Der Ortsverein Leonberg der Arbeiterwohlfahrt blickt auf 75 Jahre ehrenamtliches Wirken im Dienst am Nächsten zurück. Wenn möglich, wird auch gefeiert.

Leonberg - Menschen unterstützen, Solidarität üben, die Verantwortung der Menschen für die Gemeinschaft stärken, aber auch soziale Dienstleistungen anbieten und Bildung fördern – das macht die Arbeiterwohlfahrt (Awo) seit mehr als 100 Jahren. In Leonberg hat sie sich diese Ziele vor 75 Jahren auf die Fahne geschrieben, denn am 25. Januar 1947 wurde der Ortsausschuss Leonberg des Baden-Württembergischen Wohlfahrtsbundes gegründet.

 

Ausgangspunkt der Awo war das landesweite Elend nach dem Ersten Weltkrieg. So hatte der Parteivorstand der SPD 1919 dem Vorschlag seiner Frauensekretärin Marie Juchacz zugestimmt und die Gründung des „Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt“ gebilligt. Schon seit der Jahrhundertwende kümmerten sich Sozialdemokratinnen in den Kinderschutzkommissionen um die Einhaltung des Kinderarbeitsschutzgesetzes, sie organisierten Stadtranderholungen, Ferien und Schulhilfen für Arbeiterkinder. 1933 enteigneten und verboten die Nazis die Awo. Der Neubeginn nach 1945 brachte die organisatorische Trennung von der SPD – die Awo wandelte sich zum Mitgliederverein.

Bitte um Care-Pakete

Der erste Vorsitzende des Awo-Ortsausschusses Leonberg war Eugen Bach, sein Stellvertreter Adolf Wagner. Zu den Gründungsmüttern und -vätern gehörten auch Marta Giesemann und Christian Müller. Am 25. Januar 1947 teilte Bach dem Baden-Württembergischen Wohlfahrtsbund nicht nur die Gründungs des Ortsausschusses mit, sondern bat auch darum, Leonberg bei der nächsten Verteilung von Care-Paketen und Liebegaben-Sendungen zu berücksichtigen.

Die Nachforschungen der früheren Awo-Vorsitzenden, Monica Mather, hatten ergeben, dass die Anfänge der Awo in Leonberg weiter zurückliegen. Der Gemeinderat Eltingen wies vom 22. November 1932 der Awo-Frauengruppe für ihre Nähkurse einen Raum in der Schule zu. Dort wurden Wintersachen für arbeitslose Parteigenossen angefertigt. Ein halbes Jahr später ist alles vorbei: Sämtliche marxistischen und marxistisch eingestellten Vereine und ihre Nebenorganisationen durften die Schullokale und andere Lokale im Gemeindebesitz nicht mehr nützen.

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In den ersten Monaten ihres Bestehens nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte die Awo Leonberg die Hoover-Kinderspeisung und richtete eine Nähstube ein. Erholungsfürsorge, Jugendfürsorge, Wohlfahrtslotterie, Altpapier-Sammelaktionen waren weitere Schwerpunkte. Über die Grenzen Leonbergs bekannt wurde der von Marta Giesemann initiierte „Babykorb“. Die von Blinden geflochtenen Körbe wurden mit Wäsche aus den Nähkursen ausgestattet und jungen mittellosen Müttern zur Verfügung gestellt.

Wandel zum modernen Verein

Nach ihrer Berufung in den baden-württembergischen Landtag, gab Marta Giesemann 1950 den Vorsitz an Christian Müller ab. Ihm folgte 1968 Wilma Giesemann im Amt. Bei der Jahreshauptversammlung 1977 wurde Silvia Sobolewski zur Vorsitzendengewählt, ihr folgte Helga Pflüger, dann Gabriele Plötz. Im Jubiläumsjahr zum 50-Jährigen leitete Monica Mather die Belange des Vereins (1991 bis 2010). Seit 2010 ist Marcus Mörk der Vorsitzende der Awo Leonberg. „Die Tradition der Einzelfallhilfe für Menschen in Not hat sich bis heute gehalten und ist weiterhin ein stiller, aber wertvoller Teil der heutigen Arbeit des rein ehrenamtlich engagierten Awo-Ortsvereins“, sagt er.

Neue Angebote wurden ins Leben gerufen, wie etwa die ehrenamtliche Schuldnerberatung. Mit den verschiedenen Vater-Kind-Angeboten (Spielgruppe und Wochenendfreizeiten), einer Kleinkinder-Stadtranderholung und weiteren familien- und kinderfreundlichen Angeboten unterstützt die Awo Leonberg mit ihren rund 100 Mitgliedern heute ein den Bedürfnissen der Zeit angepasstes Familienleben.

Wer baut die schönste und die ausgefallenste Kiste ?

Jubiläum
  „Man ist so alt wie man sich fühlt“, sagt der stelltretende Vorsitzende des Awo-Ortsvereins, Gerald Beißwenger. Darum soll es im Jubiläumsjahr ein besonders Event geben – das Seifenkisten-Projekt.

Sommerfest
  Alle können sich daran beteiligen und sich ihre eigene Seifenkiste bauen. Die Teilnahme ist kostenlos. Die heißen Kisten sollen dann beim Jubiläums-Sommerfest in der Steinturnhalle am Sonntag, 29. Mai, ausgestellt und prämiert werden. Besucher haben dort die Möglichkeit, ihre Bewertung bezüglich der „schönsten Kiste“, des „technisch aufwendigsten Renners“ und der „ausgefallensten Kiste“ abzugeben. Nicht nur die Erstplatzierten, sondern alle Teilnehmer erhalten einen Preis.

Rennen
  Wenn es im Laufe des Jahres zu Lockerungen oder sogar zur Aufhebung der Coronamaßnahmen kommen sollte, können die gebauten Seifenkisten eventuell im Juli bei einem Rennen in Aktion gesehen werden. Anmeldungen mit den technischen Vorgaben sind bis Ende März möglich, beim Awo-Ortsverein Leonberg unter der Telefonnummer 0 71 52 / 2 52 87.