Josef Eberle war der erste Herausgeber und Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung. Schon zuvor war er Dichter, später auch Mäzen. Während des Kriegs floh der mutige NS-Gegner mit seiner jüdischen Ehefrau vor den Nazis erst nach Lissabon, später in die Stuttgarter Wälder.

Stuttgart - Freiheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Duldsamkeit, Selbstachtung und Achtung vor dem Mitmenschen, Ehrfurcht vor Gott und dem Leben sollen uns keine bespöttelten Phrasen sein.“ Mit diesem Leitspruch, entstanden aus bitteren Erfahrungen und in der Hoffnung auf bessere Zeiten, wendet sich Josef Eberle in der ersten Ausgabe der Stuttgarter Zeitung am 18. September 1945 an die Leserschaft. Das Blatt umfasst nur vier Seiten, erscheint zunächst zweimal wöchentlich, denn Papier ist knapp. Stuttgart liegt in Trümmern: die moralische Katastrophe, die systematische Ermordung von sechs Millionen Juden, von politisch Andersdenkenden, von Sinti und Roma, von Homosexuellen und von Behinderten übersteigt das Vorstellungsvermögen.