Dass Opernstar Anna Netrebko nicht am 3. September auf dem Schlossplatz in Stuttgart auftreten darf, begründet Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) auch mit Sicherheitsbedenken. Eine Gesinnungsprüfung für Künstler gebe es nicht.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Künstlerinnen und Künstler, die auf Liegenschaften des Landes auftreten, müssen sich laut Finanzminister Danyal Bayaz „keiner Gesinnungsprüfung“ unterziehen. Dies hat der Politiker der Grünen auf Anfrage des SPD-Landestagsabgeordneten Martin Rivoir versichert. Bayaz verweist darauf, „dass wir die Verträge des Landes zur Vermietung von Liegenschaften für Konzerte dahingehend überarbeitet haben, dass extremistische Äußerungen auf Konzerten ausdrücklich verboten sind und Konzerte bei Zuwiderhandlungen auch abgebrochen, bzw. Verträge gekündigt werden können“.

 

Anna Netrebko ist nicht irgendeine russische Künstlerin“

Die Absage des Konzertes von Opernstar Anna Netrebko auf dem Schlossplatz begründet der Minister auch mit Sicherheitsfragen. Die Sängerin sei durch ihre langjährige Unterstützung von Präsident Putin, etwa bei der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim, „nicht irgendeine russische Künstlerin“. Da sich Frau Netrebko in der Vergangenheit als „sehr Kreml-nah“ präsentiert habe, wären Proteste gegen ihr Konzert von Gegnern des Krieges und Gegnern von Präsident Putin zu erwarten. Gleichzeitig könnten prorussische Demonstrationen kommen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden beide Seiten den Auftritt mit Protesten begleiten und somit unmittelbar aufeinandertreffen. „Vor diesem Hintergrund bestehen erhebliche Sicherheitsbedenken, die sich auch auf zivilrechtliche Vertragsverhältnisse auswirken“, erklärt Bayaz.

Heftige Proteste der Ukraine gegen Auftritt von Anna Netrebko in Paris

Dass Anna Netrebko längst zum Politikum geworden ist, zeigte sich bei ihrem jüngsten Auftritt in der Philharmonie in Paris, wo sie Werke von Rachmaninow, Debussy und Tschaikowsky interpretierte. Die ukrainische Botschaft hat dagegen via Twitter heftig protestiert. Dass das Konzert stattfinden könne, sei empörend, war zu lesen. Der Missklang zwischen der französischen öffentlichen Meinung, die die Ukraine unterstütze, und „der Heuchelei des Publikums, das der Putin-Freundin applaudiert“, sei traurig, teilte die diplomatische Vertretung des von Russland angegriffenen Staates mit.