Das prägnante rosa Wirtshaus an der Schemppstraße in Stuttgart-Riedenberg ist abgerissen. Ein Privatmann wird an der Stelle ein Mehrfamilienhaus errichten lassen. Als Hommage ans frühere Rössle hat er sich aber eine Überraschung überlegt.

Riedenberg - Ein Teil Riedenberger Geschichte ist fertig erzählt. Das Rössle ist verschwunden. Dieser Tage hat ein Abrissbagger das prägnante Gebäude in Altrosa dem Erdboden gleichgemacht. Damit haben sich die Hoffnungen der Riedenberger, dass es im Ortsteil in naher Zukunft wieder eine Gastwirtschaft geben könnte, zerschlagen. Dabei waren im Haus an der Schemppstraße 6 schon vor Jahren die Lichter ausgegangen.

 

Eine Sanierung wäre unwirtschaftlich gewesen

Von 1846 an hatten dort in der Gaststätte – der ältesten in Riedenberg – Menschen gespeist, im Erdgeschoss waren zudem wechselnd Metzgereien, ein Feinkostgeschäft und zuletzt eine kleine Mangelstube gewesen. 2015 aber hatte das Inhaber-Ehepaar Seidel nach 50 Jahren in der Gastronomie aus Alters- und Gesundheitsgründen aufgehört. Die Suche nach einem Nachfolger war gescheitert, weiß Christian Tatzel. Er ist der direkte Nachbar, er hat das alte Rössle gekauft und wird das Grundstück neu bebauen lassen. Aufgrund der Bausubstanz wäre eine Sanierung unwirtschaftlich gewesen, betont er. „Es war nicht rettbar.“ Drei Jahre lang haben die Abstimmungen mit den Ämtern in Anspruch genommen, erzählt er, noch in diesem Monat sollen die Bauarbeiten endlich beginnen. Ein Restaurant ist nicht vorgesehen, stattdessen werden auf zweieinhalb Stockwerken drei große Wohnungen und ein kleines Studenten-Appartement entstehen. Christian Tatzel wird selbst eine davon samt seiner Frau und den zwei kleinen Kindern beziehen. „Uns gefällt es hier super gut“, sagt der Ex-Göppinger, der bereits vor etwa neun Jahren sein Herz an Riedenberg verloren hat.

Ein ehemaliger Stammgast bekam ein Geschenk

Und da Christian Tatzel der Sillenbucher Ortsteil so wichtig ist, plant er eine Überraschung. Nach Rücksprache mit der Bezirksverwaltung hat er das goldene Rössle, das jahrzehntelang an einem 1,90 Meter langen Pfeil an der Schemppstraße baumelte, gesichert, eingelagert und will es, „sofern es geht“, am neuen Haus wieder aufhängen – als Hommage. „Ich weiß schon, dass ein Stück Riedenberger Geschichte zu Ende gegangen ist“, sagt der 48-Jährige. Er habe mit vielen ehemaligen Stammgästen gesprochen. Erst vergangene Woche, erzählt er, war ein Rössle-Fan aus Sielmingen da und hat sein Bedauern über das Aus des Lokals bekundet. Wenigstens eine Kleinigkeit konnte Christian Tatzel für den Mann tun: „Ich habe ihm ein paar Gläser aus dem Rössle als Erinnerungsstücke mitgegeben.“