Deutschlandweit wird die Zahl der günstigen Monatskarten auf 14 Millionen geschätzt. Die SSB hat 140 000 Kunden per Post angeschrieben. Und damit bei Nicht-SSB-Kunden für Verwirrung gesorgt.

Das 9-Euro-Ticket ist beliebt – und gleichzeitig eine Riesenherausforderung für die vielen Verkehrsverbünde in Deutschland, auch für die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) und die Bahn. Alle versuchen, es für die Kundinnen und Kunden so einfach wie möglich zu machen. Aber die Krux liegt bei der Masse wie so oft im Detail.

 

So ein 9-Euro-Ticket kann man sich auf ganz unterschiedlichen Wegen besorgen. Über die SSB Move-App beispielsweise geht das ganz problemlos und schnell per Smartphone, auch über die Navigator-App der Deutschen Bahn. In kaum einer Minute hat man das Ticket digital auf seinem Smartphone und schon kann die Fahrt losgehen. Nur vermeintlich komplizierter wird es, wenn man schon ein Abo hat, also etwa als Schüler, Student oder per Job-Ticket.

Abos der Verbünde zählen zu den 9-Euro-Tickets

Laut SSB sind in Deutschland schon geschätzt 14 Millionen gültige 9-Euro-Tickets im Umlauf. Dazu gehören auch alle Abo-Produkte der Verkehrsverbünde, also beispielsweise Jahresabos, für die regelmäßig ein fester Betrag vom Bankkonto abgebucht wird. Bei der SSB haben die Abo-Kunden in der Regel eine Polygocard. Und die gilt auch als 9-Euro-Ticket. „Innerhalb des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) besteht die Verabredung, die jeweiligen Abonnements gegenseitig anzuerkennen“, beantwortet die SSB-Pressestelle eine entsprechende Anfrage der Redaktion. „Die Abo-Produkte der Verkehrsverbünde sind nicht einheitlich gestaltet, was es PrüferInnen anderenorts in Einzelfällen erschweren kann, sie stets einwandfrei als gültiges 9-Euro-Ticket zu erkennen.“ Bei den allermeisten Tickets könnten diese jedoch „zufriedenstellend identifiziert werden. Das gilt auch für die Möglichkeit, einen QR-Code auszulesen.“ Dafür muss natürlich die Technik problemlos funktionieren.

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Um ganz sicher zu gehen, hat die SSB rechtzeitig vor dem 1. Juni allen ihren Abonnentinnen und Abonnenten per Brief eine ausgedruckte Zusatzbescheinigung für das 9-Euro-Ticket geschickt. „Wir haben 140 000 Menschen angeschrieben“, sagt SSB-Sprecherin Birte Schaper. Diese Papierbelege können jetzt zusammen mit der Polygocard außerhalb des VVS-Gebiets vorgezeigt werden, falls einem Kontrolleur die Karte allein nicht genügen sollte. Notwendig ist das aber nicht: „Die Abonnements der SSB sind dennoch auch ohne dieses Ergänzungsschreiben als 9-Euro-Ticket gültig.

Genau dieses Schreiben oder präziser dessen Nicht-Eintreffen hat beispielsweise bei einem unserer Leser für Verwirrung und Unmut gesorgt. Der Mann hat ein Job-Ticket und war verunsichert, weil Bekannte von ihm per Post von der SSB so eine „Bescheinigung zur deutschlandweiten Gültigkeit“ bekommen hatten, er aber nicht. Also wandte er sich zunächst an den VVS. Dort erfuhr er, dass sein Job-Ticket nicht über die SSB, sondern über die Deutsche Bahn laufe. Deswegen hatte er auch kein Schreiben der SSB bekommen. Sowohl bei der SSB als auch bei der Bahn wurde er dann darüber informiert, dass man keinerlei Zusatzbescheinigungen benötige.

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Die Einführung des 9-Euro-Tickets so kurz vor den Pfingstferien, also zur Lieblingsreisezeit vieler Deutschen, dürfte auch über die Feiertage und bis in die nächste Woche hinein immer wieder für Verwirrung sorgen, vor allem bei Kontrollen im so klein fragmentierten deutschen Verkehrsverbünde-System. Von der SSB heißt es dazu: „Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass sich Erfahrungen und Wissen im Umgang mit der Prüfung der 9-Euro-Tickets in Stuttgart und deutschlandweit in den ersten Tagen zunächst aufbauen müssen.“ Und die gute Nachricht für alle, die Angst vor ausufernden Diskussionen bei Fahrschein-Kontrollen haben: „Sollten im Einzelfall Zweifel an der Gültigkeit eines Produktes als 9-Euro-Ticket bestehen, wird die SSB vor allem in der Anfangsphase zugunsten der Fahrgäste entscheiden und sich um Klärung, also Wissensaufbau, bemühen.“ Das dürfte auch bundesweit so gehandhabt werden.

Kein 9-Euro-Ticket im Fernverkehr

In der Regel zwecklos sind Diskussionen allerdings, wenn man versucht, mit dem 9-Euro-Ticket ICE zu fahren. „Das Ticket ist nicht in den Zügen des Fernverkehrs (z.B. IC, EC, ICE) und in Fernbussen gültig.“ (Deutsche Bahn). Also nur Nahverkehr – Ausnahmen bestätigen aber auch da die Regel: Auf der Gäubahnstrecke zwischen Stuttgart und Singen etwa sind Intercity-Züge auch für den Nahverkehr zugelassen, das Neun-Euro-Ticket gilt also dort ausnahmsweise auch im IC.