Seit 1997 sind rund 65 000 Beschwerden, aber auch Verbesserungsvorschläge via Gelber Karte bei der Stadtverwaltung eingegangen. Manchmal ist die Auskunft auch zum Schmunzeln.

Stuttgart - Seinem Ärger Luft machen, Verbesserungen anregen oder auch mal Lob verteilen: In der Landeshauptstadt können sich die Bürger mittels der Gelben Karte direkt mit ihren Anliegen an die Stadtverwaltung wenden. Am 1. November 1997 wurde das sogenannte Beschwerdemanagement (2002 wurde es in Ideen- und Beschwerdemanagement umgetauft) eingeführt, und in den vergangenen 20 Jahren sind auf diesem Weg mehr als 65 000 Eingaben bei der Stadt eingegangen.

 

Die Zahl der angesprochenen Themen ist vielfältig: ob Stolperfallen auf der Königstraße, illegal entsorgter Müll in Grünanlagen oder problematische Ampelschaltungen – die meisten Gelben Karten machen auf Missstände in der Stadt aufmerksam. Das aus dem Sport entlehnte Instrument, das etwa im Fußball einer Verwarnung gleichkommt, kann auch dazu dienen, sich für rasche und unbürokratische Hilfe zu bedanken.

Beispielhaft dafür ist der Fall einer Studentin, der am Tag ihrer letzten Klausur ihr Schlüssel in einen Abwasserschacht gefallen war. Zufällig kam gerade die Müllabfuhr vorbei. Die Männer in Orange ließen sich nicht lange bitten und angelten den Schlüssel aus dem Schacht. Die Studentin bedankte sich prompt mittels einer Gelben Karte an die Verwaltung: „Es ist gut, eine städtische Einrichtung wie den Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt und ihre Mitarbeiter auch loben zu können.“

Die Antworten der Stadt sind manchmal auch zum Schmunzeln

Die Eingaben laufen beim Gelbe-Karten-Team im Rathaus zusammen und werden in einer Datenbank gesammelt. Anfangs gab es die Gelbe Karte nur auf Papier, mittlerweile sind diverse Eingabemöglichkeiten via Internet hinzugekommen. Entweder beantwortet das Team die Kritik und die Anregungen selbst, oder sie werden an die zuständigen Fachämter und Abteilungen der Stadtverwaltung zur Beantwortung weitergeleitet. Dass die Antworten nicht immer zur Zufriedenheit der Bürger ausfallen, liegt in der Natur der Sache. Manchmal ist die Auskunft auch zum Schmunzeln: Eine Bürgerin etwa, die zu wissen begehrte, warum die versuchsweise aufgebaute Mooswand an der Cannstatter Straße zur Bekämpfung des Feinstaubs zunehmend grau und unansehnlich geworden sei, erhielt die Antwort, das Moos sei „im Stress“.

Für OB Fritz Kuhn (Grüne) ist die Gelbe Karte gleichwohl ein Erfolgsmodell: „Das ist gelebte Bürgerbeteiligung, jeden Tag aufs Neue.“ Er freue sich, dass zahlreiche Bürger in den vergangenen 20 Jahren durch ihre Eingaben geholfen hätten, die Arbeit der Stadtverwaltung noch besser und die Stadt noch lebenswerter zu machen.

Im abgelaufenen Jahr 2017 wurden nach Angaben der Stadt bis Ende November insgesamt 8259 Gelbe Karten abgegeben, 78 Prozent davon enthielten Kritik oder Beschwerden, elf Prozent Ideen, acht Prozent waren Fragen und drei Prozent der Zuschriften waren lobender Natur.