Im Skandal um heimlich aufgenommene Sarkozy-Gespräche läuft der erste Prozess. Frankreichs Ex-Präsident will eine Löschung der Mitschnitte im Internet erreichen - bleibt der Anhörung aber fern.

Im Skandal um heimlich aufgenommene Sarkozy-Gespräche läuft der erste Prozess. Frankreichs Ex-Präsident will eine Löschung der Mitschnitte im Internet erreichen - bleibt der Anhörung aber fern.

 

Paris - Frankreichs früherer Präsident Nicolas Sarkozy (59) und seine Frau Carla (46) fordern in einem Eilverfahren die sofortige Löschung von heimlich aufgenommenen Gesprächsmitschnitten aus dem Internet. In einem am Montag in Paris begonnenen Prozess gehen sie dabei in erster Linie gegen die Nachrichten-Webseite Atlantico vor. Es sei nicht hinnehmbar, dass von einem Berater ohne Einverständnis aufgenommene Unterhaltungen ohne Einwilligung verbreitet würden, begründeten die Sarkozys über ihre Anwälte den Schritt. Das Ehepaar erschien nicht persönlich zu der Anhörung. Die Entscheidung in dem Verfahren kündigte das Gericht für den kommenden Freitag an.

Juristen gehen davon aus, dass Sarkozy mit dem Prozess vor allem die Veröffentlichung weiterer Gesprächsmitschnitte aus seiner Amtszeit (2007-2012) verhindern will. Das bislang bekanntgewordene Material ist eher harmlos. Thema sind unter anderem Lästereien über Parteifreunde und unverfängliche private Dinge.

Wie die Aufnahmen in die Hände von Medien gelangten, ist noch unklar. Der dem rechten Lager zuzurechnende Berater Patrick Buisson behauptet, ihm seien die Dateien gestohlen worden. Das Ehepaar Sarkozy hat dennoch auch gegen Buisson Anzeige wegen Verletzung der Privatsphäre erstattet. Er soll 30.000 Euro Schadensersatz zahlen, die an die Aids-Stiftung von Carla Bruni-Sarkozy gehen sollen.

Sarkozy eröffnete am Montag in Nizza zusammen mit Bernadette Chirac, der Ehefrau seines Vorgängers, ein Zentrum für den Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit - ohne jedoch in der Öffentlichkeit über die Abhöraffäre zu reden. Frau Chirac gilt als treue Unterstützerin Sarkozys, der zuletzt eine Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2017 nicht mehr ausschloss. Nach der Wahl 2012 hatte er das Präsidentenamt an den Sozialisten François Hollande abgeben müssen.