Es gibt viel zu feiern, 200 Jahre Volksfest, 100. Landwirtschaftliches Hauptfest. Doch der Aufbau ist schwieriger denn je, mit allerhand Tricks und Kniffen versucht man, das Gelingen zu sichern.

Stuttgart - Man muss sich das vorstellen wie bei einem Puzzle. Es gibt ganz viele Teile, am Anfang verzweifelt man schier, aber mit viel Geduld passt am Ende alles zusammen. So geht es Marcus Christen und seinen Leuten von der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart jedes Jahr, wenn sie die Fahrgeschäfte, Buden, Imbisse, Zelte der knapp 300 Schausteller, ihre Wohnwagen, Zugmaschinen und Gabelstapler zum Volksfest auf den Platz packen müssen. Wer durch die Gassen schlendert und nur die Fassaden sieht, der ahnt nicht, wie viel Mühe darin steckt. Wer sich aber mal ins Riesenrad setzt und über den Platz schwebt, der entdeckt, dass da jeder Millimeter belegt ist. Dieses Jahr ist das Puzzle noch schwieriger, denn nach vier Jahren braucht auch das Landwirtschaftliche Hauptfest wieder Platz, zwölf große Zelthallen für 800 Aussteller müssen untergebracht werden sowie die riesigen Traktoren und Landmaschinen.

 

Das Gelände des Güterbahnhofs kann nicht genutzt werden

Zu allem Überfluss wird jetzt auf dem benachbarten Gelände des Güterbahnhofs gebaut. In den vergangenen Jahren konnten dort bis zu 2000 Autos parken und die Schausteller ihre Lastwagen und Wohnwagen unterbringen. Diese reisen mit großem Gepäck. Ein Riesenrad oder eine Achterbahn sind in 60 Fuhren in Sattelzügen von Festplatz zu Festplatz unterwegs. Und die Wohnwagen sind nicht jene Hänger, mit denen man eben mal auf den Campingplatz fährt. Viele Schausteller haben Wohnmobile amerikanischen Ausmaßes, schließlich sind sie neun Monate im Jahr unterwegs, leben auf den Festplätzen. Oft sind die Kinder, Eltern oder Großeltern mit dabei, dazu kommt ein Wagen für die Angestellten, bei manchen ein Küchenwagen und ein Duschwagen.

VfB-Heimspiel am 29. September bereitet Kopfzerbrechen

Doch wohin damit, wenn der Platz knapp ist? Christen: „Wir haben lange gesucht, weil wir ja auch einen Ort brauchten, der nicht zu weit vom Wasen entfernt ist.“ Nur ein einziger Wohnwagen ist am Geschäft erlaubt, alle anderen müssen woanders aufgestellt werden. Das heißt für die meisten Angestellten: Wenn der Rummel um Mitternacht vorbei ist, können sie nicht direkt ins Bett fallen, sondern müssen sich erst auf den Weg machen. Der sollte verständlicherweise so kurz wie möglich sein. Die Stadt stellt nun ein Gelände am Viadukt in Bad Cannstatt an der Sichelstraße zur Verfügung. Dort werden Laster und Wohnwagen während des Volksfestes untergebracht. Auch jene der Beschicker des Historischen Volksfests auf dem Schlossplatz. Dort dürfen natürlich nur Karussells und Buden stehen.

Damit nicht genug. Um im Bild zu bleiben, der VfB hat auch noch einige Puzzlestücke versteckt. Christen: „Das Heimspiel des VfB am 29. September gegen Werder Bremen ist für uns eine Katastrophe.“ Abgesprochen sei gewesen, dass sich der VfB um einen Termin am Freitagabend bemühen solle. Das habe man versäumt, sagt Christen. „Nun haben wir den Auftakt des Landwirtschaftlichen Hauptfestes mit Zigtausenden von Besuchern und 60 000 Leute, die zum VfB wollen.“ Das große Problem daran ist, dass unter der Woche die Busse, mit denen Besuchergruppen anreisen, auf dem P 9 untergebracht werden. Der ist aber belegt, wenn der VfB spielt. Nun öffnet Daimler sein Werk, die Busse halten an der Mercedesstraße, lassen die Leute raus, fahren dann ins Werk und parken dort. Abends fahren sie wieder raus und sammeln die Leute auf.

Busse fahren kostenlos in die Innenstadt

Alle müssen sich umstellen dieses Jahr. Die Kellner durften früher nahe am Fest parken, mangels Parkplätzen geht das nicht. Gleiches gilt für das Publikum. Unermüdlich trommeln die Organisatoren seit Wochen auf allen Kanälen: Es gibt wirklich keine Parkplätze. Wer mit dem Auto kommt, dem muss klar sein: Er wird nur um den Wasen kreisen. Das heißt, Busse und Bahnen werden noch mehr Menschen transportieren müssen. Deshalb kann man heuer freitags, samstags und am 2. Oktober von 22.30 Uhr bis 1 Uhr von der Kegelenstraße beim Cannstatter Bahnhof umsonst mit Bussen der SSB in die Innenstadt fahren. Christen: „An manchen Tagen war der Bahnhof Bad Cannstatt an der Kapazitätsgrenze, wir wollen ihn so entlasten.“ Eine mittlere fünfstellige Summe lässt sich in.Stuttgart das kosten.

Mit dem Ziel, dass die Gäste zufrieden nach Hause gehen. Und nicht sehen, wie schwierig es war, bis das letzte Puzzlestück am richtigen Platz lag.

Das Cannstatter Volksfest beginnt am 28. September und endet am 14. Oktober. Das 100. Lamndwirtschaftliche Hauptfest beginnt am 29. September und endet am 7. Oktober.