Wie feiert man ein 200-jähriges Jubiläum? Für die Uni Hohenheim ist das eine klare Sache: Sie blickt zurück auf ihre Wurzeln, nämlich eine Hungersnot, deckt im Schlosshof eine lange Tafel für alle und baut einen Jubiläumswein aus. Wer wohl alles von ihm kosten darf?

Stuttgart - Wie feiert man ein 200-jähriges Jubiläum? Für die Uni Hohenheim ist das eine klare Sache: Sie blickt zurück auf ihre Wurzeln, nämlich eine Hungersnot, deckt im Schlosshof eine lange Tafel für alle und baut einen Jubiläumswein aus. Das ist aber nur die Kurzversion. Das komplette Jubiläumsprogramm umfasst 150 Einzelveranstaltungen und schlägt mit rund 700 000 Euro zu Buche. „Wir hoffen auf Spender“, sagt der Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert.

 

Tatsächlich, so Dabbert, werde man den Blick im Jubiläumsjahr 2018 in mehrere Richtungen wenden: zurück, ins Jetzt und in die Zukunft. Ohne den Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambura im Jahr 1815 hätte es die Uni Hohenheim wohl kaum gegeben. Denn die Aschewolken hatten katastrophale Missernten im „Jahr ohne Sommer“ und eine weltweite Klimaveränderung zur Folge. Deshalb gründeten König Wilhelm und Königin Katharina von Württemberg 1818 die landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalt Hohenheim – die Keimzelle der späteren Uni Hohenheim. Diesem Thema widmet sich auf eine öffentliche Ausstellung mit dem Thema: „Die Königin in Zeiten voller Nacht – Katharina von Württemberg und das Jahr ohne Sommer“. Sie ist vom 17. Januar bis 1. Oktober 2018 im Schloss Hohenheim zu sehen. Ein Vortrag über die sozialen, kulturellen und religiösen Folgen des Vulkanausbruchs (23. Januar, 19 Uhr, Westflügel, Hörsaal 5) ergänzt das Thema.

Studierende wirken an einem Jubiläumsbier mit – Schönbuch Bräu bringt’s auf den Markt

Bis heute dreht sich an der Uni alles um die Themen Ernährung und Gesundheit, Klima, Wasser und Ökosysteme und seit jüngerer Zeit auch um Bioökonomie. Der aktuelle Klimawandel hat dazu geführt, dass die Temperaturen hierzulande steigen, es trockener wird und Pflanzen früher erntereif sind. Die Hohenheimer Forscher versuchen deshalb, ihnen das Wassersparen beizubringen. Zum Beispiel auch dem Regent. Die 50 Jahre alte Traube ist inzwischen pilzresistent, braucht weniger Pflanzenschutzmittel und lässt sich, als Jubiläumswein im Barrique ausgebaut, munden, wie Pressevertreter im Weinkeller des Schlosses feststellen durften. Mangels Menge geht dieser Wein zwar nicht in den öffentlichen Verkauf, dafür aber ein Jubiläumsbier, an dem auch Studierende aus dem Lehrprojekt „Humboldt reloaded“ mitgewirkt haben. Unter dem Motto „Hopfen und Malz – Hohenheim erhalt’s“ wird mit Schönbuch Bräu ein Jubiläumsbier auf den Markt gebracht.

Mit einem Jubiläumsbrot will die Uni ebenfalls auf ihr rundes Jubiläum aufmerksam machen. Im Unterschied zu den Hungerbroten, mit denen sich die Menschen vor 200 Jahren zu sättigen versucht hatten, werde es sich um hochwertiges Vollkornbrot handeln, das Hohenheimer Getreidewissenschaftler entwickelt haben und von Februar an über die Bäckerei Treiber anbieten.

Im Juli bietet eine Festwoche eine Fülle von Veranstaltungen

Natürlich wird auch mehrmals richtig gefeiert – intern, mit allen Uniangehörigen, und ganz öffentlich – auf dem Unicampus, und an mehreren Orten in der Stadt. Vom 7. Juni bis 7. Juli, wird im Innenhof des Schlosses eine lange Tafel aufgebaut, an der 270 Personen Platz finden. Sie kann mit oder ohne Catering auch von Gruppen gebucht, aber auch einfach so besucht werden, um sein Vesper gemeinsam mit anderen zu essen.

Eine Festwoche vom 2. bis 7. Juli bietet eine besondere Fülle an Veranstaltungen, darunter den traditionellen Dies academicus und den Tag der offenen Tür, aber auch die sogenannten Brown Bag Lectures, zu denen sich interessierte Studierende und Wissenschaftler in der Mittagspause zu unterschiedlichen Themen treffen. Kongresse, Konzerte, zusätzliche Summer Schools runden das Programm ab. „Wir werden Forschung vor Ort als neues Format einführen“, kündigte zudem Johanna Lembens-Schiel an, die die Jubiläumsaktivitäten koordiniert. „Da laden wir die Stuttgarter Bevölkerung zu uns ein.“ Am 28. April erfahren Interessierte, wie man auf kleinstem Raum Gemüse ziehen kann. Das Hohenheimer Start-up Geco-Gardens präsentiert seine vertikalen, automatisierten Kleingartensysteme für die ökologische Eigenproduktion von Gemüse, Obst, Kräutern und Zierpflanzen (14 - 17 Uhr, Fruwirthstraße 23). „Wir gehen aber auch in die Stadt“, so Lembens-Schiel. Im Café Scientifique (Café Felix im Bosch-Areal) präsentieren Professoren Zukunftsthemen in verständlicher Form für alle Interessierten, etwa zum Thema „Woher wissen wir, was Tiere wollen“ (29. Januar, 19.30 Uhr).

Höhepunkt der Feiern ist der Festakt am 20. November, mit Lichtkunst am Schloss, Cranko-Ballettstücken und dem Zukunftsthema Digitalisierung der Unis. Und: „Wir erwarten den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann als unseren bekanntesten lebenden Alumnus“, kündigte Unisprecher Florian Klebs an.

Das gesamte Programm findet sich online unter www.uni-hohenheim.de/jubilaeum. In gedruckter Form kann es unter jubilaeum2018@uni-hohenheim.de oder Telefon: 0711/4 59-2 42 31 bestellt werden.