A-ha haben in der Stuttgarter Schleyerhalle ihren Elektropop ins Akustische gebracht und mit reichlich Melancholie garniert.

Stuttgart - Die phasenweise zweitbeste Band der skandinavischen Popszene – die beste, jedenfalls die erfolgreichste war ABBA – war stets auch eine Elektropopformation. Ob die neckische kleine Keyboardmelodie in typischer 80er-Jahre-Manier („Take on me“) oder wahre Wogen an synthetischem Schönklang wie in „Stay on these Roads“: Sounds aus der Steckdose zählten immer zu den zentralen Elementen des A-ha-Stils – mal als dessen originäre Basis, mal als attraktives Make-Up. Und das Ganze soll nun nun auch in rein akustischer Manier nach dem Vorbild der MTV-Unplugged-Konzerte funktionieren? Das Stuttgarter Publikum zeigte sich jedenfalls etwas skeptisch – mit sechstausend Besuchern ist die bestuhlte Schleyerhalle am Dienstagabend nur zu etwa der Hälfte belegt. Andererseits: Mehr ist für diese Band in der Spätphase ihrer Karriere einfach nicht mehr drin; auch bei seinem Vollstromauftritt im April 2016 an gleicher Stelle zog das norwegische Trio nur rund dieselbe Menge an Konzertgängern an. Zwei Jahre später empfangen Morten Harket, Magne Furuholmen und Pål Waaktaar ihre Fans auf einem kleinen, an den vorderen Bühnenrand gezogenen Rondell nun mit gänzlich anderen Klängen und mit einem kleinen Brocken Schwäbisch – „wir freuen uns, unsere Deutschland-Tournee im Ländle beginnen zu können“, begrüßte Tastenmann Furuholmen das Publikum.

 

Statt Synthesizern hört man ein Klavier oder gar ein Spinett

Lupenrein unplugged geht es übrigens nicht zu an diesem Abend. In die siebenköpfige, in einem Halbkreis platzierte Begleitband (unter anderem mit einem aus der Heimat mitgebrachten Streichtrio) hat sich auch ein Elektrobassist hineingemogelt. Weiter ins Gewicht fällt dieser klitzekleine Etikettenschwindel aber nicht, denn die akustischen Klangfarben dominieren an diesem Abend eindeutig. Statt Synthesizern bespielt Furuholmen ein betagtes Spinett oder ein Klavier, Waaktaar wechselt munter zwischen diversen Akustikgitarren, und das Septett im Hintergrund assistiert mit Sounds von Klarinette bis Harmonium, ab und an übernehmen die Streicher die Melodieführung. Auch ohne elektronisches Beiwerk zeigen Evergreens wie „Stay on these Roads“ oder „Hunting high and low“ so ihre ganze melodische Pracht. Und wenn „Forever not yours“ oder das mit viel Applaus bedachte „Summer moved on“ in fast kammermusikalische Gefilde entschwinden, hat das fraglos einen hübschen, mal elegischen, mal strengen Charme.

Dennoch gerät dieser Abend, geschuldet einer von Seiten der Band leicht emotionslosen Darbietung wie auch den Tücken des Soundkonzepts, nur bedingt stimmungsvoll, bleibt merkwürdig „unhyggelig“. Über weite Passagen wirkt Morten Harkets Falsett steif und glanzlos, und seiner unbeschwerten Bestandteile beraubt, ertrinkt mancher Song fast in Schwermut. Oft fehlt es am nötigen Schwung und an den optimistischen Obertönen, die A-ha-Hits zu Perlen der Popgeschichte machten. „The living Daylights“ verpufft ohne jede Dynamik, „The Sun always shines on TV“ will trotz hübsch pulsierendem Beat nicht recht in die Gänge kommen. Am massivsten leidet ausgerechnet der A-ha-Erfolg schlechthin unter dieser übertrieben melancholischen Gangart: Zur bleiernen Ballade degradiert, wirkt der einst quirlige Tanzbodenfüller „Take on me“ geradezu verschenkt und wird zum etwas unglücklichen Finale eines Abends zwischen oho und naja.