„Zeit zu handeln“, lautet das Motto des 25. Weltklimagipfels. Denn Experten warnen schon lange, dass kaum noch Zeit bleibt, um die Erderwärmung zu stoppen. Dennoch wird die Konferenz vermutlich kaum konkrete Fortschritte bringen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Madrid/Berlin - In Madrid beginnt heute die N-Klimakonferenz. Hauptthemen des 25. Weltklimagipfels vom 2. bis 13. Dezember in der spanischen Hauptstadt sind die Neuregelung des Emissionshandels sowie ehrgeizigere Klimaschutzziele der Länder. UN-Generalsekretär António Guterres forderte die Staaten eindringlich auf, im Kampf gegen die Klimakrise Tempo zu machen.

 

„Wenn wir nicht schnell unseren Lebensstil ändern, gefährden wir das Leben an sich“, sagte Guterres am Montag (2. Dezember) in Madrid zur Eröffnung der zweiwöchigen Konferenz, an der Delegationen aus knapp 200 Ländern teilnehmen.

Erderwärmung schreitet schneller voran als erwartet

„Die Entscheidungen, die wir hier treffen, werden letztlich darüber bestimmen, ob wir einen Weg der Hoffnung gehen oder einen Weg der Kapitulation“, betonte Guterres. Die Wissenschaft zeige, dass die Erderwärmung und ihre dramatischen Folgen schneller voranschritten als erwartet.

Millionen junge Menschen weltweit verlangten entschlossene Maßnahmen im Kampf gegen den Klimanotfall. „Wir müssen endlich zeigen, dass wir es ernst meinen damit, den Krieg gegen die Natur zu beenden.“

Zurzeit zerstöre die Menschheit wissentlich die Ökosysteme, die sie am Leben erhalten, beklagte Guterres. Insbesondere fossile Brennstoffe wie Kohle Gas und Öl mussten da bleiben, wo sie sind: im Boden. „Entweder wir stoppen unsere Sucht nach Kohle, oder alle unsere Anstrengungen sind umsonst.“

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Kipppunkte im Erdsystem treten früher ein

Der Zeitpunkt, an dem die Folgen der Erderwärmung nicht mehr rückgängig zu machen sind, könnte schneller kommen als bisher gedacht. Davor haben sieben Klimaforscher in einem Kommentar im Fachblatt „Nature“ kurz vor der Klimakonferenz in Madrid gewarnt.

Darunter waren Johan Rockström und Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sowie dessen ehemaliger Leiter Hans Joachim Schellnhuber. Sie mahnen, dass sogenannte Kipppunkte im Erdsystem früher eintreten könnten als bisher angenommen und Kettenreaktionen zur Folge hätten.

Unumkehrbare Folgen für das Weltklima

Die Kipppunkte bezeichnen Veränderungen in einem System mit unumkehrbaren Folgen für das globale Gleichgewicht, zum Beispiel ein nicht mehr zu stoppendes Abschmelzen der Polkappen oder die Zerstörung von Korallenriffen.

Vor knapp zwei Jahrzehnten ging der Weltklimarat IPCC noch davon aus, dass dafür eine Erderwärmung von fünf Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nötig wäre. Nun betonen die Klimaforscher, dass Kipppunkte nach neuesten Erkenntnissen des Weltklimarates IPCC schon bei 1 bis 2 Grad Temperatursteigerung überschritten werden können. „Die Erwärmung muss bei 1,5 Grad begrenzt werden“, betonen die Autoren.

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Dramatischer Dominoeffekt

Außerdem seien bereits erste Anzeichen für einen Dominoeffekt beobachtet worden. Beispielsweise zeige sich, dass der Eisverlust in der Arktis die Erwärmung der Region verstärke. Diese Erwärmung und das schnellere Schmelzen der Gletscher auf Grönland könnten wichtige Meeresströmungen im Nordatlantik beeinflussen. Das wiederum habe Auswirkungen auf ganz andere Erdteile und führe zum Beispiel zu Trockenheit und Baumsterben in der Amazonas-Region oder zur Destabilisierung des Monsuns in Westafrika.

Schellnhuber warnt vor einem „unheilvollen Weg in die Erderwärmung“. Dieser sei „mit Kipppunkten gepflastert, von denen einige vielleicht schon überschritten wurden“. Nun seien internationale Aktionen und nicht nur Worte nötig, schreiben die Forscher.