Rainer Weller geht in den Ruhestand. 30 Jahre hat er städtische Veranstaltungen organisiert. Nun ist Katharina Mikait dran.

Leonberg - Rainer Weller muss nicht lange überlegen. „Das ist jetzt der 39. Pferdemarkt, den ich mit organisiere“, sagt der Mitarbeiter im städtischen Kultur- und Sportamt. Seit etwa 30 Jahren ist er hauptverantwortlich für Leonbergs größtes Volksfest. Doch der 329. Pferdemarkt wird auch sein letzter sein. Danach warten noch Resturlaub und der wohlverdiente Ruhestand auf den 66-Jährigen. Den Ruhestand hätte er eigentlich schon im vergangenen September erreicht. „Doch mit den ganzen Umstrukturierungen bei uns im Haus hatte man mich gebeten, noch fünf Monate hinten dranzuhängen“, erzählt Weller.

 

Da war der aktuelle Pferdemarkt schon fertig geplant und in Großteilen vorbereitet. „Nach dem Pferdemarkt ist vor dem Pferdemarkt“, lautet eine alte Leonberger Weisheit. Denn in der Nachbesprechung zum gerade stattgefundenen werden bereits Ideen für den folgenden Pferdemarkt entwickelt. „Wir sind da ein großes Team, das Kultur- und Sportamt mit dem Ordnungsamt und dem Bauhof“, sagt Weller. Dazu kämen zahlreiche Helfer auch in den Vereinen, die viel zum Programm beisteuern.

Erster Pferdemarkt 1981

Im Vergleich zu seinem ersten Pferdemarkt 1981 habe sich die Veranstaltung stark gewandelt. „Ich war damals für den Festumzug zuständig, den wir gerade umstrukturiert hatten. Der war eigentlich am Absterben gewesen“, erinnert er sich. Es seien nur noch rund 50 Gruppen dabei gewesen und „davon die Hälfte Autohäuser“. Doch ein neues Konzept brachte damals die rekordverdächtige Zahl von 140 Teilnehmern. „Außer bei besonderen Anlässen wie dem Stadtjubiläum nehmen wir nicht mehr so viele an.“

Aus einem anfänglich zweitägigen und dann dreitägigen Fest, auf das mit einem Tag Pause dann der Dienstag mit Pferdehandel und Umzug folgte, ist unter Wellers Ägide der fünftägige Pferdemarkt geworden, der unter Pferdefreunden mittlerweile auch für sein hochkarätiges Fachprogramm bekannt ist. Zur hippologischen Fachtagung ist die Stadthalle Jahr für Jahr voll. Das Seminar für therapeutisches Reiten am Freitag war diesmal mit 90 Teilnehmern überbucht.

Für jeden etwas im Angebot

Kulturangebote wie Theater, Kunst, Briefmarken- oder Modelleisenbahnausstellung sieht er als ebenbürtigen Bestandteil des Pferdemarktes. „Die Aufführung der Bühne 16 ist immer ausverkauft. Viele sehen sich das an und gehen danach in die Keller feiern“, hat Weller beobachtet. Briefmarken und Modelleisenbahn seien klassische Vater-Sohn-Aktivitäten. „Es soll halt für jeden was dabei sein“, meint er. So habe man in diesem Jahr die Jugenddisco in Zusammenarbeit mit der mobilen Jugendarbeit an den Schulen neu konzipiert und in die Georgii-Halle verlegt. „Wenn man immer mit dem gleichen Konzept agiert, wird man irgendwann untergehen“, sagt Weller, dem viele den Beinamen „Mister Pferdemarkt“ verpasst haben.

Wer erinnert sich schon noch daran, dass zum Pferdemarkt einst eine Landwirtschaftsmesse gehörte? Das Guggenmusiktreffen ging am Sonntag in die 18. Runde, auch der Rathaussturm fand früher an einem anderen Tag statt. Und wo viele ein Sterben der Pferdemarkt-Keller beschreien, sieht Weller eher einen Wandel, weg vom gemütlichen Keller hin zur ausgelassenen Party-Unterhaltung. „Das Publikum ist eben anspruchsvoller geworden“, sagt er.

Auch Bäder, Vereine und Sport

Sein Aufgabengebiet umfasste wesentlich mehr als nur den Pferdemarkt. So gehörten auch andere städtische Großveranstaltungen dazu wie die Kinder- und Jugendtage und die Tage der internationalen Begegnung im Stadtpark. Aber auch um die Sachgebiete Bäder, Sport und Vereine kümmerte sich Rainer Weller. Diese Aufgaben werden künftig auf mehrere Schultern verteilt. Zum Beispiel auf die von Katharina Mikait, die die Veranstaltungen übernimmt.

Die gelernte Veranstaltungskauffrau ist zum 1. Dezember 2019 vom Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing der Stadt Pforzheim nach Leonberg gewechselt, wo sie im Bereich Wirtschaftsförderung gearbeitet hatte. In der Ausschreibung der Stelle war die Organisation des Pferdemarktes sogar erwähnt. „Den kenne ich noch aus meinen Kinder- und Jugendtagen“, sagt die Warmbronnerin. Bislang aber eher den klassischen familienorientierten Teil. Der Fachteil sei ganz neu für sie. „Ich komme nicht aus dem Pferdesport“ sagt Mikait.

Der Pferdemarkt wird fehlen

Die vergangenen vier Tage haben die beiden viel Zeit zusammen verbracht. „Er hat mich überall hin mitgenommen. Ich musste noch so viele Leute kennenlernen“, sagt die neue „Miss Pferdemarkt“. Dabei hat sie auch schon Programmteile, etwa die Organisation des Umzugs, allein verantwortet.

Wenn dieser dann am Dienstag vorbei ist, heißt es für Rainer Weller: Abschied nehmen. „Der Pferdemarkt, aber auch die Kinder- und Jugendtage mit den Tagen der internationalen Begegnung im Stadtpark werden mir sehr fehlen. Das hat immer Spaß gemacht.“