Fast vier Jahrzehnte war Dieter Lang für den Wald der Kommune zuständig und hat dort die Bäume wachsen sehen. Zwei Ereignisse sind ihm besonders in Erinnerung geblieben: Der Kampf um die Weidacher Höhe und der Orkan Lothar.

Leinfelden-Echterdingen - Für Dieter Lang sind es die letzten Tage als Förster in seinem Revier. Fast 40 Jahre lang sorgte er für die Bäume im Wald von Leinfelden-Echterdingen. Er ließ sie fällen, setzte junge Eichen, Douglasien und andere Arten – und schaute ihnen beim Wachsen zu. „Nur wenige Kollegen durften erleben, wie aus den kleinen Jungpflanzen große, 25 Meter hohe Bäume wurden.“ Das sei so, als ob man Kinder großziehe, sagt Lang und schmunzelt.

 

Der heute 65-Jährige aus Magstadt wurde in einem Forsthaus groß, schon früh ging er mit seinem Vater – einem Förster – in den Wald. „Holz hat mich schon immer begeistert“, sagt Lang. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass er ebenfalls diese Laufbahn einschlug. „Der Wald von Leinfelden-Echterdingen war nach der Ausbildung mein erster Arbeitsplatz“, sagt er. Ein Stadtrevier, das keiner seiner Kollegen haben wollte, wie sich Lang erinnert. Ein Revier, in dem der Wald als Wirtschaftsfaktor eine immer geringere Rolle spielte, die Erholung für die Menschen im Ballungsraum sowie ökologische Belange dagegen wichtiger wurden. Und das ist nicht die einzige Veränderung: Lang drängte im Laufe der Jahre die standortfremde Fichte immer mehr zurück. Und er verbrachte zunehmend mehr Zeit am Schreibtisch als im Wald. „Das machte am Ende rund die Hälfte meiner Arbeitszeit aus“, sagt er.

Der Sturm Lothar war sein einschneidendstes Erlebnis

Fragt man ihn nach bedeutsamen Ereignissen in seiner Laufbahn, nennt er zwei Dinge. Mitte der 1980er Jahre sollte der Stuttgarter Flughafen ausgebaut werden. Was das mit dem Echterdinger Wald zu tun hat, versteht man, wenn man nach Westen startet. Denn da dröhnen die Flugzeuge über die Weidacher Höhe. Und die wäre den Jets bei einem Notfall möglicherweise im Weg gewesen. „70 Hektar Wald sollten wegkommen“, erinnert sich Lang. Stattdessen gab es Pläne für einen Wildpark in der Einflugschneise, die tatsächlich zu einer Schneise im Wald mit allenfalls niedrigen Bäumchen geworden wäre. „Wir haben uns damals unter anderem auch mit der Stadt gegen die Pläne gewehrt“, sagt Lang. Erfolgreich, wie man sieht, denn die Bäume recken ihre Krone immer noch ungehindert in den Himmel, stattdessen wurde die Startbahn des Flughafens nach Osten verlegt, wodurch der Abstand zu dem Hügelzug größer wurde.

Und dann war da noch Lothar, für Lang das einschneidendste Erlebnis in seiner Laufbahn. Ohne Vorwarnung fegte am Zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 der Orkan vom Südwesten heran und knickte auch im Schönbuch die Bäume wie Streichhölzer. „Das ging sehr schnell“, erinnert sich Lang. Weil die alte B 27 „zugeschmissen“ war, habe er seine Waldarbeiter zusammengerufen, um die Fahrbahn wieder freizubekommen. Vergeblich. Denn während sie sich vorarbeiteten, fielen hinter ihnen die nächsten Bäume auf die Straße. „Es wurde zu gefährlich, wir haben aufgehört“, sagt Lang. Insgesamt 40 000 Festmeter Holz fällte der Orkan in Langs Revier. Das ist deutlich mehr als die Menge, die sonst in zehn Jahren aus dem Wald geholt wird.

Sein ganzes Berufsleben lang waren Bäume für ihn Alltag – und immer noch sind sie ein Erlebnis. Er schwärmt besonders für die mehr als 200 Jahre alten Eichen. „Als diese Bäume jung waren, gab es noch keine Autos, keine Flugzeuge“, macht er die Zeitspanne deutlich, in der Förster denken müssen. In den Wald will Lang auch noch im Ruhestand gehen – „aber jetzt deutlich entspannter“.