„Vier Fäuste für ein Halleluja“, „Zwei wie Pech und Schwefel“: die Filme von Bud Spencer und Terence Hill genießen Kultstatus. Ein Chor in München widmet sich ganz der Musik dieser Streifen.

München - In der ersten Reihe des Chors steht ein Mann, der genauso gut auf dem Heavy-Metal-Festival in Wacken headbangen könnte. Ein paar Plätze weiter wippt eine junge Frau zu Gitarrenklängen - mit einer Flasche Bier in der Hand. Dass hier kein klassischer Kirchenchor probt, wird auf den ersten Blick deutlich. Auch wenn der Liedtext selbst noch nichts verrät: „Lalalala-La-La, Lalalala-La-La, Lalalala-Laa-La-Laa-Lalala-La-La“.

 

Es ist das Stück des Feuerwehrchors aus dem Film „Zwei wie Pech und Schwefel“. Bud Spencer höchstpersönlich trällerte damals mit. Mehrere Dutzend Sänger und Sängerinnen in München haben es sich mittlerweile zum Herzensanliegen gemacht, ihr Repertoire ausschließlich aus Filmen von Spencer und/oder seinem Kompagnon Terence Hill zu bestücken. Der Bud-Spenzer-Heart-Chor (das „Z“ hat die Gruppe vorsätzlich eingebaut) ist längst kein kleiner Kneipenchor mehr, auch wenn er sich meistens in einer Kneipe zur Probe trifft. Inzwischen gilt allerdings ein Aufnahmestopp für neue Mitglieder. Chorleiter Dominik Schauer muss bei den vielen Anfragen aussieben.

Ein Z der Markenrechte wegen

„2017 hatten wir gut 20 Auftritte. Dieses Jahr werden es sicher genauso viele“, sagt er. Private Anfragen etwa für Hochzeiten könne er nicht annehmen. Dafür sang der Chor schon bei einer Vernissage, beim Weihnachtsbaumschmücken in der Nachbarschaft der Stammkneipe und - soweit man das im zweiten Jahr bereits sagen darf - traditionell an Spencers Todestag, dem 27. Juni, in einem Club in der Innenstadt.

Beim Spencerhill-Festival stand der Bud-Spenzer-Heart-Chor gar vor Tausenden Fans auf der Bühne. Dass im Chornamen Spencer mit Z geschrieben wird, hat laut Schauer vor allem mit Abgrenzung zu tun. Mit Spencers Manager habe er wegen markenrechtlicher Bedenken gesprochen: „Der hat gesagt, Bud hätte sich sicher gefreut, dass es so einen Chor gibt.“

Kraftkerl mit Kultstatus

Das ungleiche Schauspieler-Paar Spencer/Hill prägte über Jahrzehnte hin mit Filmen wie „Vier Fäuste für ein Halleluja“ das Genre des Italo-Westerns – beziehungsweise, krempelten es ins Komische um: Ohrfeigen ersetzten Revolverschüsse, richtig brutal und blutig wurde es aber nie. Während Terence Hill mit 79 Jahren nach wie vor durch die Weltgeschichte tourt, zuletzt diesen Sommer, starb Spencer 2016 im Alter von 86 Jahren.

Dass der vollbärtige Kraftkerl schon zu Lebzeiten Kultstatus erreicht hatte, bezeugt nicht nur ein nach ihm benanntes Freibad in Schwäbisch Gmünd. Spencer habe in Deutschland etwa vier Millionen Fans, schätzt Michael Maaß von der Spencerhill Event GmbH, die jährlich ein Fantreffen organisiert. „Wahrscheinlich sind es auch mehr, wenn man den Begriff Fan etwas locker sieht. Denn schlussendlich kennt jeder die Filme oder hat sie schon mal gesehen, zumindest in der Altersgruppe ab 20.“ Unverändert lägen die Einschaltquoten bei bis zu drei Millionen Zuschauern.

Zündende Idee

„Im Vergleich zu anderen Ländern hat Deutschland die größte und treueste Fangemeinde“, sagt Maaß. „Italien ist zwar Herkunftsland der beiden und hat auch eine große Community - aber in Deutschland ist sie gut organisiert.“ Der Kult sei noch in Österreich, der Schweiz und Ungarn verbreitet, „auch mit sehr viel Hingabe“. Dort gebe es Coverbands, ein Chor wie der Münchner sei ihm aber nicht bekannt.

Los ging es mit dem, als ein befreundetes Ehepaar Hill seinen Sohn Terence Anfang 2017 taufen lassen wollte. „Da hab’ ich meinen Erstkontakt gehabt“, sagt Schauer. Die eingefleischten Fans der Spencer-Filme hätten den Namen für ihr Kind absichtlich so gewählt und sich zur Taufe musikalisch die Klassiker gewünscht. Der Musikpädagoge und Konzertpianist Schauer erzählte davon im Freundeskreis - und weckte prompt Interesse an einem Chor, der sich voll und ganz auf Musik eben jener Spielfilme konzentriert.

Kein Männermangel

Die Möglichkeiten sind dabei nicht so begrenzt, wie man meinen könnte. Rund 30 Stücke hat der Chor schon im Repertoire. Und Schauer sagt, er kenne selbst noch nicht alle. „Die Lieder eint eine unverblümte und sehr charmante Schlagerhaftigkeit“, findet er. „Wer den Song hört, weiß, wie die Geschichte geht.“ In der Regel machen die Stücke gute Laune, das merkt man den Chorproben an.

Dennoch fordert er die Musiker bei der Probe wie ein strenger Lehrer, bricht bei Fehlern ab, mahnt Lautstärke an, verlangt ein Lächeln, legt Wert auf genaue Aussprache, gibt Atemtipps und lässt mehrmals den Abgang von der Bühne üben. Bei Auftritten begleitet die Sänger eine Band mit Kontrabass, Gitarren und Cajón. „Wir halten uns ans Original-Arrangement“, sagt Schauer. Die spezielle Ausrichtung des Chors mache sich zudem bei der Mitgliedersuche bemerkbar: „Anderen Chören fehlen oft Männerstimmen. Das Problem haben wir nicht.“