Einst war er selbst Betroffener des Radikalenerlasses, doch die Hoffnungen einstiger Mitstreiter hat Winfried Kretschmann bisher enttäuscht. Nun äußert er sich kritischer denn je.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Dem 50. Jahrestag des Radikalenerlasses sehen die „Initiativen gegen Berufsverbote“ mit gemischten Gefühlen entgegen. Ganz unterschiedliche Signale registriert ihr Sprecher, der Baden-Badener Ex-Lehrer Klaus Lipps (80), mit Blick auf jenen 28. Januar. Aktuell gebe es in Nordrhein-Westfalen einen Landtagsantrag von SPD und Grünen, der „zur Blaupause für den neuen Bundestag“ werden könnte. Ähnlich wie in anderen Ländern werde darin gefordert, die Auswirkungen aufzuarbeiten und die Betroffenen zu rehabilitieren. Zugleich zeige der Berliner Koalitionsvertrag, dass der Geist von 1972 noch nicht endgültig gebannt sei: Mit Sorge lese man die Ankündigung, „Verfassungsfeinde schneller aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen“, wobei alle angeblichen Extremisten mal wieder in einen Topf geworfen würden.