BASF verkauft seine Pigmentsparte. 220 Mitarbeiter in Besigheim sind davon betroffen. Wie es für sie weitergeht, wird derzeit verhandelt. Und dazu kommt jetzt auch noch ein Tarifkonflikt.

Besigheim - Jetzt heißt es zusammenrücken. Erstmal ganz wörtlich fürs Pressefoto vor den Werkstoren von BASF Pigment in Besigheim, wo an diesem Freitagvormittag knapp 100 Mitarbeiter der Frühschicht stehen, um ein Zeichen im gerade ausgetragenen Tarifkonflikt in der Chemiebranche zu senden. Aber auch im übertragenen Sinne kommen die knapp 220 Beschäftigten im Werk sich näher, denn ihre Zukunft ist ungewiss, seit der Mutterkonzern BASF sein Pigmentgeschäft für 1,15 Milliarden Euro an das japanische Feinchemie-Unternehmen DIC verkauft hat.

 

„Welcher Mitarbeiter wäre da nicht verunsichert“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Irmtraud Schneele-Schultheiß. Noch ist nichts unter Dach und Fach. Es gibt einen unterschriebenen Vorverkaufsvertrag, aber der Abschluss der Transaktion soll erst Ende 2020 erfolgen – und bis dahin muss noch verhandelt werden, wie es mit den Mitarbeitern der Pigmentsparte von BASF – davon 220 in Besigheim und 900 im Stammwerk in Ludwigshafen – weitergeht. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) forderte bei Bekanntwerden des Verkaufs Garantien zur Beschäftigungssicherung und Sicherung der Arbeitsbedingungen mit Tarifbindung.

Der Investor will die Sparte in sein Portfolio integrieren

Ob das alles so kommt, ist bisher noch unklar. Die Beschäftigten werten es aber als positives Signal, dass mit DIC (ehemals Dainippon Ink and Chemicals) ein japanisches Feinchemie-Unternehmen die Pigmentsparte in ihr Firmenportfolio aufnehmen möchte. Dazu gehören anorganische Pigmente für Lacke und Kunststoffe. DIC erwirtschaftete im Jahr 2018 einen Umsatz von 6,8 Milliarden Euro.

Noch möchte sich während der Verhandlungen niemand in die Karten blicken lassen. Deswegen äußert sich auch die Betriebsratsvorsitzende Schneele-Schultheiß an diesem Freitag nicht zu dieser Sache. Während der Kundgebung spricht sie ausschließlich in ihrer Funktion als Mitglied der Tarifkommissionen von Bund und Baden-Württemberg von Seiten der IG BCE.

Sie vertritt also nicht nur die Interessen der BASF-Mitarbeiter in Besigheim, sondern von 600 000 Beschäftigten deutschlandweit oder 78 000 in Baden-Württemberg, wenn sie eine Personalbedarfsplanung fordert und sagt: „Wir sind zu wenige an Bord. Wir wollen unsere Kollegen vor Überlastung schützen.“

Persönliches Zukunftskonto gefordert

Die Gewerkschaft fordert eine „spürbare Erhöhung der Entgelte“ – eine konkrete Zahl hat man mit Blick auf die wirtschaftliche Lage nicht genannt. Neu ist die Forderung nach einer tariflichen Pflegezusatzversicherung. Außerdem fordert die Gewerkschaft ein so genanntes persönliches Zukunftskonto in Höhe von 1000 Euro pro Jahr, über die jeder Beschäftigte individuell verfügen kann: in freie Tage umwandeln, ansparen, zur Altersvorsorge oder direkt auszahlen lassen. Die nächste Verhandlungsrunde steht am 21. und 22. November an.