Der Junior-Cup in Sindelfingen wird am Wochenende bereits zum 25. Mal in Sindelfingen ausgetragen. Das Hallenfußballturnier für Nachwuchsmannschaften hat schon viele Stars hervorgebracht.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Sindelfingen - Deutschland befand sich im Weltmeistertaumel, denn die Fußball-Nationalelf um den Kapitän Lothar Matthäus hatte ja in Rom den dritten WM-Stern erobert. Also kündigte der Teamchef Franz Beckenbauer im Juli 1990 im Siegesrausch an, dass Deutschland, verstärkt durch die Spieler aus der DDR, „für die nächsten Jahre nicht zu besiegen“ sei. „Sorry.“ Nur Berti Vogts mahnte: „In Deutschland“, erklärte des Kaisers Nachfolger, „wird zu wenig für den Nachwuchs getan.“

 

Ein halbes Jahr später wurde im Sindelfinger Glaspalast unter der Regie von Daimler-Benz und dessen Generalbevollmächtigtem Matthias Kleinert dann aber ein Turnier installiert, das nicht nur nach dem Geschmack von Berti Vogts war. Der Junior-Cup, der an diesem Samstag und Sonntag sein 25-Jahr- Jubiläum erlebt, hat sich seit seiner Premiere 1991 zum weltweit besten Jugendturnier gemausert. Der TV-Sender Sport 1 überträgt zum dritten Mal nacheinander, sogar in der Türkei gibt es Livebilder zu sehen. „Der Junior-Cup ist immer überragend besetzt – und bietet eine großartige Plattform für Talente aus dem In- und Ausland“, lobt der amtierende Bundestrainer Joachim Löw, der in Sindelfingen mehrfach zu Gast war.

Fünf Weltmeister von Rio waren im Glaspalast

In Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil, Sami Khedira und Christoph Kramer haben allein fünf Weltmeister von Rio 2014 einst als U-19-Spieler im Glaspalast aufgetrumpft. Özil etwa wurde im Jahr 2006 im Trikot von Schalke 04 Torschützenkönig beim Junior-Cup. Der ist über die Jahre immer mehr zur Talentschmiede geworden: Spielten bei der Premiere vor 25 Jahren eher regionale Größen wie Thomas Schneider, der ehemalige Innenverteidiger, spätere VfB-Trainer und heutige Löw-Assistent, so wurde das Turnier im Laufe des Jahre zur nationalen Nabelschau mit internationalem Touch.

97 Teams aus 38 Ländern waren in Sindelfingen bisher dabei; 87 Akteure wurden später Nationalspieler ihres Landes, 21 von ihnen trugen das schwarz-weiße Trikot mit dem Bundesadler. Spieler wie Mario Gomez vom AC Florenz (2004 mit dem VfB dabei), Sami Khedira von Real Madrid (VfB/2005), Schalkes Kevin-Prince Boateng (Hertha BSC/2004) oder der 19-jährige Diao Balde Keita von Lazio Rom zählen heute zu den Stars auf Europas Fußballplätzen, die der Nachwuchs bewundert. Auch die Galerie der teilnehmenden Teams liest sich wie ein Who-is-Who: RSC Anderlecht, FC Barcelona, Girondins Bordeaux, Ferencváros Budapest, PSV Eindhoven, Celtic Glasgow, Fenerbahce und Galatasaray Istanbul, Torpedo Moskau, Paris St. Germain, AS Rom, Tottenham Hotspur, FC Basel, AS Monaco oder ManUnited spielten unter anderem aus dem Ausland mit.

Doch kleinere Hürden gibt es weiter zu überwinden: „Gerade in Südeuropa ist es schwer zu vermitteln, was ein Hallenturnier aus deutscher Sicht ausmacht“, sagt Roland Eitel, der sich seit Jahrzehnten um die PR-Arbeit beim Junior-Cup kümmert: „In Ländern wie Portugal oder Italien kennt man meist nur Futsal.“ Ein Team von Sporting Lissabon etwa, der Jugendschmiede großer Talente wie Nani oder des Weltfußballers Cristiano Ronaldo, hat man in Sindelfingen noch nicht begrüßt.

Carlos Dunga war einst als Trainer in Sindelfingen

Dafür coachten auch große Trainer zu Beginn ihrer Karriere an der Spielfeldbande im Glaspalast: Frankfurts Thomas Schaaf kam 1993 und 1995 mit der U 19 von Werder Bremen; Brasilien aktueller Nationalcoach Carlos Dunga reiste 2007 mit einem Jugendteam von Gremio Porto Alegre an. Aber auch Ralf Rangnick (heute Sportdirektor bei RB Leipzig und Salzburg), Thomas Tuchel (ehemals Mainz 05), Tayfun Korkut (Hannover 96) oder Zvonimir Soldo (Dinamo Zagreb) haben beim Junior-Cup ihre Visitenkarte abgegeben.

Ein wenig haben sich die Sitten über die Zeit aber doch geändert: So spielte 1994 etwa der Ungar Krisztian Lisztes mit der U 19 seines Landes vor, wurde zum Spieler des Turniers gewählt – und fuhr mit einem Profivertrag beim VfB Stuttgart wieder heim. Nachdem Lisztes für eine weitere Saison bei Ferencváros Budapest geparkt wurde, begann 1996 seine Bundesligakarriere beim VfB, der noch die Stationen Bremen und Mönchengladbach folgen sollten.

Derlei Verpflichtungen am Rande des Junior-Cups sind heutzutage nicht mehr drin, reisen die Spieler doch bereits im U-19-Alter fast alle mit Berater und Profivorvertrag in der Sporttasche an. Attraktiv ist das Teilnehmerfeld aber auch bei der 25. Ausgabe des Junior-Cups, wo sich diesmal in der Gruppe A Celtic Glasgow, Fenerbahce Istanbul, Borussia Mönchengladbach und die TSG Hoffenheim messen. In der Gruppe B spielt neben dem VfB Stuttgart, Manchester United, Grasshopper Zürich auch der Titelverteidiger Schalke 04.

Zeitplan: Der 25. Junior-Cup im Sindelfinger Glaspalast beginnt am Samstag, 3. Januar und Sonntag, 4. Januar jeweils um 12 Uhr. Tickets gibt es noch an der Tageskasse.