In der Stadt ist es fast unerträglich heiß. Im Stuttgarter Höhenpark Kilesberg gibt es aber Plätze, an denen sich der Sommer genießen lässt.

S-Nord - Temperaturen über 30 Grad: Im Kessel brodelt’s. Deshalb freut sich so manch einer auf Urlaub im kühleren Norden – und der ist gar nicht weit weg vom Kessel. Um die drei Kilometer sind es bis zum 30 Hektar großen Höhenpark am Killesberg: Unzählige schattige Bäume, Bänke und Liegestühle, Wasserflächen mit Springbrunnen laden zum Ausruhen ein. Parkbesucher erzählen, warum sie den Park so mögen und welches ihre Lieblingsplätze sind.

 

Chef des Parks ist Volker Schirner: eher Kontrolleur als Besucher. Der Chef des Garten-, Friedhof- und Forstamts guckt in die Baumkronen: „Bei der anhaltenden Hitze wird das Holz schneller spröde und bricht. Deshalb müssen die Mitarbeiter jetzt auf die Wegesicherheit achten“ , stellt er fest. Und natürlich sorgen seine Leute jetzt auch dafür, dass die Rasensprenger den ganzen Tag an sind, damit die sommerliche Blumenpracht die Köpfe nicht hängen lässt: zur Freude von Lukas. Der Siebenjährige hat die Badehose an und springt unter der Blumendusche hin und her. Schirner, der in einem Bürogebäude am Parkrand schafft, hat mehr als einen Lieblingsplatz im Park. Einer davon ist nur wenige Meter von seinem Büro entfernt: Auf einem Mäuerchen zwischen Säulen aus grob behauenem Stein mit einer leicht berankten, schattenspendenden Pergola. „Leider hab ich nur selten Zeit, dorthin zu gehen“, stellt der Gartenamtschef fest. Seine Hauptsorge gilt im Moment weniger dem Park als den 40 000 durstigen Straßenbäumen. „Jeder Liter Wasser hilft jetzt. Deshalb bitten wir die Bürger per Aufruf, kräftig mitzugießen.“

Tiere gucken oder im Schatten den Sommer genießen

Ganz früh am Morgen im Park unterwegs sind die Schülerin Miriam Schmidt und Doris Schanz. Die 18-Jährige macht mit ihrer 79-Jahre alten Oma und Hund Maira einen Ausflug zum Tiergehege. „Wir mögen beide Tiere und haben Spaß, den Ziegen zuzugucken“, sagt sie. Die haben sich im Moment aber aber verkrümelt. „Macht nichts, dann setzen wir uns auf ein schattiges Bänkchen in Sichtweite und warten, dass sie sich wieder sehen lassen“, sagt die Oma.

Manuela Schweigert war früher, als ihr Sohn noch klein war, öfter mit ihm im Höhenpark und hat festgestellt, dass es dort immer noch genau so schön ist. Ihr neuer Lieblingsplatz: der Flamingosee. „Das ist ja fast wie Urlaub in Florida. Ich fühl mich wie im Paradies weit ab von Stuttgart“, schwärmt die 49-jährige Bankangestellte aus Remshalden. Ihr Vorsatz: Wieder öfter einen Ausflug ins nahe gelegene Paradies zumachen.

Direkt bei der Wasserfontäne am See: Das ist Ursule Matondo Baumanns Lieblingsplatze. Die 33-jährige Stuttgarter Wellnessberaterin entflieht gern und oft dem hektischen Treiben im Kessel. „Der Höhenpark ist ein wunderbarer Erholungsraum. Und das Wasser erfrischt und bringt mir Ruhe durch das Plätschern“, sagt sie und kritisiert, dass es in der Stadt selbst so gut wie keine Erholungsräume gibt. Sogar der Schlossgarten sei mehr Baustelle als Park sagt sie und meint, dass die Integration von Natur in die Stadt in Stuttgart zu wünschen übrig lässt.

Weil’s so schön spritzt“ ist der See mit Fontäne auch der Lieblingsplatz von den Zwillingen Jonathan und Clarissa. Die beiden Achtjährigen stammen aus Rosenheim, sind in den Ferien bei ihren Großeltern in Stuttgart zu Besuch Opa Josef Fuchs macht den Gärtnern ein Kompliment. „Alles ist trotz Trockenheit tipptop gepflegt. Da steckt viel Arbeit drin.“

Auf einem schattigen Bänkle

Franziska Hußnätter (33) und ihre Mutter Waltraud (61) sitzen gern auf einem schattigen Bänkle bei der Obstwiese. „Da kann ich meine Kinder springen lassen“, sagt die 33-Jährige. Und Nikhil (4) pflückt für die Oma auf der Wiese einen Feldblumenstrauß, während die jüngere Angelie ihr zuguckt. „Den Wechsel von wunderbar angelegten Beten und den natürlich wirkenden Wiesen mit Obstbäumen finde ich sehr gelungen. Ein bisschen wie auf dem Land mitten in der Stadt“, sagt die Oma.

Die Obstwiesen sind eine Reminiszenz an die schwäbische Landschaft. Seit König Wilhelm I. sind die Bürger aufgefordert, Obst anzupflanzen, um sich selbst zu versorgen. „Diese Idee ist bei der Gartenschau herausgearbeitet worden“, sagt Schirner.