Die Anfänge des Enzkreises hatten so manchen Stolperstein. Die Landräte Werner Burckhart, Karl Röckinger und Bastian Rosenau blicken zurück.

Mit der Kreisreform 1973 wurden zahlreiche Landkreise neu zusammengewürfelt. Auch der Landkreis Leonberg wurde damals aufgelöst, vier seiner Gemeinden – Heimsheim, Mönsheim, Wimsheim und Friolzheim – wurden unter dem Dach des Enzkreises vereint. Vier Landräte haben den „neuen“ Landkreis in den 50 Jahren seines Bestehens geprägt. Der erste war Heinz Reichert (1973 bis 1995) – er starb im März 2021. Seine Nachfolger Werner Burckhart (1995 bis 2003), Karl Röckinger (2003 bis 2018) und Bastian Rosenau werfen einen Blick zurück.

 

Foto: Landratsamt Enzkreis

„Ich war schon da, bevor der Enzkreis überhaupt entstanden ist, also noch beim alten Landkreis Pforzheim“, erzählt Werner Burckhart. Dass er selbst Pforzheimer ist, hat in seiner Anfangszeit auch Kritiker auf den Plan gerufen. „Als ich zur Wahl stand, war ein Kreisrat der Meinung, er könne mich nicht wählen, weil ich nicht im Enzkreis wohne“, erzählt er. Umgekehrt war der neue Begriff „Enzkreis“ damals vor allem in der Stadt Pforzheim „auf fürchterlichen Widerstand gestoßen, weil man vorher den Landkreis beherrscht hat“. Auch die Angst vor dem Verlust des PF-Kennzeichens trieb die Pforzheimer um –wobei sich diese Angst bekanntlich als unbegründet erwiesen hat. Wenn auch nicht als Landrat, hat Werner Burckhart die Reform und das Zusammenwachsen der vier Kreisteile also von Anfang an miterlebt.

Württemberger und Badener unter einem Dach

Vom Gesetzgeber sei alles gut vorbereitet worden, erinnert er sich, der Übergang sei daher recht reibungslos über die Bühne gegangen. Was die Einwohner angeht, das ist selbstverständlich eine ganz andere Geschichte. Immerhin wurden nicht nur 17 Gemeinden aus den Kreisen Calw, Vaihingen, Pforzheim und Leonberg neu zusammengewürfelt. Plötzlich fanden sich auch Württemberger und Badener unter einem „Dach“ wieder.

„Natürlich waren die Eifersüchteleien am Anfang etwas größer“, erinnert sich Werner Burckhardt. „Damals lief zum Beispiel der Neubau des Krankenhauses in Mühlacker, der noch vom Landkreis Vaihingen eingeleitet worden war. Bei uns im badischen Landkreis Pforzheim lief der Bau und die Erweiterung des Gymnasiums und der Realschule in Königsbach. So gab es immer mal wieder die eine oder andere Schwierigkeit am Anfang.“

Vier Landkreise zu einem vereint

So gab es zu Beginn noch keine Kreiseinheit, „sondern durchaus starke Blöcke, die ihren badischen Teil gepflegt haben, und die anderen ihren württembergischen Teil“, erzählt Karl Röckinger. „Es gab ja sogar Gemeinden wie Ölbronn-Dürrn, wo der eine Ortsteil württembergisch und der andere badisch war. Das war eine ganz spannende Entwicklung, und ich denke, es hat sicher 20 oder 30 Jahre gedauert, bis da ein gemeinsames Bewusstsein entstanden ist.“ Die Hauptherausforderung lag nach Einschätzung von Bastian Rosenau darin, dass der Enzkreis aus vier Alt-Landkreisen entstanden ist. „Das heißt, die Wanderungsbewegungen waren völlig unterschiedlich. Der eine Teil tendierte Richtung Karlsruhe, der andere Teil Richtung Stuttgart, aber inzwischen merkt man, dass der Kreis zusammengewachsen ist, etwa in Krisen.“

Ganz nebenbei war diese Entwicklung, die Anfangsentwicklung des Kreises, stark überlagert durch die Gemeindereform, ergänzt Werner Burckhart. „Die lief ja gleichzeitig.“ Während 1973 der Enzkreis entstand, hatten die Gemeinden zunächst einmal noch Probleme, zusammenzufinden. „Am Anfang gab es auch Streit, bis überhaupt der Gemeindezusammenschluss beschlossen worden war in den Gemeinderäten. Da gab es auch Widerstand, auch althergekommene Abneigungen gegen den anderen Ortsteil, mit dem man nun zusammenkommen wollte oder sollte.“ Damals, so Werner Burckhart, „hätte niemand geglaubt, dass schon nach 40 oder 50 Jahren Gemeindereform richtige Jubiläen gefeiert werden mit fröhlichen Erinnerungsfesten“.

Zum Jubiläum des Enzkreises gestaltet das Landratsamt online Podcasts, Texte, Videos und mehr. Mehr unter www.enzkreis.de/50.