Seit 20 Jahren strahlt das Südwestfernsehen die Familienserie „Die Fallers“ aus. Der Sender produziert die Reihe komplett alleine. Dabei hat es anfangs gar nicht danach ausgesehen, denn die Skepsis war zunächst groß.

Freiburg - Der Südwestrundfunk feiert den 20. Geburtstag seiner erfolgreichsten Serie: „Die Fallers“, die Geschichte einer Schwarzwaldfamilie. Es ist die einzige Serie in der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD), die eine ihrer Landesrundfunkanstalten komplett in eigener Regie produziert. Jeden Sonntagabend lockt sie zwischen 19.15 und 19.45 Uhr mit einem Hahnenschrei im Vorspann rund eine Million Zuschauer vor die Bildschirme. Am 25. September 1994 wurde die erste Faller-Folge ausgestrahlt, der Geburtstag wird in mehreren Etappen in Hörfunk und Fernsehen gefeiert. Am kommenden Samstag gibt es die Dokumentation „Das ABC der Fallers“ im SWR-Fernsehen. In Freiburg wurde der sehenswerte Film von Christian Stöffler vorab gezeigt und erntete bei den Fans Beifallsstürme.

 

Dabei hat der Sender, der zu jener Zeit noch Südwestfunk hieß, anfangs selber nicht so recht an einen langfristigen Erfolg geglaubt. Eine Familienserie musste damals unbedingt her, aber welche? Ursprünglich sollte es eine Winzerfamilie sein, dann kam man auf den Arbeitstitel „Himmelreich und Höllental“. Benannt nach Ortschaften nordöstlich von Freiburg. „Viel zu lang“, befand Fernsehdirektor Kurt Rittig. „Die Fallers, das reicht.“

Hoher Erfolgsdruck

„Der Erfolgsdruck war hoch“, erinnert sich der erste Drehbuchschreiber Heinz Recht und erzählt von einem mürrischen Besuch des damaligen SWF-Intendanten Peter Voß in den eilig eingerichteten Studios in Baden-Baden. „Das hier ist alles zu teuer, das wird es bald nicht mehr geben“, habe er genörgelt. Wie man sich irren kann. Der Intendant ließ sich überzeugen und die Serie überstand auch die Senderfusion mit dem Süddeutschen Rundfunk. Und sie lebt mit praktisch immer noch der gleichen Kernmannschaft von damals.

Der erste Faller-Bauer musste freilich – im Film – sterben. Lukas Amann, alias Wilhelm Faller, ist mit fast 102 Jahren aber bewundernswert lebendig und berichtet im „Fallers-ABC“ mit einer wunderschönen Sprache, wie er mit 81 Jahren zum ersten Mal in seiner Karriere dazu kam, einen Bauern zu spielen. Bekannt geworden ist der gebürtige Schweizer, 1933 Absolvent der Max-Reinhard-Schauspielschule in Berlin, im Fernsehen als „Gentleman-Detektiv“ Graf Yoster, der mit seinem Assistenten Wolfgang Völz gut gekleidet und mit formvollendeten Manieren Kriminalfälle in der feinen Gesellschaft löst.

Keine Seifenoper

„Ich habe gesagt: Macht mir einen Bart, ich will mich verstecken“, erinnert sich Lukas Amann. Mit Albert-Schweizer-Schnauzer verkörperte Amann den Typus des grantigen und kantigen Schwarzwälder Bauern, der mit der Technisierung der Landwirtschaft haderte und mit Enkeln und Schwiegertochter besser auskam als mit den eigenen Söhnen. So wie im richtigen Leben.

Es zeichnet im übrigen die Serie aus, dass sie keine Seifenoper ist, sondern durchaus gesellschaftliche Probleme in der Mehrgenerationenfamilie spiegelt. Es gab Krisen, Scheidungen und Kräche noch und noch. Es gibt den Dauerkonflikt der Brüder Hermann und Franz, es gibt die Bauernfehde zwischen den Fallers und den Zimmermanns. Und es gab Auseinandersetzungen über die Windenergie und das zähe Ringen der jungen Bäuerin um das zweite Standbein Ferienwohnung auf dem Bauernhof.

Immer mal wieder sorgen die gefährlichen und fatalen Eskapaden der Jungspunde, dem Schludrian „Albert“ und dem kreuzbraven aber verführbaren „Sebastian“, für Aufregung. Deren Darsteller Alessio Hirschkorn und Dominik Stricker sind beide als pausbäckige Jungs in die Fernsehfamilie geraten und mit ihr groß geworden. „Cool“ finden sie es und sind stolz darauf, dabei bleiben zu können. Stricker (20) studiert in Schwäbisch-Hall Management und Vertrieb, Hirschkorn (22) peilt tatsächlich den Schauspielberuf an.

Heimlicher Hauptdarsteller

„Wir sind nicht nur im Film, sondern auch am Set wie eine Familie“ ist die geläufigste Antwort der Darsteller und der gesamten Crew vor und hinter der Kamera, wenn nach dem anhaltenden Erfolg bei den Zuschauern und der ungebrochenen Spielfreude gefragt wird. Für jede Rolle gibt es eine eigene Fangemeinde, für Altbäuerin Johanna (Ursula Cantieni) genauso wie für das schrullige Kräuterweib Lioba (Lisbeth Felder). Kritik bei Mundartspezialisten löst zuweilen der badisch-schwäbisch klingende Pseudodialekt aus. „Es muss halt eine Art Hochalemannisch sein, damit’s auch anderswo verstanden wird“, sagt der Schweizer Peter Schell, alias Karl Faller.

Und es gibt einen „heimlichen Hauptdarsteller“, sagt der Erfinder der Serie, Heinz Recht: den Schwarzwald. Eine Kulisse, die nicht nur schön, sondern auch mystisch und geheimnisvoll wirken kann. Nur Insidern bekannt ist der Standort des Hofes, auf dem die Außenaufnahmen und die Szenen im Stall gedreht werden. „Wir wollten das eigentlich nicht“, sagt der Bauer Felix Löffler. Er und seine Frau hatten Angst, dass es einen Rummel gibt wie im Glottertal, wo Tausende zur Kulisse der „Schwarzwaldklinik“ pilgerten. Doch den „Faller-Hof“ finden nur wenige und Bauer Löffler ist als „Stuntman“ für den Filmbauern Karl längst ein Teil des Teams geworden.