Unvorstellbare 70 Jahre sind die britische Königin Elizabeth II. und Prinz Philip verheiratet. Am Montag feiern sie Gnadenhochzeit. Mit einem Mann wie Philip kann man auch gut ein ganzes Leben verbringen. Eine Würdigung.

Stuttgart/London - Es gibt Momente im Leben, in denen es keinen Zweifel gibt. Einen solchen muss die Queen, die damals noch gar keine war, gehabt haben, als sie ihren Zukünftigen, den Prinzen von Dänemark und Griechenland, Prinz Philip, als 13-Jährige im Jahr 1939 kennenlernte. Auf Ferienfahrt an Bord der königlichen Jacht machte sie mit ihrer Familie halt beim Marine-College in Dartmouth, Devon. Während die Eltern eine offizielle Feier besuchten, war der Kadett Philip der Legende nach abgestellt worden, um die beiden Mädchen, Elizabeth und Margaret, zu unterhalten.

 

Prinz Philip trägt den Schalk nicht nur im Nacken, sondern im ganzen Gesicht

Die junge Elizabeth habe danach nie wieder einen anderen Mann angesehen, soll Lady Margaret Rhodes, eine Cousine der Queen, später gesagt haben. Wozu auch? Prinz Philip sieht man heute noch, im betagten Alter von 96 Jahren, an, was er einmal für ein attraktiver, charmanter, schneidiger junger Mann war. Außerdem trägt er den Schalk damals wie heute nicht nur im Nacken, sondern im ganzen Gesicht. Aus seinen Augen blitzt der schwarze Humor, so dass man sich gut vorstellen kann, warum sich Lilibeth, wie Prinz Philip die Queen angeblich nennt, in ihn verliebt hat. Auch sie soll ein Faible für Sarkasmus haben, und man kann sich gut vorstellen, wie sich die beiden hinter hohen Palastmauern gemeinsam kaputtlachen, wenn die Queen Schwänke von ihren offiziellen Terminen erzählt. Gerüchten zufolge soll sie nach Staatsbesuchen gerne Stimme und Mimik des hohen Gastes nachahmen.

Humor und Toleranz sind die Zutaten für eine lange Ehe

Daher verwundert es nicht, dass die Queen stets über die vielen Faux pas ihres Gatten langmütig hinweggesehen hat. Vermutlich hat sie sich heimlich ins Fäustchen gelacht über Patzer wie diesen hier: Auf einem Empfang vor ein paar Jahren wurde Prinz Philip eine freizügig gekleidete Blondine vorgestellt, die er mit dem Satz konfrontierte: „Heutzutage würde ich festgenommen, wenn ich den Reißverschluss Ihres Kleides öffnen würde.“

Neben dem Humor hat offenbar noch etwas zum Eheglück beigetragen. Zur goldenen Hochzeit 1997 bekannte Philip: „Ich glaube, die wichtigste Lektion, die wir gelernt haben, ist, dass Toleranz die große essenzielle Ingredienz einer glücklichen Ehe ist.“ Und ein Kenner des Hofs soll einmal gesagt haben: „Elizabeth ist sehr laissez – und sehr fair.“ So betrachtet sie es als Recht der Familienmitglieder, „dass jeder seine eigene Bestimmung formt – und das schließt Fehlermachen, wenn nötig, mit ein.“

Was versteckt ein wenig nach Untreue klingt, sollte man nicht überbewerten. Beweise für außereheliche Eskapaden, die dem Prinzen gerne angedichtet wurden, gibt es bis heute nicht. „Wirklich, die Art, wie die Zeitungen über mich schreiben – warum habe ich es eigentlich nicht gemacht?“, scherzte der Duke of Edinburgh einmal. Um hinzuzufügen: „Wie kann ich der Königin je untreu werden? Sie könnte sich doch nie mit gleicher Münze wehren.“ Zwar nicht die romantischste, aber dafür eine sehr anständige Aussage darüber, wie er es mit der Treue hält.

Chapeau vor so viel Emanzipation!

Was man Prinz Philip nicht hoch genug anrechnen kann, ist die Eigenschaft, sich selbst zurückzunehmen. Seit der Krönung von Queen Elizabeth II. 1953 begleitet er sie auf sämtlichen Reisen und Terminen und hält sich dabei stets im Hintergrund. Für einen Mann aus dieser Generation ist das nicht selbstverständlich, und offenbar hat der Duke einige Zeit damit gehadert, dass er seine Laufbahn in der Marine den Staatspflichten zuliebe hatte opfern müssen. Chapeau vor so viel Emanzipation in einer so alten Ehe und Glückwunsch an Königin Elisabeth II. zu ihrer zweifellosen Wahl.