Am Montag würde der Ferdinand Graf von Zeppelin 175 Jahre alt werden. Die Stadt Friedrichshafen feiert den Pionier der Luftschiffe, Firmengründer und Militaristen mit einem Bürgerfest.

Friedrichshafen – Bis zum 19. Jahrhundert war der Flecken ein verschlafenes Fischerdorf, dann wurde er ein wichtiger Umschlagplatz für Waren in die Schweiz. Heute ist Friedrichshafen am Bodensee eine der merkwürdigsten Städte Deutschlands. Eine Kleinstadt mit Seeidyll und zugleich großstädtischer Schwerindustrie. Eine Stadt, der über die Zeppelin-Stiftung die Weltkonzerne ZF und Zeppelin GmbH gehören und die damit einer der reichsten Orte Deutschlands sein dürfte. Eine Stadt, die mit Tognum (MTU Friedrichshafen) und EADS weitere weltweit aufgestellte Unternehmen beherbergt und sich die zweitgrößte Messe und den zweitgrößten Flughafen im Land nach Stuttgart leistet. Die Firmen dieser kleinen Großstadt geben weltweit 135 000 Menschen Arbeit.

 

Das alles hat sie einem eigenbrötlerischen Adeligen zu verdanken, der versponnene Ideen hatte und sich jahrelang als „Narr vom Bodensee“ verspotten lassen musste. Ohne Ferdinand von Zeppelin (1838-1907) wäre das Friedrichshafen von heute nicht vorstellbar. Am Montag jährt sich der 175. Geburtstag des Grafen.

Im amerikanischen Bürgerkrieg bewunderte er die Ballone

Am 8. Juli 1838 ist er als Sohn des fürstlich hohenzollernschen Hof- und Regierungsrates Friedrich Jerome Graf von Zeppelin und seiner Frau Amélie – einer aus der reichen Unternehmensfamilie d’Hogguèr entstammenden Schweizerin – in Konstanz zur Welt gekommen und unweit, auf Schloss Girsberg bei Emmishofen aufgewachsen.

Als er 1863 als Beobachter am amerikanischen Bürgerkrieg und später als Generalstabsoffizier am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teilnimmt, faszinieren ihn die dort eingesetzten Ballone. Zeppelin will etwas besseres bauen – ein lenkbares Luftschiff. Erst als er 1891 nicht ganz freiwillig seinen Abschied aus der Armee nehmen muss, kann er sich ganz diesem Vorhaben widmen. Die Luftschifffahrt interessierte ihn dabei vor allem als ein überlegenes Mittel der Kriegsführung. Seine Kritiker sehen ihn heute als den eigentlichen Begründer der Rüstungsindustrie am Bodensee.

Zunächst hatte Zeppelin jahrelang erfolglos beim preußischen Kriegsministerium um Unterstützung und Geld geworben und war für seine Ideen verlacht worden. Er blieb hartnäckig. 1898 erwarb er ein Reichspatent und ein Jahr später begann er in Friedrichshafen mit dem Bau seines lenkbaren Starrluftschiffs.

Bürgerfest auf dem Hangar mit einem Themenpark zum Grafen

Schon 1900 stieg das Luftschiff LZ 1 auf, der erste Zeppelin. Aber erst der Absturz des LZ 4 im Jahr 1908 bei Echterdingen und die in der Folge gespendeten sechs Millionen Reichsmark, führten zur Konsolidierung der Firma. Die Spenden dienten als Grundstock für die Zeppelin-Stiftung, der Mutter aller Unternehmungen, von der die Stadt bis heute profitiert. Das ist für die Hafenstadt allemal Grund genug, den Grafen ausgiebig zu feiern. Seit dem Frühjahr lässt Friedrichshafen den Luftschiffpionier mit fast zwei Dutzend Veranstaltungen hochleben.

Höhepunkt wird ein Bürgerfest am Sonntag sein. Auf dem Gelände des Zeppelin-Hangars entstand dazu ein 1000 Quadratmeter großer Themenpark. Konstanz ehrt den wohl berühmtesten Sohn der Stadt deutlich abwartender. Vom 12. Juli bis 29. Dezember wird sich eine Ausstellung im städtischen Rosgartenmuseum den weitgehend unbekannten Kinder- und Jugendjahren des Grafen widmen.