An der Waiblinger Rötestraße sollen in anderthalb Jahren das Ordnungs-, das Gesundheits- und das Ausländeramt untergebracht werden. Nachbarn sehen das Projekt kritisch.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - In der Waiblinger Rötestraße haben die Bauarbeiten für ein neues Verwaltungsgebäude des Landratsamts begonnen. Dieses ist Teil eines Immobilienkonzepts der Kreisverwaltung, die ihre Standorte in Waiblingen von bisher zehn auf zwei reduzieren und dabei in eigene Gebäude investieren will.

 

An der Rötestraße sollen das Ordnungsamt, das Gesundheitsamt und das Ausländeramt untergebracht werden. Rund 170 Mitarbeiter könnten hier ihren neuen Arbeitsplatz finden. Das Gebäude wird abgestuft bis zu vier Geschosse hoch und hat eine Bruttogeschossfläche von 5400 Quadratmetern. Zurzeit sind die Bauarbeiter mit den Gründungsarbeiten beschäftigt, danach soll der Rohbau beginnen. Mit der Fertigstellung des mit gut 26 Millionen Euro taxierten Projekts wird für Herbst 2022 gerechnet.

Zeitverzögerung wegen fehlendem Generalunternehmer

Die bestehenden Gebäude waren bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres abgebrochen worden. Eines davon sei seit 2015 leer gestanden und wegen Witterungsschäden stark einsturzgefährdet gewesen, heißt es aus dem Landratsamt. Dass die Bauarbeiter erst jetzt, fast ein Jahr nach dem Abbruch, angerückt sind, hat offenbar damit zu tun, dass man sich zunächst nicht mit einem Generalunternehmer handelseinig werden konnte. Die Angebote auf die Ausschreibung seien zunächst sehr von den Kostenschätzungen der Architekten abgewichen, bestätigt eine Behördensprecherin auf Nachfrage. Als dann im Dezember ein Vertrag abgeschlossen werden konnte, habe noch die Fachplanung entsprechend angepasst werden müssen.

In der Nachbarschaft ist man allerdings alles andere als glücklich über die Neubaupläne der Behörde. Das Gebäude sei zu hoch und zu massiv entworfen, außerdem gebe es viel zu wenig Stellplätze für die Fahrzeuge der Mitarbeiter der Behörde, so die Kritik, die auch in einem Hilfeersuchen an den Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky formuliert wurde. Letztlich hat diese aber wohl keine größeren Konsequenzen. „Wir haben eine Baugenehmigung und befinden uns im ständigen Austausch mit den Nachbarn, wenn sie sich wegen Problemen oder Fragen an uns wenden“, heißt es aus dem Landratsamt auf die Frage, ob nun alle Einwände vom Tisch seien.

Landratsamt will bis 2030 CO2-neutral sein

Der Kreisbehörde soll das neue Gebäude nicht nur attraktive Arbeitsplätze bescheren, sondern sie auch ihrem Ziel, die eigenen Liegenschaften bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu betreiben, ein großes Stück näher bringen. Das neue Verwaltungsgebäude werde den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens entsprechen und im Betrieb CO2-neutral sein.

Lesen Sie hier mit Abo: Neubau wird erheblich teurer

Die Gesamtimmobilienkonzeption, die mit mehr als 100 Millionen Euro kalkuliert ist, muss indes noch einmal eine Genehmigungsschleife durchlaufen. Die Realisierung des zweiten geplanten Neubaus am Alten Postplatz in Waiblingen hat sich als deutlich teurer herausgestellt, als bisher angenommen. Rund elf Millionen Euro sind auf die zuletzt veranschlagten 43 Millionen aufgesattelt worden. Unter anderem die Absicherung der tiefen Baugrube, die Belüftung des Gebäudes und eine „Fülle an Kleinstthemen“, wie es heißt, hatten bei genauerem Hinsehen zu der neuen Kalkulation geführt.

Diese wird am 21. Juni noch einmal im Verwaltungsausschuss diskutiert, bevor der Kreistag drei Wochen später eine endgültige Entscheidung fällen soll. Fällt diese positiv aus, könnte zu Beginn 2022 mit dem Abbruch der Tiefgarage am Alten Postplatz und dann zur Jahresmitte mit dem Hochbau begonnen werden.