An den Gymnasien haben die Abiturprüfungen begonnen. Weil Deutsch nicht mehr automatisch schriftlich geprüft wird, sind am zweiten Tag gleich mehrere Fächer am Start.

Rems-Murr: Simone Käser (sk)

Noch bevor am Montag die Schüler ihr Können beim Start des diesjährigen Abiturs zeigen konnten, hatten am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Fellbach (FSG) die Eltern schon alles gegeben. Ausgestattet mit Leitern, klebten sie bunte Plakate an die Türen. „Die fiebern voll mit und wünschen ihren Kindern Glück. Und auch ich bin immer wieder so aufgeregt, als würde ich jedes Jahr mitschreiben“, sagt Heike Bangert, die kommissarisch die Funktion der stellvertretenden Schulleitung im FSG innehat.

 

Italienisch schreiben am Montag in Fellbach gerade mal neun Schüler

An der Fellbacher Einrichtung ging es am Montag für gerade mal neun Schüler mit Italienisch los. Schon deutlich mehr der insgesamt 98 Abiturienten waren dann am Dienstag gefragt. In den Fächern Sport, Bildende Kunst, Wirtschaft, Geschichte und Musik wurde es für 53 Schüler ernst. „Da war die gesamte Aula voll, aber es herrschte eine gute Atmosphäre“, sagt Heike Bangert und fügt hinzu, dass die Schüler im Vorfeld gebeten wurden, mit Maske zu kommen. Zudem habe es ein Testangebot gegeben.

Ausgestattet mit Vesperdose und Glücksbringer konnten sich die Schüler der Gymnasien dann beispielsweise in Geschichte mit der Weimarer Republik und der Besatzungszeit auseinandersetzen oder in Kunst Stillleben und Architektur vergleichen. „Es sind tolle Themen, nicht zu vergessen Sport, wo es um Gummistifel-Weitwurf ging“, sagt Armin Dunz, kommissarischer Schulleiter am Gustav-Stresemann-Gymnasium (GSG).

Insgesamt legen im Kreis 1011 Schüler das Abitur ab

Insgesamt wurden dem Regierungspräsidium Stuttgart an den öffentlichen allgemeinbildenden Gymnasien im Rems-Murr-Kreis 1011 Abiturienten gemeldet, an den privaten allgemeinbildenden Gymnasien und den Waldorfschulen im Kreis 85 Abiturienten. Zudem wurden dem Regierungspräsidium Stuttgart an den öffentlichen Beruflichen Gymnasien im Kreis 461 Abiturienten gemeldet, an den privaten Beruflichen Gymnasien im Kreis 107 Abiturienten.

Dass nicht wie bisher üblich mit Deutsch gestartet wurde, liegt an einer Prüfungsänderung, die bereits im vergangenen Jahr zum Tragen kam. „Nur noch wer Deutsch als Leistungsfach gewählt hat, tritt darin zur schriftlichen Prüfung an“, sagt Armin Dunz. Früher hätten alle das Fach Deutsch vierstündig gehabt und wären darin automatisch zur schriftlichen Prüfung angetreten. „Jetzt ist das nur noch bei denen der Fall, die es fünfstündig wählen. Alle anderen haben es als mündliche Prüfung“, erklärt Armin Dunz und fügt hinzu, dass 25 Schüler an diesem Mittwoch Deutsch schreiben. Insgesamt legen am GSG 86 Schüler das Abitur ab. Dazu kommen zwei Schulfremde, die vom Regierungspräsidium zugewiesen wurden.

Fünf Fächer gleichzeitig beim „Großkampftag“ im GSG

Doch davor hieß es für die Schmidener Einrichtung erst mal den „Großkampftag“, wie Armin Dunz es beschreibt, mit fünf Fächern am Dienstag zu stemmen. Dafür waren in der Festhalle Schmiden viele Tische aufgestellt. Und die Stimmung sei von Anfang an ruhig, konzentriert und angenehm gewesen. „Es gab weder Nervenzusammenbrüche, noch Geschimpfe.“ Aber die Jubelschreie blieben auch aus. Die gab es schon eher in aller Frühe bei den vom Abitur betroffenen Lehrkräften. Gemeinsam mit Armin Dunz, der dafür bereits um kurz nach vier Uhr aufgestanden war, wurden um 6 Uhr die Themenumschläge geöffnet. Und alle waren zufrieden mit den Aufgaben.

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Apropos Wahl: Wegen der Pandemie gab es eine erweiterte Vorauswahl für die Lehrer. „So können sie jeweils diejenigen Aufgaben für ihre Prüflinge auswählen, die am besten zum erteilten Unterricht passen“, heißt es dazu in einem Schreiben des Kultusministeriums. Zudem dürfen die Abiturienten wegen der widrigen Bedingungen eine halbe Stunde länger schreiben. Diese schwierigen Bedingungen sieht der kommissarische Schulleiter am GSG bei der Oberstufe nur bedingt. „Bei den Jahrgängen hat man ja schon immer geschaut, dass sie weitestgehend Präsenzunterricht haben. Außerdem sind die in einem Alter, in dem es online funktioniert“, sagt Dunz. Er wolle damit auf keinen Fall sagen, dass die Pandemie spurlos an den Schülern vorbeigegangen sei, „aber betrachtet man die reine Prüfungsvorbereitung, ist die so gut wie immer“. Dazu passend wurde jetzt bekannt, dass Abiturienten vergangenes Jahr trotz Pandemie ein Spitzenergebnis erzielten. So habe sich 2021 die Durchschnittsnote mit 2,15 an allgemeinbildenden Gymnasien im Vergleich zu den Vorjahren verbessert, teilt das Statistische Landesamt mit.

Werksvergleich oder Erörterung – das ist die Frage

Mal schauen, wie sich dieser Jahrgang schlagen wird. An diesem Mittwoch heißt es nun für 50 Schüler am FSG Werke wie den „Steppenwolf“ von Hesse oder „Der goldene Topf“ von E.T.A. Hoffmann zu vergleichen. Zudem sind Erörterungen, Kurzprosa, Gedichtsvergleiche oder auch das Schreiben eines Kommentars im Angebot. „Letzteres ist besonders anspruchsvoll und wird kaum gewählt“, sagt Heike Bangert.