Die Gemeinde Deizisau ist vor 750 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden. Das ist ein Grund, das ganze Jahr Geburtstag zu feiern.

Deizisau - Der nachvollziehbare Wunsch der Ordensschwester Irmengard von Weinsberg und deren Tochter Erlind, ein sorgenfreies Alter erleben zu wollen, versetzt 750 Jahre später eine ganze Gemeinde in den Freudentaumel. Schwester Irmengards Begehr, eine Fruchtabgabe und einen Geldzins von den Äckern in Deizisau zu bekommen, ist im Jahr 1268 zu Papier gebracht worden. Damit haben Mutter und Tochter, ohne es zu wissen, das Dorf auf die Weltkarte gelupft. Im Jahr 2018, ein dreiviertel Jahrtausend später, nimmt die inzwischen knapp 7000 Einwohner zählenden Neckartalgemeinde die erste urkundliche Erwähnung zum Anlass, Geburtstag zu feiern.

 

„Zum Glück steht in der Urkunde nur die Jahreszahl. So sind wir nicht auf einen Tag fixiert, sondern können das ganze Jahr über feiern“, sagt die Kulturmanagerin Katrin Walker. Als Projektkoordinatorin im Rathaus hat sie den Auftrag, die 365 Deizisauer Freudentage in geordnete Bahnen zu lenken. Schon seit dem Mai des vergangenen Jahres zieht sie die Jubiläumsfäden in der Gemeinde.

Schon zum offiziellen Auftakt des Jubeljahres am vergangenen Wochenende hat der Deizisauer Bürgermeister Thomas Matrohs einen Eindruck davon bekommen, dass Feiern auch mit Arbeit verbunden sein kann. Gleich drei Mal hat der Schultes zum Neujahrsempfang geladen. Traditionell in die Gemeindehalle, aber auch zu einem Kinderempfang in der Kelter und zu einem Termin mit den nicht mehr mobilen Einwohnern im Seniorenstift.

Die Feiern gehen im Monatstakt weiter

„Das war ein Novum, aber es hat sich gelohnt. Die Resonanz war an allen drei Terminen gewaltig“, freut sich Matrohs noch am Tag danach. So waren allein zum Kinderempfang mehr als 150 Buben und Mädchen gekommen. „Wir hatten zuvor an alle 462 Deizisauer Kinder im Alter zwischen drei und zehn Jahren eine Postkarte mit der Geburtstagseinladung verschickt“, sagt Katrin Walker, die ebenfalls überrascht davon war, wie überzeugend der Anspruch, alle Deizisauer Einwohner zu erreichen, schon am ersten Festwochenende eingelöst worden war.

Im Monatstakt wird es nun weitergehen. „Wir haben uns bemüht, in jedem Monat eine Programmpunkt anzubieten“, sagt Matrohs. Nach „Deizisau eröffnet. . .“ folgt im Februar „Deizisau feiert. . . mit dem Fastnetsumzug und dem Rathaussturm und im März „Deizisau verändert sich . . .“ mit einem dorfgeschichtlichen Vortrag, gehalten vom Esslinger Kreisarchivar, Manfred Waßner.

Wem die Zeit zwischen den Festen zu lang wird, der kann sich mit dem Jubiläumssekt bei Laune halten. Zu den über das Jahr hinweg angebotenen Geburtstagsartikeln zählt auch der Jubeltee „Mein Deizisau“, der auf der Internetseite der Gemeinde als säurearmer Früchtetee aus biologischem Anbau gepriesen wird. Seine auf Anregung der Bürgerwerkstatt zusammengestellte Fruchtabgabe – Himbeere, Zitrone und Äpfel – hätte sicherlich auch Irmengard und Erlind gemundet.

Auf der Zeitachse von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Höhepunkt
Die Gemeinde Deizisau feiert zwar das ganze Jahr hindurch Geburtstag, doch als Höhepunkt des Festreigens gilt das Bürgerfest vom 14. bis zum 16. September. „Deizisau jubelt. . . „ lautet das Motto der drei Tage, deren Ablauf aus der Bürgerschaft heraus bestimmt worden ist. Mit dem Herzstück des Jubiläumsjahres soll ein Wegzeichen gesetzt werden für die Lebensqualität in der Gemeinde. „Wir feiern das Jubiläum nicht nur mit einem rückwärtsgewandten Blick auf die Geschichte, sondern bewegen uns auf der Zeitachse von der Vergangenheit über die Gegenwart in Richtung Zukunft“, erklärt Katrin Walker.

Geburtstag
Neben Deizisau feiern zwei weitere Gemeinden im Landkreis einen runden Geburtstag. Reichenbach wird ebenfalls 750 Jahre alt und die erste Erwähnung von Wolfschlugen liegt 700 Jahre zurück. Dort ist anlässlich des Neujahrsempfangs eine Jubiläumsbriefmarke der BW-Post vorgestellt worden.