen. „Euch ist ein großer Wurf gelungen. Ihr habt aus jeder Sorte das Optimale rausgekitzelt“, umgarnt der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Asperger Weingärtner (IAW) seine Kollegen Björn Mattes, Tobias Stärk und Bert Häcker.

 

Die drei Weinbauern haben sich zur Feier der ersten urkundlichen Erwähnung Aspergs vor 1200 Jahren als Kompositions-Käpsele hervorgetan und eine limitierte Geburtstags-Cuvée kreiert, zu der jeder seinen besten Roten beisteuerte. Von der Mischung aus 2015er Dornfelder, 2015er Lemberger und 2018er Spätburgunder namens „Asperger Berg Cuvée rot“, gibt es 1200 nummerierte Flaschen, die jeweils 1200 Cent kosten. Die Qualitätswein-Prüfung meisterte die Cuvée mit Bravour. Die Nummer 1 und die Nummer 1200 werden an Himmelfahrt meistbietend versteigert, wenn die Interessengemeinschaft zum außerturnusmäßigen Weindörfle einlädt.

Gelungener Cuvée-Coup

Mit dem Cuvée-Coup wollen sich die Asperger Weingärtner, die auf die Einzigartigkeit ihres Terroirs schwören, eine Duftmarke setzen. Dabei können sie ohnehin mit manchem Alleinstellungsmerkmal aufwarten. Die historische, denkmalgeschützte Kelter, die der Stadt gehört und unter der Regie der Weingärtner genutzt wird, ist als Einzige weit und breit noch für ihren ursprünglichen Zweck in Betrieb – mit modernsten Geräten wie einer Edelstahl-Traubenmühle. Jeden Herbst nach der Lese rücken die IAW-Mitglieder mit Zubern voller Trauben an, geben die Beeren in die Mühle und fiebern mit einem von fünf Keltermeistern ihrer Ausbeute entgegen. „Unsere Weine bauen wir dann aber jeder für sich aus“, erklärt der Winzer Bert Häcker. Im Gegensatz zu Genossenschaften arbeitet bei den im Verein zusammengeschlossenen Asperger Weingärtnern jeder auf eigene Rechnung.

Es hätte auch anders kommen können

Der Stadt ist diese Art von Traditionspflege viel wert. Zwischen 15 000 und 20 000 Euro steuert sie der IAW jährlich für den Betrieb der Kelter bei, 2018 zahlte sie mehr als 100 000 Euro für zeitgemäße Toiletten. Dabei wäre der Kelterplatz Mitte der 90er-Jahre fast bebaut worden. „Unsere Bemühungen, die Kelter für den Weinbaubetrieb zu nutzen, wären so ad absurdum geführt worden“, sagt Peter Pfisterer. Die Wengerter machten dagegen mobil – in Pfisterers Worten: „Sie haben ihr Anliegen Kraft ihrer Charakter vehement, aber sachlich vorgetragen.“ Heute ist der Bürgermeister Christian Eiberger, seit gut einem Jahr im Amt, „gottfroh“, dass aus der städtebaulichen Nutzung damals nichts wurde. Der traditionsbewusste Gebrauch der Kelter, die auch mit einem kleinen Weinbaumuseum aufwartet, ist dem Renommee des denkmalgeschützten Ensembles „Festungsgemäuer und Qualitäts-Steillagen-Weinbau“ rundweg zuträglich.

Sahnehäubchen zum Festjahr

Dass nun auch die aufwendige und rund 6,5 Millionen Euro teure Rebflurbereinigung am Hohenasperg auf die Zielgerade geht – „ein Projekt, das wir als Stadt immens schätzen“, so Eiberger – entlockt dem Bürgermeister und den Wengertern Erleichterungsseufzer. Ein Sahnehäubchen auf der 1200-Jahr-Geburtstagstorte ist, dass im Zuge dieser Flurbereinigung voraussichtlich im März ein neuer Spazierweg fertig wird, der durch die Weinberge zur Festung führt. Das Stadtjubiläum passt zur IAW: 819, im Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung Aspergs, wurde an den Hängen des Berges definitiv schon Weinbau betrieben. „Eigentlich aber schon viel länger, schon seit dem Römern“, sagt Peter Pfisterer. „Aber ab dem Mittelalter ist es eben super dokumentiert.“

Das Trio Mattes, Stärk und Häcker legte neben der Rotwein- auch eine Weißwein-Cuvée aus Weißburgunder, Riesling und Kerner auf, allerdings mit nur 600 Flaschen. Angesichts des Premierenerfolges liebäugeln sie jedoch damit, bei Gelegenheit wieder gemeinsame Sache zu machen.