Seit 75 Jahren gehören Sillenbuch und Heumaden zu Stuttgart. Birkach Samt Riedenberg und Plieningen mit Hohenheim folgen im Jahr 1942.

Filder - Alles ist ganz schnell gegangen. Die Verhandlungen Anfang des Jahres 1937 haben vom 14. Januar an nur wenige Wochen gedauert, dann war der Zusammenschluss der damals eigenständigen Kommunen Sillenbuch und Heumaden mit Stuttgart, der mit dem Ehrentitel „Stadt der Auslandsdeutschen“ versehenen Kommune, vor 75 Jahren unter Dach und Fach. Offiziell trat der am 16. Februar von dem Stuttgarter Oberbürgermeister Karl Strölin und den beiden Bürgermeistern Wilhelm Steinbach (Sillenbuch) und Walter Schuler (Heumaden) unterzeichnete Eingemeindungsvertrag am 1. April 1937 in Kraft. Sillenbuch und Heumaden wurden damals gemeinsam mit Uhlbach und Rohracker von Stuttgart einverleibt. Die Zahl der Einwohner stieg um knapp 7500 auf rund 442 000.

 

Die Eingemeindung Birkachs wurde verschoben

Auch Birkach samt Riedenberg hätte zeitgleich eingegliedert werden sollen. Der Eingemeindungsvertrag wurde am 3. März 1937 auch unterschrieben, dann aber doch nicht vollzogen. Der Zusammenschluss erfolgte erst fünf Jahre später, am 1. April 1942. Parallel zur Eingemeindung von Plieningen samt Hohenheim.

Die Eingemeindung der bis dahin selbstständigen Gemeinden Heumaden und Sillenbuch, die am 1. April 1937 ebenso wie Rohracker und Uhlbach von Stuttgart einverleibt worden sind, erfolgte aufgrund eines Erlasses des Reichsstatthalters Wilhelm Murr vom 25. März 1937. Sie ist damals von offiziellen Stellen mit dem Raumbedarf der Stadt und dem Mangel an Wohn- und Siedlungsfläche begründet worden.

Rohracker und Heumaden wurden der neuen städtischen Geschäfts- und Steuerstelle Sillenbuch angegliedert, für Uhlbach war fortan die städtische Geschäfts- und Steuerstelle Obertürkheim zuständig.

Nur wenige Dokumente belegen den Zusammenschluss

Wie der Sillenbucher Historiker Hans-Georg Müller bei der Recherche für sein Buch „Von selbstständigen Gemeinden zum Stadtbezirk – Heumaden, Riedenberg, Sillenbuch“ herausgefunden hat, ist die Eingemeindung der beiden Orte Sillenbuch und Heumaden bei einem Großteil der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe gestoßen.

„Die Sillenbucher Bevölkerung stand mehrheitlich einem Anschluss an die Großstadt skeptisch gegenüber, weil man der nicht unbegründeten Meinung war, die Gemeinde sei angesichts der ,guten wirtschaftlichen Verhältnisse‘ auch weiterhin lebensfähig“, schreibt er in seiner Publikation. In dieser ist die damals weitgehend im Stillen vollzogenen Eingemeindung auf dreieinhalb Textseiten beleuchtet. Die verfügbaren Quellen, auf die der Historiker zurückgreifen konnte, waren rar. „Es gibt nicht sehr viele Informationen über die Eingemeindung zu finden“, sagt Müller.

Über die fünf Jahre später vollzogene Zwangsehe von Birkach samt Riedenberg und Plieningen einschließlich Hohenheim mit Stuttgart ist ebenfalls nur wenig bekannt. Der Presse war es damals auf Anordnung des Reichsinnenministers verboten, über den Zusammenschluss zu berichten. Auch jede Feier war verboten worden.

Bürger wurden über Plakate informiert

Die neuen Stuttgarter wurden mit Plakaten darüber informiert, dass sie nun Bürger „der Stadt der Auslandsdeutschen Stuttgart“ sind. Der Informationstext auf den in Birkach und Riedenberg ausgehängten Plakaten endete mit den Worten: „Ich heiße die Bevölkerung von Birkach und Riedenberg namens der Stadt Stuttgart herzlich willkommen. Strölin.“ Das Verbot von Festakten hinderte Strölin nicht daran, sich die Gemeinden am 1. April offiziell übergeben zu lassen. In Plieningen bekam er aus den Händen eines jungen Mädchens das Ortswappen überreicht, in Birkach begrüßte ihn eine Schulklasse.

Die Filderorte Vaihingen mit Rohr, Möhringen und der Fasanenhof sowie Stammheim und die Solitude sind 1942 ebenfalls zwangseingemeindet worden.