Sie haben sich zum Abschluss ihrer Schulzeit etwas Besonderes einfallen lassen: Die Abiturientinnen und Abiturienten der Waldschule haben sich einen ungewöhnlichen Ort für die Übergabe ihre Abschlusszeugnisse ausgewählt.

Stuttgart - Einmal auf der ganz großen Leinwand zu sehen sein: für die Abiturienten der Waldschule in Degerloch wurde dieser Traum am Dienstagabend auf dem Cannstatter Wasen Wirklichkeit. Die jungen Erwachsenen bekamen auf dem Gelände des derzeit stattfindenden Kulturwasens ihre Abiturzeugnisse überreicht.

 

Der große Moment wurde auf die aufgebaute Leinwand übertragen. Die Schüler saßen während dem zweistündigen Festakt in kleinen Sitzgruppen vor der Leinwand. Eltern, Großeltern und Freunde in rund 100 Autos dahinter.

3153 Abiturienten in diesem Jahr in Stuttgart

Den Ton konnten sie über ihre Autoradios empfangen. „Jede Schule in Stuttgart hätte die Möglichkeit hier nutzen können. Aber man muss eben darauf kommen. Sie haben einen kreativen Umgang mit der Situation bewiesen“ sagt Schulleiter Kai Buschmann bei seiner Begrüßungsrede. Buschmann lobt aber nicht nur die Kreativität der Schüler, sondern, trotz Fernunterricht und verschobenem Prüfungstermin, auch ihre Gesamtleistung: „So viele Abiturienten mit einer Eins vor dem Komma hatten wir noch nie“, sagt Buschmann.

3153 Abiturienten gab es dieses Jahr in Stuttgart, 685 von ihnen besuchten private, allgemeinbildende Gymnasien. An der Waldschule haben 61 Prüflinge das Abitur bestanden. Diese Zahl stellte die Organisatoren vor eine Herausforderung. Zwar sind seit 1. Juli Veranstaltungen mit bis zu 250 Personen wieder erlaubt – mit Eltern, Geschwistern und vor allem Risikopatienten wird eine feierliche Zeugnisübergabe dennoch zur Herausforderung.

Eine Übergabe als Trost

„Wir haben hin und her überlegt und verschiedene Szenarien durchgespielt. Dann hat mir ein Bekannter geraten, doch einfach beim Kulturwasen zu fragen“, sagt Felix Hahn, Abiturient am Waldgymnasium. Gesagt, getan – zwei Stunden nach dem Vorschlag sprach Hahn mit den Veranstaltern des Kulturwasens, die die Idee sofort gut fanden, wie Hahn erzählt. Also nahmen er und seine Mitschüler das Geld, das sie bei Bewirtungsaktionen für den Abiball gesammelt hatten, und buchten die ungewöhnliche Location. „Wir sind froh, dass unsere Zeugnisübergabe so stattfinden kann. Es ist ein schöner Trost“, findet eine Abiturientin.

Nach der Rede von Schulleiter Buschmann ist es dann soweit: „Der letzte Weg, der als Schulweg zählt und so versichert ist,“ wie Buschmann es ausdrückt, steht an – der Weg, um das Zeugnis in Empfang zu nehmen. Unter Applaus und Hupen treten die Schüler in Fünfergruppen auf die Bühne und beenden so in diesem ganz besonderen Rahmen ihre Schullaufbahn. Den restlichen Abend verbringen die meisten dann im kleinsten Freundeskreis: „Viele von uns gehen jetzt noch in kleinen Gruppen was essen und dann noch ein bisschen weg. Bars und so haben ja wieder offen – ein wenig feiern kann man also“, sagt Felix Hahn. Klar, dass er für seine Organisation der Feierlichkeiten von seinen Mitschülern geehrt wird.