Spiel, Spaß und sogar die singenden Bürgermeister aus den Voralbgemeinden hat das Landkreisfest geboten – und viele weitere Überraschungen.

Göppingen - Überraschend vielfältig“, so lautet einer der Slogans, mit denen der Landkreis Göppingen seit einiger Zeit sein Image aufpolieren will. Überrascht waren zumindest viele Besucher des Landkreisfestes beim 80-Jahr-Jubiläum des Kreises. Immerhin ist diese kleine familiäre Leistungsschau, bei der die Kreisbewohner weitgehend unter sich geblieben sind und kaum auswärtige Gäste den Weg in die Werfthalle im Stauferpark fanden, erst die zweite ihrer Art. Das erste Landkreisfest zum 75-Jährigen liegt fünf Jahre zurück. So konnten die Aussteller an ihren Ständen mit vielem aufwarten, das in den vergangenen fünf Jahren entstanden ist.

 

Wildromantisches Naturerlebnis

Allgegenwärtig und Gegenstand vieler Nachfragen waren die Löwenpfade und Albtraufgängerrouten. Die neuen Premiumwanderwege, für die der Landkreis Qualitätssiegel und Wanderpreise einheimste, interessieren inzwischen auch die Göppinger selbst. Die Stadt Geislingen warb mit ganz ungewöhnlichen Panoramafotografien, die das Industriestädtchen von erwanderbaren Aussichtspunkten als wildromantisches Naturerlebnis in den Blickpunkt rücken.

„Die Leute kommen, sehen das und fragen, wo das denn sei“, sagt sichtlich erfreut Stephan Durant, der für das Stadtmarketing zuständig ist. Tatsächlich sei Geislingen nämlich mehr als ein Zwischenhalt am Albaufstieg oder der Fabrikverkauf der WMF. Dabei profitiert die Stadt von dem Trend zum Wandern, den der Landkreis entlang des Albtraufs losgetreten hat. „Die Besucher wollen auch von uns wissen, welche Wandermöglichkeiten es über die Löwenpfade hinaus gibt“, so Durant.

Die Kommunen umwerben die Besucher

An anderen Ständen blickte man etwas neidisch auf die neuen Angebote der Alb- und Voralbgemeinden. Da sei wohl im Stauferland rund um den Göppinger Hausberg ein Trend verschlafen worden, sagte ein kritischer Geist der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Dabei profitieren auch diese Gemeinden von einer anderen Offensive des Landratsamts: dem Ausbau des Radwegenetzes. „Da hat sich doch einiges getan“, sagte Ekkehard Steiß, der den Besucherandrang nutzte, um für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club und dessen erste Göppinger Bike-Nacht am Freitag zu werben. Göppingen selbst warb mit einer Märklin-Eisenbahn für seine Vorzüge. Die Stadt Eislingen trommelte mit einem Memory-Mitmach-Spiel für ihren Geschichtspfad.

Die Gemeinden aus dem unteren Filstal versuchten, ebenso wie die Schurwaldgemeinden, ihre Vorzüge gemeinsam an den Mann zu bringen. Wobei das Interesse unter anderen auch Franz Wenka, den Börtlinger Schultes, überraschte. „Touristisch haben wir vielleicht nicht so viel zu bieten, aber die Leute interessieren sich dann doch für Bauplätze oder dafür, wie wir es als 1800-Einwohner-Dorf schaffen, dass bei uns ein Seniorenzentrum gebaut wird“, erklärte Wenka.

Spiel, Spaß und die singenden Bürgermeister

Doch nicht an allen Ständen wurde so dezidiert nachgefragt. Die Unterhaltung sollte beim Landkreisjubiläum im Vordergrund stehen, und so waren auch viele Angebote mit Spiel und Spaß gewürzt. Bei der Verkehrspolizei durfte man am Quizrad drehen, an anderen Ständen sich verkleiden und fotografieren lassen. Versucherle gab es an Ständen auf der Empore der Werfthalle, wo Wurst-, Bier- oder Käsespezialitäten ebenso wie Säfte und Destillate aus dem Landkreis angeboten wurden. Auf dem Freigelände vor der Halle durfte man diverse Vehikel auf einem Fahrradparcours testen, dem Technischen Hilfswerk über die Schulter schauen oder einen Polizeihubschrauber aus der Nähe bestaunen.

Die Voralbkommunen beließen es nicht bei ihrem Gemeinschaftsstand. Die Bürgermeister der Kommunen haben sich wie bereits vor fünf Jahren wieder als Schultes Harmonists vereint. Das Programm versprach nicht zu viel: „Fragwürdige Gesangstalente und ausbaufähige tänzerische Qualitäten, Spaß an der Musik und guter Laune werden erneut das Publikum erfreuen“, hieß es in der Ankündigung. Und das sie das können, stellten die singenden Bürgermeister mutig und humorvoll unter Beweis. Ob sie für das nächste Landkreisfest in fünf Jahren eine dritte Auflage planen, blieb offen. Der Andrang jedenfalls dürfte den Veranstaltern Mut gemacht haben.