Das Zeichen mit den verschlungenen Pfeilen kennt fast jeder: Der Grüne Punkt wird seit einem guten Vierteljahrhundert auf Plastikverpackungen gedruckt. Nun steht bei der Firma, von der das Symbol kommt, ein Eigentümerwechsel bevor.

Lünen/Köln - Deutschlands größter Entsorgungskonzern Remondis kauft den Grünen Punkt. Man habe die Firma Duales System Deutschland (DSD) zu hundert Prozent erworben, teilte Remondis am Donnerstag in Lünen mit. Bisheriger Eigner war eine britische Investorengruppe, der Kaufpreis wurde nicht bekannt. DSD hält die Markenrechte am Recycling-Zeichen Grüner Punkt. Zur Gültigkeit der Übernahme fehlt noch das grüne Licht der Kartellbehörden.

 

Das Kölner Unternehmen ist das größte von neun dualen Systemen in Deutschland, die für den Handel und die Industrie die Entsorgung und Verwertung von Verkaufsverpackungen übernehmen. Mit dem Namen Duales System war ursprünglich gemeint, dass es neben dem kommunalwirtschaftlichen Entsorgern noch ein zweites, von der Privatwirtschaft organisiertes System gibt.

DSD wurde 1991 als Selbsthilfeorganisation der Privatwirtschaft gegründet und war lange Monopolist. Nach dem Einschreiten der EU-Kommission 2001 entstanden Wettbewerber. 2016 erzielte DSD 561 Millionen Euro Umsatz, die Mitarbeiterzahl lag zuletzt bei 442. Das Unternehmen regelt die Abholung von rund einem Drittel des Verpackungsabfalls, der in Deutschland in Gelben Tonnen oder Gelben Säcken landet. Der Marktanteil ist aber in den vergangenen Jahren gesunken, da das Unternehmen Großkunden verlor.

Kleine Abfallbetriebe sehen die Fusion kritisch

DSD sammelt den Abfall aber nicht selbst ein, sondern vergibt dafür Aufträge an Müllabfuhr-Firmen und an Sortieranlagen. Wenn DSD künftig also Remondis-Müllabfuhren beauftragt, bliebe der Auftrag gewissermaßen im eigenen Haus. Ein Remondis-Sprecher verwies aber darauf, dass man bei der Abholung eigene Tochterfirmen nicht bevorzugen könne, sondern stets das beste Angebot annehmen müsse. Wettbewerber Alba hat mit Interseroh bereits ein eigenes duales System. Der Berliner Konzern ist aber viel kleiner als Remondis.

Vertreter von kommunalen und kleineren privaten Abfallbetrieben sehen den Zusammenschluss kritisch - sie warnen vor einem Branchenriesen und weniger Wettbewerb auf dem Entsorgungsmarkt. Die Kartellbehörden sollten eine solche „Hochzeit der Giganten“ verhindern, fordert Eric Rehbock vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse).

Duale Systeme stehen seit Jahren unter Druck

Remondis hatte 2017 seinen Umsatz um 1,2 Milliarden Euro auf 7,3 Milliarden Euro gesteigert. Das Familienunternehmen ist mit großem Vorsprung Marktführer - die Nummer Zwei der Branche, Alba, kam nur auf 1,8 Milliarden Euro. Mit seinen rund 33 000 Mitarbeitern ist es unter anderem in der klassischen Müllabfuhr tätig, entsorgt Gewerbeabfälle und betreibt Sortier- und Recyclinganlagen.

Das Recycling von Kunststoff sei ein großes politisches Thema, sagte Remondis-Chef Ludger Rethmann. Die Marktperspektiven seien gut, DSD eröffne seiner Firmengruppe „ganz neue Möglichkeiten“.

Die dualen Systeme stehen seit Jahren unter Druck, da schwarze Schafe am Markt Müllmengen kleinrechnen und so Kosten drücken - tatsächlich ist also mehr Verpackungsmüll in den Tonnen und Säcken als gemeldet. Das schadet anderen dualen Systemen, da Kosten zur Abfallabholung und Sortierung auf alle Systeme verteilt werden. Eine neue Instanz, die im Januar ihre Arbeit aufnimmt, soll mehr Transparenz bringen und diese Probleme beseitigen - das ist ein Grund für den Optimismus von Remondis. Durch den Kauf von DSD wird das Unternehmen nun mit einem Schlag Marktführer auch bei den dualen Systemen.