„Rokoko“ in Rommelshausen: Zur 3. Rosenkohlhocketse gibt’s wieder neue Rezepte, und beim Schaukochen darf man kosten. Die zumeist grünen und manchmal auch blauen oder goldenen „Böbbele“ stehen im Bürgerhaus im Mittelpunkt.

Rommelshausen - Einer der ersten Besucher bei der Rosenkohlhocketse am Sonntag war Kernens frischgewählter Bürgermeister Benedikt Paulowitsch. Gemeinsam mit seiner Verlobten Chantal Wende kostete er das Apfel-Rosenkohl-Cutney, das Stettens Sternekoch Joannis Malathounis extra für die 3. Rosenkohlhocketse kreiert hatte. „Ich habe Rosenkohl im Studium schätzen gelernt“, verriet Paulowitsch, der am 15. November auf sein Amt vereidigt wird. Damals habe er beschlossen, sich künftig gesünder zu ernähren und verstärkt auf Gemüse zu setzen. „Und Rosenkohl ziehe ich eindeutig dem Blumenkohl vor.“

 

Die breite Masse der Kundschaft verlangt den moderaten Geschmack

Mit dieser Meinung war er am Sonntag im Bürgerhaus in Rommelshausen nicht alleine. Das von den Schwaben liebevoll als „Böbbeleskohl“ bezeichnete Gemüse erlebt nämlich eine Renaissance, seit es Züchtungen mit deutlich weniger Bitterstoffen gibt. Obwohl andere Genießer gerade dies schade finden, verlange die breite Masse der Kundschaft den moderaten Geschmack, verriet Kernens Rosenkohlbotschafterin Ronja Haap. Sie bekam im Laufe der Veranstaltung von Argula Bollinger, der Kreisvorsitzenden der Landfrauen, den Rokoko-Award, einen goldenen Rosenkohl in XXL-Format, überreicht – den Bollinger passenderweise als „goldenes Böbbele“ bezeichnete.

Ronja Haap und ihre beiden Schwestern vom Kernener Gartenbaubetrieb Haap hatten aber neben dem grünen auch blauen Rosenkohl dabei sowie die erst seit wenigen Jahren hier erhältlichen Kohlröschen. Über diese Kreuzung von Rosen- und Grünkohl hat Ronja Haap 2016 ihre Bachelorarbeit geschrieben. „Es ist eine englische Züchtung, das Gemüse ist sehr gesund und rasch zubereitet, sagt Ronja Haap. Allerdings ist der Kilo-Preis der Neuzüchtung fast fünf Mal so hoch wie der des „Böbbeleskohls“.

Kochveranstaltungen fand unter freiem Himmel

Noch ein bisschen tiefer in die Tasche greifen müssen Pralinenliebhaber. Die Stettener Konditorei Emil Reimann bot Vollmilch-Trüffelpralinen an, die immerhin neun Prozent Rosenkohl enthalten – aber nur ganz feine Zungen schmeckten ihn im süßen Nougat überhaupt heraus. Bei den Rosenkohlgerichten mit und ohne Fleisch und der Rosenkohlquiche, die das Café Merlin vorbereitet hatte und die um die Mittagszeit reißenden Absatz fanden, kam der Geschmack der grünen Vitaminbömbchen bestens an. „Wir essen sehr gerne Rosenkohl, und ich bereite ihn immer noch am liebsten mit einer kleinen Mehlschwitze zu“, sagte Heide Sommer. Wie man das Wintergemüse, das nach dem ersten Frost am besten schmeckt, etwas „moderner“ zubereiten kann, wurde bei drei Kochveranstaltungen unter freiem Himmel gezeigt. Trotz Nieselregens hatten sich zur Variante „Rosenkohl-Bohnensalat mit Hähnchenbrustfilet“ zahlreiche ambitionierte Hobbyköche und Hausfrauen im Bürgergarten eingefunden.

Kinder tun sich mit diesem grünen Gemüse bekanntermaßen schwer

Udo Anton, der sonst bei der Landesbank Baden-Württemberg täglich für 800 Personen kocht, löste die einzelnen Blättchen der Mini-Kohlköpfchen und würzte den Salat mit reichlich Ingwer und Sojasauce. „In dieser Kombination wird der Geschmack umami“, verriet die Ernährungsberaterin beim Landwirtschaftsamt, Eva-Maria Kötter. Diese Bezeichnung kommt aus dem Japanischen und bezeichnet einen besonders runden, vollmundig-würzigen Geschmack. „Das koche ich sofort nach“, sagte Iris Seher aus Rommelshausen. Sie sei „eine neugierige Köchin“ und probiere alles aus. „Was vor meinem strengen Urteil besteht, wird ins laufende Repertoire übernommen“, sagte sie und verriet, dass es in der Familie sogar zum weihnachtlichen Raclette Rosenkohl als Gemüsebeilage gebe. Umami hin, Rosenkohl her: Kinder tun sich mit diesem grünen Gemüse bekanntermaßen schwer. Die Brüder Felix und Lias widmeten sich lieber der Bastelarbeit, die Kernens Landfrauen vorbereitet hatten. Runde Lutscher wurden mit Hilfe einer grünen Serviette in kleine Rokoko-Gespenster verwandelt.