Im Idealfall profitieren alle davon: Privatleute können – oft in ihrer Freizeit – als Chauffeur etwas dazuverdienen. Und die Kunden zahlen deutlich weniger als für ein Taxi. In der Praxis freilich verschulden sich viele Fahrer, um ein vorzeigbares Auto zu erwerben. Die Gewinnmargen werden immer stärker gekürzt.  Gleichzeitig macht sich mit Lyft ein Wettbewerber breit. Während man dort den Fahrern über die App auch ein Trinkgeld geben kann, war das bislang beim Marktführer nicht möglich.

 

Auch ansonsten ist die Unternehmenskultur bei Uber dringend verbesserungswürdig.  Vor vier Monaten veröffentlichte eine Software-Ingenieurin nach ihrer Kündigung einen Essay über die „befremdlichen und gruseligen“ Erlebnisse bei Uber. Ihr Bericht über geduldete sexuelle Belästigungen  am Arbeitsplatz löste eine Flut weiterer Beschwerden aus und führte zu einer Untersuchung durch Ex-Justizminister Eric Holder. Nach seinen Erkenntnissen hat das männerdominierte Unternehmen nicht einmal grundlegende Vorschriften zum Schutz seiner Angestellten vor Diskriminierung, Mobbing und Sexismus. Daraufhin wurden 20 Leute – darunter auch einige Manager –  gefeuert und andere in Schulung geschickt.

Kalanick hält weiter die Mehrheit der Aktien

Doch die Probleme für Uber blieben. Eine Reihe ranghoher Mitarbeiter kündigten. Kalanick konnte niemanden finden, der als starker zweiter Mann mit ihm zusammenarbeiten wollte, wie es Holder empfohlen hatte. Dann tauchte das eingangs geschilderte Wut-Video auf. Und schließlich laufen Ermittlungen, weil Uber mit einer Software seine Benutzer ausspioniert und so die Kontrollen von Behördenmitarbeitern umging.

Somit machte der einstige Überflieger aus dem Silicon Valley zuletzt fast täglich   Negativschlagzeilen. Uber wurde zum Synonym für Regelbrüche, Rücksichtslosigkeit und Wachstum um jeden Preis. Für die „New York Times“ ist der Fahrvermittler bereits ein „Paradebeispiel dafür, wie die Start-up-Kultur scheitern kann“. Das wollen die Investoren mit ihrem drastischen Schritt nun vermeiden. Ob sie  Erfolg haben,  ist ebenso offen wie die künftige Rolle von Kalanick: Der umstrittene Firmengründer hält weiter die Mehrheit der Uber-Aktien und bleibt Mitglied des Verwaltungsrates.