Sindelfingens OB wirft Böblingen schlechte Arbeit vor.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Kreis Böblingen - Rund ein Jahr lang herrschte Ruhe beim Thema Erddeponie. Nun gehen die Wogen wieder hoch. Die für das Thema vom Kreistag eingesetzte Projektgruppe hatte eine neue Untersuchung empfohlen: Alle Steinbrüche im Kreis Böblingen sollen daraufhin überprüft werden, ob sie als Deponie für Erdaushub und Bauschutt taugen.

 

Einer, der sich in dieser Sache stets am lautesten zu Wort gemeldet hatte, ist Sindelfingens OB. „Warum 30 Hektar Wald abholzen, wenn es diese Option gibt?“, machte Bernd Vöhringer seinen Standpunkt erneut klar. Eine erste Standortsuche hatte vor zwei Jahren unter anderem zwei mögliche Areale im Sindelfinger Stadtwald ermittelt. Weitere Flächen gab es in Gebersheim und bei Weissach.

Mengen absichtlich hochgerechnet?

Sindelfingens Oberbürgermeister wirft dem Landratsamt in Böblingen schlechte Arbeit vor: Die Mengenschätzungen seien absichtlich hochgerechnet und die Steinbrüche als Standorte von vornherein ausgeschlossen worden. 200 000 bis 250 000 Tonnen - so hoch ist vermutlich der jährliche Bedarf bei der Entsorgung von Bauschutt und Erdaushub.

Um diese Menge zu ermitteln, war ein externer Gutachter beauftragt worden. Der Abfallwirtschaftsbetrieb ging vom Dreifachen aus. Das hat aber Auswirkungen darauf, wie groß die gesuchte Fläche sein muss. Vöhringer vermutet, dass der kreiseigene Abfallwirtschaftsbetrieb aus wirtschaftlichen Interessen so gehandelt hat, weil er die neue Erddeponie selbst betreiben will.

Bernd Vöhringer feiert das Ergebnis

Aber Tatsache ist nach wie vor, dass sich Bauschutt aus Umweltschutzgründen nicht einfach in Steinbrüchen entsorgen lässt. Dennoch feiert Bernd Vöhringer (CDU) die Entscheidung des Umweltausschusses des Böblinger Kreistags als Erfolg. Es sei interessant, dass die Projektgruppe wieder am Anfang stehe, sagt Sindelfingens Stadtoberhaupt. Obwohl das Thema laut Landratsamt so dringlich sei, seien zwei Jahre verschenkt worden. „Trotzdem freuen wir uns.“

Er gab sich relativ sicher, dass ein Steinbruch zum Deponiestandort taugt. Zwar kann möglicherweise kontaminierter Bauschutt dort nicht einfach abgelagert werden, aber für die Entwässerung gebe es eine technische Lösung,. „Eine Erddeponie im Wald wäre ein Skandal“, findet Bernd Vöhringer. Dem Landrat Roland Bernhard warf er vor, die Bevölkerung ohne Not verunsichert und Zwist gesät zu haben. „Wir erwarten jetzt, dass die Verwaltung den Auftrag endlich erledigt“, erklärte er.

Hoffnungen ruhen auf Steinbruch-Lösung

Die Hoffnungen ruhen nun vor allem auf dem Steinbruch der Firma Baresel in Ehningen. Von dem Unternehmen kam das Angebot, untersuchen zu lassen, ob auf dem aufgefüllten Steinbruch eine Erddeponie errichtet werden kann. Ein Ingenieur der Firma hat dafür mögliche Lösungen vorgestellt, wobei es sich mehr um grobe Pläne gehandelt habe, die noch nicht in Deutschland umgesetzt worden sind.

„Das wäre mir natürlich auch lieber, als Wald abzuholzen“, hatte der SPD-Kreisrat Peter Pfitzenmaier aus Leonberg unserer Zeitung gesagt. Aber ob diese Idee überhaupt genehmigungsfähig sei, sei eine ganz andere Frage. Und die nächste Frage sei, ob überhaupt die Bereitschaft in der Gemeinde vorhanden sei, dass dort die nächsten drei Jahrzehnte Lastwagen anrollen.