In Stuttgart sind im ersten Halbjahr gut 120 000 Fluggäste mehr gestartet und gelandet als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Flughafenchef Walter Schoefer sieht Anzeichen, dass „schwächelnde“ Reiseziele wieder stärker nachgefragt werden.

Stuttgart - Die Geschäftsentwicklung am Flughafen Stuttgart bewegt sich auf einem vorsichtigen Wachstumskurs. Im ersten Halbjahr 2017 ist die Zahl der Fluggäste im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 um 2,5 Prozent oder 120 799 Personen auf 4 942 830 gestiegen – obwohl die Zahl der Starts und Landungen um 3,5 Prozent auf 47 195 zurückging. Das hat Walter Schoefer, Sprecher der Flughafen-Geschäftsführung, am Mittwoch mitgeteilt.

 

Schoefer rechnet nun auch für das ganze Jahr mit einem leichten Plus im Vergleich zum Ergebnis von 2016 mit 10,6 Millionen Fluggästen, obwohl er und der damalige Co-Geschäftsführer Georg Fundel beim Neujahrsempfang noch ein Nullwachstum angepeilt hatten. Das Plus zum Jahresende müsse aber nicht unbedingt 2,5 Prozent erreichen, sagte Schoefer, sein Optimismus sei „verhalten“. Die Unwägbarkeiten in der Branche werden nach wie vor als groß eingeschätzt. Noch immer sei beispielsweise nicht absehbar, wie sich die Fluggesellschaft Air Berlin unternehmerisch aufstellen werde und wie das Marktumfeld darauf reagiere.

Probleme mit Warteschlangen angeblich ausgeräumt

In der laufenden Sommer-Reisesaison sieht Schoefer Anzeichen, dass wegen der politischen Lage schwächelnde Urlaubsziele wie Ägypten wieder etwas stärker gebucht werden. Das könne daran liegen, dass die Kapazitäten in Italien oder Spanien, die als Ausweichziele für Ägypten und die Türkei in den Fokus gerückt waren, erschöpft seien. Die Probleme mit Wartezeiten bei den Luftsicherheitskontrollen, die in den Monaten vor den Pfingstferien manchmal bis zu einer Stunde betrugen, seien ausgestanden. In der Regel werde jetzt die angepeilte Obergrenze von zehn Minuten Wartezeit für Passagiere eingehalten. Die Bundespolizei habe bei dem privaten Dienstleister nämlich deutlich mehr Personaleinsatz eingefordert. Schoefer: „Was mich ärgert, ist, dass die zuvor aufgetretenen inakzeptablen Zustände das Ansehen des Flughafens beschädigten, obwohl wir als Betreiber nichts dafür können.“

Der Umsatz der Flughafengesellschaft hat im ersten Halbjahr ähnlich wie die Fluggastzahl zugenommen. Das operative Betriebsergebnis werde Ende 2017 möglicherweise wie 2016 „knapp über 40 Millionen Euro“ liegen, sagte Schoefer. Wegen einer neuerlichen Rate von rund 60 Millionen Euro für das Bahnprojekt Stuttgart 21 werde das Jahresergebnis aber wieder deutlich ins Minus fallen. 2018 müsse man die letzte Rate – wieder in ähnlicher Größenordnung – an die Bahn AG abführen.

Für Terminalneubau gibt es einen Architektenwettbewerb

Weiter vorangetrieben werden die Vorplanungen für den Neubau von Terminal 4. 2018 soll es einen Architektenwettbewerb geben. Dazu werde auch das Büro von Gerkand, Marg und Partner in Hamburg eingeladen, das für die Fluggastgebäude 1 bis 3 die Pläne mit Säulen lieferte, die gestalterisch großen Bäumen nachempfunden sind. „Rechtlich sind noch ein paar Dinge zu klären“, sagte Schoefer. Einen Wettbewerb halte er aber für angezeigt, weil der Bau ganz besonders durch die energetische Herausforderung geprägt sein werde. Wenn man das Ziel erreichen wolle, den Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 50 Prozent zu verringern, müsse der neue Terminal zu einem Plusenergie-Haus werden. Sprich: Dort muss mehr Energie erzeugt als verbraucht werden. Im Moment wisse noch niemand, wie das Gebäude aussehen und beschaffen sein könnte.

Schoefer nimmt an, dass die Planung bis zur Baureife vier bis fünf Jahre dauern wird. Gebaut werden soll in zwei Abschnitten, wo heute der Altterminal 4 steht. Fertig werde der Neubau vielleicht 2024 oder 2025. „Der Bau muss ja auch mit den Arbeiten für den neuen Flughafenbahnhof abgestimmt sein und mit dem Bau eines dritten Gleises bei der S-Bahn-Station Flughafen/Messe“, sagte Schoefer. Er ist zurzeit alleiniger Flughafenchef. Der Aufsichtsrat hat zwar schon die bisherige Bahn-Managerin Arina Freitag als Nachfolgerin von Georg Fundel gewählt, der in den Ruhestand ging, ihr Dienstantritt – zunächst für den 1. August angekündigt – verzögert sich aber bis 1. September.