Wie kann ein Comedian die Oscars in Zeiten von Donald Trump moderieren, ohne zu politisch zu werden? Für Jimmy Kimmel wird die Show eine Gratwanderung. Schauspieler Morgan Freeman moderierte den Talkmaster dementsprechend ironisch an.

Los Angeles - Soll Jimmy Kimmel etwa nur die Quote retten? Jimmy Kimmel (49), der Komiker und Talkshow-Gastgeber der Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live!“, hat bei den diesjährigen Oscars keinen leichten Job: Zum einen muss er dafür sorgen, dass nach sinkenden Einschaltquoten in den Vorjahren wieder genügend Zuschauer die Show vor dem Fernseher verfolgen, zum anderen hat Kimmel ein gespaltenes Publikum vor sich; Trump-Befürworter und in den Reihen der Hollywood-Künstler verstärkt Trump-Gegner.

 

Kimmel, der erstmals die Oscars moderieren wird, weiß ganz genau, dass er es nicht jedem Zuschauer recht machen kann. In einem Interview mit der New York Times sagte er: „Ich weiß, dass am Ende irgendjemand enttäuscht sein wird. Ich weiß nur noch nicht recht, wer es sein wird.“

Das sind die Favoriten für die Oscars 2017.

Im liberalen Hollywood ist Trump ständig unter Beschuss. Doch kann die Academy Millionen Menschen an den Bildschirmen vergraulen, die auf das Oscar-Spektakel und zugleich auf Trump stehen? Für Kimmel wird das eine Gratwanderung. Amerika erlebe derzeit wilde Gefühlsschwankungen, meint der Komiker. „Wir wissen einfach nicht, in welcher Stimmung unser Land am Sonntag sein wird.“

Gratwanderung im hochpolitischen Amerika

Wie will Kimmel diese Gratwanderung im hochpolitischen Amerika bewältigen? Eine Antwort darauf gibt er vorab nicht. Bisher ging der Talkmaster nicht gerade zimperlich mit Trump und seinen politischen Äußerungen um. Bereits bevor Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, erfolgte in Kimmels Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live!“ Ende 2015 ein direkter Schlagabtausch. Thema: Diskriminierung von andersgläubigen Menschen. Trump äußerte bereits 2015, dass ein Einreiseverbot bestimmter Nationen in die USA möglich gemacht werden soll. Kimmel ging Trump direkt an mit der Frage: „Ist es nicht falsch, Menschen aufgrund ihrer Religion zu diskriminieren?“ Für Trump stand auch 2015 fest und er entgegnete: „Es gibt Menschen, die uns Böses wollen.“

Der Talkmaster machte sich auch noch nach der Wahl Trumps mehrmals über den US-Präsidenten lustig. Er zog die Inauguration Trumps wie auch politische Äußerungen des Präsidenten ordentlich durch den Kakao – nach der Vereidigung Trumps untermalte Kimmel zum Beispiel die Marschmusik mit dem musikalischen Thema von Star Wars, das jedes Mal Darth Vaders Erscheinen ankündigt:

Ob Kimmel während den Oscars ähnlich scharfzüngig auf die politische Lage in den USA eingehen wird, lässt er bislang offen. Künstler hingegen haben bereits angekündigt, bei den Oscars Flagge gegen Trumps Politik zu zeigen. Fest steht jetzt schon, dass Filmemacher offensiv gegen den neuen Kurs in Washington vorgehen und der Show fernbleiben wollen, darunter der vielfach ausgezeichnete iranische Regisseur Asghar Farhadi und seine Hauptdarstellerin Taraneh Alidoosti. Ihr Film „The Salesman“ ist - wie der deutsche Film „Toni Erdmann“ - für den Auslands-Oscar nominiert. Auslöser war Trumps Einreisestopp für Menschen aus sieben überwiegend islamischen Ländern. Zwar schritt ein US-Gericht inzwischen dagegen ein, doch bei dem Boykott soll es bleiben.

Kritische Äußerungen von Stars bei den Golden Globes

Auch Schauspielgrößen äußerten sich vor den Oscars bereits kritisch gegenüber der Trump-Administration: Anfang Januar legte Meryl Streep bei der Verleihung der Golden Globes einen Oscar-reifen Auftritt als Aktivistin hin. Ihr minutenlanges, mahnendes Plädoyer gegen Diskriminierung und Beschneidung der Pressefreiheit war eine unmissverständliche Schelte für Donald Trump. Streep war nicht zu bremsen - als Gewinnerin einer Ehrenauszeichnung waren Inhalt und Länge der ungewöhnlichen Dankesrede ganz in ihrer Hand. Und diesen Auftritt nutzte Streep für sich.

Dass Kimmel trotz stressiger Oscar-Vorbereitungen und aktueller Late-Night-Shows nicht den Humor verloren hat, beweist er mit einem Video, das auf seinem Twitter-Kanal zu sehen ist: Um für die Oscar-Verleihungen gut gerüstet zu sein, holte sich Kimmel Schauspiel-Urgestein Morgan Freeman als Sprecher für einen lustigen Film vor die Kamera – dieser ging mit dem Moderator nicht gerade zimperlich um: „Entweder er wird er der ganze Stolz der Stadt sein oder kläglich vor einem Millionenpublikum versagen.“ Kimmel kommentiert diese Ankündigung mit den Worten, dass eben nicht alle Reden von Morgan Freeman inspirierend seien.

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