Das Ticket nach Brasilien ist gelöst: die deutsche Nationalelf hat sich durch ein 3:0 gegen Irland zum 18. Mal für eine Fußball-WM qualifiziert. Sami Khedira, André Schürrle und Mesut Özil schossen die Tore.

Köln - Auf geht's zum Zuckerhut! Mit viel Geduld haben Philipp Lahm und Co. das Iren-Bollwerk geknackt und mit dem 3:0 (1:0) wie geplant das Ticket für die Traum-WM in Brasilien vorzeitig gebucht. Sami Khedira (12. Minute), André Schürrle (58.) und Mesut Özil (90.+1) ebneten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit ihren Toren am Freitagabend in Köln den Weg zur nächsten Titelmission. Durch den achten Sieg im neunten Spiel ist der Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw mit 25 Punkten der erste Platz in der Europa-Gruppe C vor dem letzten Spiel in Schweden nicht mehr zu nehmen.

 

In Brasilien werden auf die DFB-Auswahl beim Anlauf auf den vierten WM-Titel aber deutlich schwierigere Kontrahenten warten als die fußballerisch arg limitierten Iren, gegen die mit Mesut Özil als falscher Neun im Angriffszentrum viel mehr Tore möglich gewesen wären.

"Die Mannschaft hat über ein Jahr gut gearbeitet. Es waren gute und weniger gute Spiele dabei, aber das ist normal. Gegen Irland haben wir von Anfang an Druck gemacht und wenig zugelassen", sagte Kapitän Philipp Lahm und Thomas Müller ergänzte: "Die Iren waren das ganze Spiel im eigenen Strafraum. Das ist unangenehm zu spielen, aber nicht verboten. Solche Situationen müssen wir lösen."

Das letzte Gruppenspiel am Dienstag in Stockholm wird für Löw zum ersten WM-Test unter entschärften Wettbewerbsbedingungen. Dabei soll auch das Trauma vom historischen 4:4 gegen die Skandinavier vor einem Jahr in Berlin aufgearbeitet werden. Fehlen wird dabei Khedira, der in Köln seine zweite Gelbe Karte in der Qualifikationsrunde sah. Für Löw ist nun auch der Weg zur Vertragsverlängerung frei. Sehr wahrscheinlich wird der Bundestrainer noch in der kommenden Woche seinen derzeit bis zur WM datierten Kontrakt bis 2016 verlängern.

Geduld war gefragt

Vor 46.237 Zuschauern im ausverkauften Kölner Stadion, wo Deutschland vor 24 Jahren in einem hochdramatischen Spiel gegen Wales (2:1) das Ticket auf dem Weg zum letzten WM-Triumph gelöst hatte, wurde es diesmal alles andere als eine Zitterpartie. Vielmehr war Geduld gefragt. Wie im Handball ließ die deutsche Mannschaft den Ball rund um den Strafraum der inzwischen auf Platz 59 der Weltrangliste abgestürzten "Boys in Green" kreisen, immer nach der Suche nach einer Lücke. Als Chef im Mittelfeld kristallisierte sich Khedira heraus, auch der seit Wochen in bestechender Form agierende Lahm gehörte zu den Aktivposten im deutschen Team.

Die acht verletzungsbedingten Absagen, insbesondere der Ausfall der Stürmer Miroslav Klose und Mario Gomez, zwangen Löw zu einigen Umbaumaßnahmen im 98. Länderspiel unter seiner Verantwortung. So wählte der Bundestrainer die Taktik mit Özil im Sturmzentrum als sogenannter falscher Neun. Der Neu-Londoner wusste sich im 50. Länderspiel seiner Karriere mit der Rolle aber nicht so recht anzufreunden, was auch daran lag, dass sich die schwachen Iren teilweise mit neun Mann im eigenen Strafraum verschanzten. Ein 1:6 wie vor einem Jahr im Hinspiel sollte sich nicht wiederholen.

Bastian Schweinsteiger, der im Mittelfeld nach einem halben Jahr Auszeit sein Comeback gab und neben dem starken Toni Kroosoffensiver agierte, war in seinem 99. DFB-Auftritt noch nicht die zentrale Figur. Marcell Jansen musste gar fast drei Jahre auf einen Pflichtspiel-Einsatz für Deutschland warten. Nach dem Ausfall von Linksverteidiger Marcel Schmelzer bildete der Hamburger zusammen mit Lahm, Jérôme Boateng und Per Mertesacker die Vierer-Abwehrkette. In der Anfangsphase hatte Jansen gleich einige Aktionen, danach verlagerte sich das Spiel mehr auf die rechte Seite zu Lahm.

Lahm leitete den Führungstreffer ein

Der Münchner war es auch, der den Führungstreffer von Khedira einleitete. Beim 20-Meter-Schuss des Mittelfeldspielers von Real Madrid fälschte Ciaran Clark den Ball dabei unhaltbar für Torhüter David Forde ab. Wer dachte, dass die Iren nun ihre Defensivtaktik aufgeben würden, sah sich getäuscht. Trotz deutlicher Überlegenheit kam die DFB-Elf nur selten zu großen Chancen, wie etwa beim Kopfball von Andre Schürrle, den Forde parierte (35.). Der Schlussmann war es auch, der einen Schuss von Thomas Müller entschärfte (37.).

Die Taktik der Iren, die nach dem Abgang von Maestro Giovanni Trapattoni von Noel King interimsweise betreut wurden und den Ausfall ihres Anführers Robbie Keane zu verkraften hatten, wäre beinahe kurz vor der Pause aufgegangen. Nach Flanke von Glenn Whelan köpfte Kevin Doyle den Ball an die Latte (45.+2). Und nach der Pause gab Anthony Stokes einen weiteren Warnschuss in Richtung des Tores von Manuel Neuer ab (46.). Der unterbeschäftigte Keeper sorgte kurz darauf mit einem Lapsus außerdem für eine Schrecksekunde, Doyle konnte daraus aber kein Kapital schlagen (52.).

Danach ging es aber wieder in die andere Richtung. Verfehlte Schürrle zunächst noch knapp das Ziel (56.), machte es der Ex-Leverkusener zwei Minuten später besser. Nach feinem Zuspiel von Kroos kam Schürrle zu seinem achten Länderspiel-Tor und nutzte nicht nur deswegen seine Chance. Schweinsteiger (60.) und Boateng an den Pfosten (83.) hätten den Sieg noch höher gestalten können, auf der anderen Seite musste sich aber auch Neuer noch zweimal gegen Stokes und Seamus Coleman auszeichnen (73.). In der Schlussphase bekamen auch Max Kruse und Mario Götze ein wenig Einsatzzeit, ehe Özil den Schlusspunkt setzte.